Kleve. . Rat Kleve beschloss inhaltlich von allen mit getragen, noch mehr auf Klimaschutz zu achten. „Fridays for Future“ bildeten Menschenkette.
Rund 80 Klever Bürger bildeten im Rathaus eine Menschenkette und forderten mehr Klimaschutz. Sie liefen offene Türen ein. Der Rat der Stadt Kleve beschloss am Mittwoch einstimmig den „Klimanotstand“ – als erste Stadt am Niederrhein. Gefordert hatte das „Fridays für Future“, vor einigen Wochen noch junge Schülergruppe, die mittlerweile Unterstützer jeden Alters aktiviert.
Die hatten erst draußen vor dem Rathaus auf Deutsch und Englisch den Klimanotstand skandiert, sich dann zum gemeinsamen „Die in“ (Totstellen) auf den Asphalt gelegt und schließlich die Treppen hoch eine Menschenkette bis in den Ratssaal gebildet. Zeitweise reihte sich auch Bürgermeisterin Sonja Northing in die Gruppe ein. Alle Ratsmitglieder begrüßten dann freundlich tisch-klopfend die „Fridays for Future“.
Anderen Bürgermeistern zur Nachahmung empfohlen
Northing kündigte an, dass sie mit anderen Bürgermeistern über ein Klimabündnis im Kreis Kleve gesprochen habe (der Landrat hatte es abgelehnt, wie berichtet). Northing aber habe dem Vorsitzenden der Bürgermeisterkonferenz bereits Kleves Klima-Resolution sowie das Konzept als „insektenfreundliche Stadt“ übermittelt. Zur Nachahmung empfohlen.
Seit Jahren umweltfreundliches Handel noch verbessern
Kleve kann dabei selbstsicher bereits auf Jahre umweltfreundlichen Handels zurück blicken, verpflichtet sich jetzt aber noch mehr, bei allem Tun, bei jedem Bebauungsplan auf Klimaauswirkungen zu achten mit dem
Ziel, die Co2-Emissionen um 30 Prozent zu reduzieren (von 2010 an gerechnet bis 2030).
Dazu gehörte auch, das gleich in dieser Ratssitzung vier Bebauungspläne zur Offenlage einen Anhang erhalten, dass man Schottergärten nicht wünsche, dass bei Neubaugebieten mindestens die Hälfte des Vorgartens begrünt sein solle.
Wolfgang Gebing , CDU, begrüßte „außerordentlich, wenn aus der Bevölkerung und von der Initiative einzelne Vorschläge zur Verbesserung kommen“. Petra Tekath, SPD, propagierte den Klimaschutz im Kleinen, etwa durch Trinkwasserbrunnen auf öffentlichen Plätzen und in Schulen sowie durch die beschlossene Anstellung eines Klimamanagers bei der Stadtverwaltung.
FDP-Mann beschloss mit seiner Familie: Keine Urlaubs-Flüge, kaum Fleisch
Alexander Bungert, FDP, enthielt sich der Stimme, weil ihm die Forderung in der Resolution „nicht weit genug“ ginge. Er habe mit Frau und Tochter beschlossen, nicht mehr mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen, zu 90 Prozent auf Fleisch zu verzichten und 100 Prozent Ökostrom von den Stadtwerken zu beziehen. Mit einem symbolischen Akt wie dem Klimanotstand sei es nicht getan, sondern führe dazu, dass die einzelnen Bürger die Verantwortung auf die Stadt verschöben. „Persönliche Lebensgewohnheiten einschränken – das ist das, was wir tun müssen“, appellierte der Freidemokrat. Lieber jetzt Geld ausgeben als später die Folgen tausendfach zahlen.
Seit 47 Jahren wird vor einem Klimawandel gewarnt
Zumindest die Ratsmehrheit scheute nicht die Resolution und den Begriff „Klima-Notstand“ und beschloss ihn. Das Wort bedeute einfach: in Not sein, von Gefahr bedroht, so hatte Michael Bay (Grüne) noch mal nachgeschlagen. Bay erinnerte, dass seit 47 Jahren vor einem Klimawandel gewarnt werde (Club of Rome „Grenzen des Wachstums“), dass seit 1979 jährlich eine UN-Klimakonferenz laufe. Er dankte der Gruppe ‘Fridays for Future’ : „Ihr habt den drive, den Antrieb gebracht. Lasst bloß nicht nach“.