Kreis Kleve. Wer sich für Berufe mit Computern, mit Apps und Software interessiert, kann jetzt auch die Berufsschulklasse am Kolleg in Kleve besuchen.
Das ist ein Beruf, der mit Computern, mit Apps und Software zu tun hat: Fachinformatiker. In diesem Beruf der Zukunft kann man nun auch am Berufskolleg in Kleve in die Ausbildung gehen. Das Kolleg Kleve hat jetzt die Genehmigung erhalten, eine Klasse einzurichten – und wenn die Nachfrage groß ist, auch zwei. Start ist schon zum kommenden Ausbildungsjahr.
Mit einem guten Zeugnis der Abschlussklasse 10 kann es los gehen, aber auch mit höherer Qualifizierung oder mit Vorbildung als Absolvent der höheren Berufsfachschule. Zunächst geht es um die Fachrichtung „Fachinformatiker für Systemintegration“. „Wer diese Ausbildung macht, verschließt sich keine Tür, öffnet aber viele“, wirbt Landrat Wolfgang Spreen. Der Kreis investiert 40 Millionen Euro in die Modernisierung des Kollegs – und auch dieser neuen Klasse.
Bisher mussten die Auszubildenden bis Krefeld und Duisburg zur Berufsschule fahren, oft fehlten sie über Wochen wegen des Blockunterrichts im Betrieb.
Berufsschule an zwei Tagen pro Woche
Das Kolleg in Kleve bietet nun Berufsschule an zwei Tagen pro Woche. „Wir haben das Verlangen schon länger gespürt, den Beruf hierher zu bekommen“, berichtet Peter A. Wolters, Leiter des Berufskollegs, von der Hartnäckigkeit. „Wir dürfen die Chancen nun nicht fahren lassen, genügend Auszubildende zu finden“, denn davon ist die Genehmigung der Bezirksregierung abhängig. Für dieses Jahr ist der Start sicher, weitere Anmeldungen noch möglich. Die Nachfrage muss aber auch für die Folgejahre stabil bleiben.
Nahezu in jedem Unternehmen gebraucht
Fachinformatiker werden nahezu in jedem Unternehmen benötigt, wo mit Computern und Software gearbeitet wird. Im Kreis Kleve fehlt es an Fachkräften, vor allem weil es keine Berufsschule vor Ort gab. Am Mittwoch nun luden das Kolleg und die Kreiswirtschaftsförderung Ausbilder*innen von rund 60 Betrieben aus dem Kreis Kleve ein, damit sie sich mit den Fachlehrern über die geplanten Inhalte, die Organisation und die Suche nach geeigneten Auszubildenden unterhielten.
Nicht allein die Schule vermittelt das Wissen, die Ausbildungsbetriebe tun es ja auch.
IHK und externe Dienstleister begleiten die Firmen
„Das kriegen wir schon hin“, vermittelt Christoph Kühnapfel Zuversicht. Externe Dienstleister wie er – er ist Geschäftsführer Firma Team-IT Group in Goch – begleiten die Ausbilder. Die IHK schult die Betriebe. Die ihrerseits tauschen bei Bedarf ihre Azubis phasenweise aus – wie es auch in Handwerksberufen üblich ist –, damit sie die Vielfältigkeit des Berufes erleben. „Wir müssen weg von dem Denken, wir wären Konkurrenz. Nein, wir sind Marktbegleiter“, sagt Kühnapfel. „Wir müssen den Standort Kreis Kleve vernünftig stärken.“
Auch die Eltern vom neuen Berufsweg überzeugen
Nicht nur die jungen Leute, nicht nur die Betriebe, auch die Eltern will Peter A. Wolters von der neuen Berufsausbildung überzeugen, damit sie ihren Kindern „den richtigen Impuls“ geben. Dass sie nicht immer abwandern in die großen Städten „und nicht zurück kommen. Wir brauchen sie nicht nur für die Betriebe, sondern auch für die Gesellschaft hier, die helle Köpfe“, wirbt Wolters. „Wir kommunizieren zu wenig, dass das ein attraktiver, richtig, richtig cooler Job ist“ und es hier „sehr, sehr lukrative Projekte gibt“, findet Kühnapfel.
Coole Aufträge und Projekte bei hiesigen Firmen
Denn auch die Firmen im Kreis Kleve haben durchaus ihre großen Aufträge anderswo. So schildert Christoph Kühnapfel, wie Auszubildende von hier bei Volkswagen in Wolfsburg einen virtuellen Rundgang durch den Produktionsbetrieb mit der 360-Grad-Kamera erstellten.
Oder der frisch gebackene Fachinformatiker Kay Eßelborn (23), der für seine Ausbildung noch die nervende eineinhalbstündige Anreise zur Berufsschule im Ruhrgebiet mitmachte, berichtet strahlend von „coolen Projekten“ bei Horlemann Elektrobau aus Uedem, wie Digitalisierung und vollautomatischem Arbeitsablauf beim Abladen des Schüttgutes in Kieswerken. Nicht nur Technische Firmen, auch Verwaltungen, auch Krankenhäuser brauchen IT-Fachkräfte.
Andere Kollegs waren zuerst gegen Kleves Konkurrenz
Der Weg zur Genehmigung des jetzigen Ausbildungsgangs „Fachinformatiker für Systemintegration“ in Kleve dauerte deshalb so lange, weil die anderen Berufsschulen gegen die Konkurrenz Bedenken erhoben. Inzwischen ist der Bedarf an IT-Fachkräften so hoch, dass es genügend Schülerinnen und Schüler für alle geben wird. Über die zweite Fachrichtung der „Anwendungsentwickler“ denke man bereits nach, sagt Berufskolleg-Leiter Wolters.