‘s-Heerenberg. . Auf einer neuen Fahrradroute zwischen Apeldoorn, ‘s-Heerenberg, Kleve und Moers können sich Niederrheiner auf die Spuren der Oranier begeben.

Für Menschen aus dem Ruhrgebiet gehört der untere Niederrhein eh schon fast zu Holland: Die Landschaft so flach, die Sprache so platt – und auf dem Weg zur Nordsee stellt sich das Feriengefühl quasi schon ab Hamminkeln ein. Die Niederrheinlande verbindet in der Tat eine ganze Menge, das zeigt auch die neue „Oranier-Fahrradroute“, die die wechselvolle Geschichte des niederländischen Königshauses Oranien-Nassau erlebbar macht. Zwischen Apeldoorn, ‘s-Heerenberg, Kleve und Moers gibt es jetzt eine 225 Kilometer lange Radstrecke, die viel Wissenswertes über die reiche Historie der Oranjes am Niederrhein vermittelt.

Auf den Spuren der königlichen Familie radeln

Die Strecke von Apeldoorn nach Moers.
Die Strecke von Apeldoorn nach Moers. © Christian Creon

Für Sjaak Kamps, Geschäftsführer der Euregio Rhein-Waal, führt dieser Radweg zu den schönsten Orten in der Grenzregion. Im Westen beginnt die Route beim malerische Paleis Het Loo in Apeldoorn, mit seiner einzigartigen barocken Parklandschaft – bis 1975 war das Haus der offzielle Sommersitz der niederländischen Königsfamilie. Man radelt weiter durch die Wälder der Veluwe, vorbei am ehemaligen Oraniersitz Engelenburg in Brummen und den malerischen Städtchen Rheden und Doesburg, um irgendwann ins mittelalterliche ‘s-Heerenberg bei Emmerich zu gelangen.

Das traumhaft schöne Huis Bergh steht für eine enge Verbindung zwischen den dortigen Grafen und dem Haus Oranien: 1556 schlossen Graf Wilhelm van den Bergh und Maria van Nassau den Ehebund auf Schloss Moers – ihren Lebensmittelpunkt hatten sie aber in ‘s-Heerenberg.

Die Affäre mit der Emmericher Bürgermeistertochter

In Emmerich erfährt der Radfahrer, dass Prinz Willem von Oranien hier eine Affäre mit Bürgermeistertochter Eva Elicx unterhielt und mit ihr ein gemeinsames Kind hatte: Justinus von Nassau. Später ließ der niederländische „Vater des Vaterlandes“ die Bürgermeistertochter aus Emmerich fallen wie eine heiße Kartoffel.

An den vier Schlössern entlang der Strecke befinden sich jeweils eine Info-Tafel und eine Sprachsäule.
An den vier Schlössern entlang der Strecke befinden sich jeweils eine Info-Tafel und eine Sprachsäule. © Christian Creon

In Kleve ist der nächste Schwerpunkt der Strecke. Auf der Schwanenburg befindet sich eine große Info-Tafel. Louise-Henriette von Oranien lebte hier einige Jahre und brachte in Kleve zwei Kinder zur Welt, unter anderem den ersten preußischen König Friedrich, der gehandicapt war. Der Grund: Louise-Henriette soll ihn im Babyalter auf der Schwanenburg fallengelassen haben.

Im Osten schließt die Route in Moers ab. Die Oranier herrschten von 1601 bis 1702 mehr als 100 Jahre über die Grafschaft. Moritz von Oranien ließ die Stadt aufwendig befestigen, die Reste sind bis heute zu sehen.

Schöne Natur und spannende Sehenswürdigkeiten

Projektleiterin Lianne Niemeijer hat darauf geachtet, dass die Strecke entlang schöner Natur und spannender Sehenswürdigkeiten führt. An den Schlössern in Apeldoorn, ‘s-Heerenberg, Kleve und Moers gibt es jeweils eine große Info-Tafel mit einer Sprachsäule. Hier können Radfahrer Wissenswertes über das Schloss und die Verbindung zu den Oraniern erfahren. Die gesamte Strecke ist abgestimmt auf das neue Knotenpunktsystem. Ein Begleitheft, welches jetzt für 6,50 Euro in den Rathäusern erhältlich ist, teilt die Strecke in Etappen ein und gibt zusätzliche historische Informationen.

Fahrradfahren verbindet die Grenzregion

Sjaak Kamp, Christoph Fleischhauer, Hubertina Croonenbroek und Josef Gietemann (vorne von links) kamen zur Eröffnung der Oranierroute.
Sjaak Kamp, Christoph Fleischhauer, Hubertina Croonenbroek und Josef Gietemann (vorne von links) kamen zur Eröffnung der Oranierroute. © Christian Creon

Josef Gietemann, stellvertretender Bürgermeister in Kleve, zeigte sich begeistert: „Dies ist ein schönes Beispiel grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Ich weiß wie aufwendig es ist, so etwas auf die Beine zu stellen. Aber der Einsatz hat sich gelohnt: Das Fahrradfahren verbindet die Region. Ich denke, dass Kleve davon profitieren wird.“

Ähnlich sieht es auch Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze: „Unser Herz ist oranje“, sagt er. Denn nach Emmerich kämen so viele Niederländer: „Für uns sind solche grenzüberschreitenden Initiativen daher sehr wichtig.“ Dass die Grenzstadt nun ausgerechnet mit einer Affäre des niederländischen Staatsgründers in Zusammenhang gebracht wird, zaubert ein Lächeln auf sein Gesicht: Emmerich ist eine Liebelei wert.

Fleischhauer: „So erlebt man Europa konkret“

Moers Bürgermeister Christoph Fleischhauer hat die Henriette in sein Herz geschlossen. Das Wahrzeichen der Stadt erinnert die Moerser an die niederländischen Verbindungen: „Ich werde diese Routen auf jeden Fall angehen. So erlebt man Europa konkret, ich finde das großartig.“

  • Die Oranier-Fahrradroute
  • Die Route umfasst eine Strecke von 225 Kilometern und ist vollständig ausgeschildert. Über das neue Knotenpunktsystem lassen sich die Etappen leicht finden und zu Hause zusammenstellen.
  • Auf der Internetseite www.oranierfahrradroute.de findet man weitere Informationen. In allen Rathäusern ist jetzt ein kleines Begleitbuch erhältlich: „Auf den Spuren der Oranier“. Es kostet 6,50 Euro.