Goch / Weeze. . Femke Goossen fand den Traumjob in der kleinen Gemeinde Weeze für eine 85.000-Einwohner-Stadt auf Zeit: Parookaville. Mehr als ein Bürojob.
Auszubildende bei Parookaville? Da werden die Augen groß. Wie kommt man denn da hin? Es war eine ganz normale Ausschreibung in der Zeitung: Die Parookaville GmbH sucht eine Auszubildende Kauffrau für Büromanagement. Femke Goossen bewarb sich. Das Vorstellungsgespräch muss überzeugend gut gewesen sein, denn es endete mit der Frage „Haste Bock?“ und zwei Wochen später fing sie an.
Mitschüler am Berufskolleg waren anfangs schon ein bisschen neidisch
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Anfangs waren die Mitschüler am Berufskolleg in Goch schon neidisch, dass sie diesen Ausbildungsplatz bekommen hatte, auf den sich auch andere Mitschüler beworben hatten. Aber inzwischen „haben mein Freunde erkannt, dass es auch nur ein Job ist. Es sind eher die Fremden, die Respekt davor haben“, sagt die 23-Jährige. Und doch: Es ist mehr als ein Job. Es ist großartig, da in Weeze zu arbeiten, wo ein ganzes Jahr lang „Wahnsinn, Liebe und pure Glückseligkeit“ für die erste Ferienwoche geplant werden: Deutschlands größtes Electronic-Music-Festival Parookaville, in 2019 vom 19. bis 21. Juli am Airport Weeze.
Erst hat sie es mit einem Biologe-Studium versucht
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Femke Goosen ist Niederländerin, zog mit sieben Jahren nach Goch, machte ihr Abitur an der Gesamtschule Goch und begann ein Studium in Biologie. Nach einem Semester wusste sie schon: „Das ist es nicht so“. Orientierung suchend, jobbte sie. Die Beschreibung der Parookaville-Stelle „hat mir gut gefallen, weil besonders organisatorisches Talent gefragt war.“
Dabei kannte Femke Goossen bis zur Bewerbung Parookaville nur durch Social Media. Da gewesen war sie noch gar nicht. „Nur ‘Rock am Ring’ und kleinere Singer-Songwriter-Festivals. In den Sommerferien war ich immer verreist.“ Vor zwei Jahren also stieg sie ins Team.
Von da an war ihr Weg sehr zielstrebig.
Zielstrebig Ausbildung verkürzt geschafft
Sie absolvierte eine Drei-Jahres-Ausbildung konzentriert in zwei Jahren und begann parallel noch ein Studium BWL, immer freitags und samstags in Mönchengladbach, das jetzt weiter läuft. Drei Jahre noch.
Die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement hat sie gerade frisch in der Tasche. Das ganze 36-köpfige Team an ihrem Arbeitsplatz hat ihr als Glückwunsch einen riesigen Erdbeer-Tortenboden in Herzform bei Reffeling bestellt und ein kleines Backwerk mit Lama-Gesicht und weißer Schokolade geschenkt. Tja, einmal erwähnt, dass sie Alpakas niedlich findet…
Und jetzt folgt der Arbeitsvertrag bei Parookaville
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Will sie sich nun weiter qualifizieren, zieht es sie in große Städte hinaus? „Nein, ich bleibe. Ich habe gerade meinen Arbeitsvertrag unterschrieben,“ strahlt Femke Goossen. Das Arbeitsklima ist wie vermutet: sehr cool. „Es ist ein besonderes Unternehmen“, sagt Femke. „Mein Beruf hier ist definitiv nicht nur Schreibtisch, der hat viele Facetten. Ich komme viel raus und kann vieles machen, wie ich es will.“
„Wir finden es ganz toll, dass sie bleibt“, sagt Bernd Dicks, einer der drei Geschäftsführer und Gründer der Parookaville GmbH und somit ihr Arbeitgeber. „Wir können uns Hundert Prozent auf sie verlassen. Mal eben ‘Crew York’ zu schmeißen, das schafft nicht jeder“, lautet sein Kompliment.
Crew-Camp und Unterbringung für 4000 Mitarbeiter organisieren
Crew York ist das Camp der Mitarbeiter, die die Stadt-auf-Zeit Parookaville auf die Beine stellen. Rund 4000 Leute in der Crew, von Technikern und Aufbau-Handwerkern, Sponsoren und Promotern bis zu Kellnern aus ganz Deutschland und weltweit müssen untergebracht werden. Das managt die 23-Jährige allein: Wo bekommt sie am Niederrhein freie Hotelbetten? – „Inzwischen sind alle ausgebucht“, sorgt sie für gute Belegzahlen. – Wo können die Crew-Mitglieder ihre Wohnmobile aufstellen, wo ihre Zelte im Camp? Wo braucht es Lichtmasten, Bauzäune, Duschcontainer und andere sanitäre Anlagen – wo kriegt man die überhaupt her? Letzteres fragt sie die Kollegen in der Abteilung technische Produktion, die im zweistöckigen Gebäude am Katharinenquartier 4-6 in ihren Büros hinter bodentiefen Glaswänden sitzen. Ebenso wie die Kreativabteilung, Marketing etc.
„Gute Leute sind für Jobs am Niederrhein schwer zu finden“
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Und auch Georg van Wickeren, ein weiterer Kopf (Pädagoge, Projektleiter) unter den Gründern. „Sie ist gut. Sie blickt durch“, sagt er über Femke Goossen. Bei ihm landen immer wieder mal Initiativ-Bewerbungen, aber so oft gibt es eben keine freien oder Ausbildungs-Stellen (zurzeit eine Auszubildende in der Grafik). Die meisten Mitarbeiter stammen aus der Region. Doch: „Gute Leute sind für Jobs am Niederrhein schwer zu finden“, stellt van Wickeren fest.
Dass sie Deutsch und Niederländisch muttersprachlich beherrscht, ist Femke Goossens Vorteil. Nicht nur Armin van Buuren, Afrojack oder das DJ-Team von Yellow Claw sind Niederländer, sondern auch jede Menge der Crew-Mitarbeiter, mit denen sie nun zu tun hat.
Ruhig bleiben in stressigen Situationen
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Kommt sie denn diesmal dazu, die fiktive Stadt mit über 300 DJs auf mehr als zehn Bühnen, mit Rathaus, Kirche, Postamt, Riesenpool, Kirmes, Stadtwald und so weiter ausführlich zu genießen? „Ein bisschen davon“. Auch während des Electronic-Music-Festivals hat sie alle Hände voll zu tun: „Da kommen natürlich Sachen, auf die man sich nicht vorbereiten kann“. Aber das ist es, was die Kollegen an ihr schätzen: dass sie ruhig bleibt in stressigen Situationen. Was dann hilft, ist ein Pott Kaffee. Mit Zucker. Mit sehr viel Zucker.
Femke Goossen hat ihren Traumjob gefunden: in der 10.000-Einwohner-Gemeinde Weeze für die 85.000-Einwohner-Stadt Parookaville. Im Büro, das mehr ist als ein Büro.
Parookaville 2018 - die schönsten Bilder von dem Festival