Kleve / Wesel. . Die Feuerwehr hatte beim Löschen einer Werkstatt in Kleve eine professionelle Plantage entdeckt. Jetzt wird vier Männern der Prozess gemacht.

Beim Löschen eines Werkstattbrandes hatte die Feuerwehr im Juni 2018 zufällig eine Marihuana-Plantage in der Materborner Sackstraße entdeckt. Ein 53-jähriger Niederländer und ein 45-jähriger Pole sollen die Plantage in mehreren Räumen des Gebäudes betrieben haben. Zusammen mit zwei mutmaßlichen Dealern aus Ibbenbüren, die eine Drogenlieferung des Niederländers bezogen haben sollen, stehen die beiden seit Montag als Angeklagte vor dem Klever Landgericht.

Fünf Räume in Keller, Erd- und Obergeschoss

Laut Staatsanwaltschaft soll es sich in Materborn um eine „professionelle Plantage“ gehandelt haben. Fünf Räume in Keller, Erd- und Obergeschoss waren mit Zelten zur Aufzucht der berauschenden Pflanze ausgerüstet, zudem mit Bewässerungs- und Entlüftungsanlagen.

Mindestens 18,5 Kilogramm geerntet

Spätestens seit August 2017 sollen der Niederländer, der das Gebäude gemietet hatte, und der Pole die Plantage laut Staatsanwaltschaft betrieben haben. Dabei sollen sie mindestens 18,5 Kilogramm geerntet haben. Die rund 1000 Pflanzen, die nach dem Brand von der Polizei sichergestellt wurden, hätten wohl mindestens 26 weitere Kilogramm der Droge abgeworfen, so die Anklage.

Ein Großteil der Marihuana-Pflanzen überstand das Feuer.
Ein Großteil der Marihuana-Pflanzen überstand das Feuer. © Feuerwehr Kleve

Der Niederländer wurde dann im September vergangenen Jahres festgenommen, kurz darauf stellte sich auch der Pole. Beide wollten am Montag noch keine Angaben vor Gericht machen. Sie wollen zunächst kürzlich ergänzte Akten mit ihren Verteidigern besprechen und sich dann am zweiten Verhandlungstag äußern, ebenso wie der dritte Angeklagte, ein 30-jähriger Ukrainer.

Umfänglich äußerte sich am Montag hingegen der vierte Angeklagte, ein 31-jähriger Deutscher. Er wurde am 4. September 2018, eine Woche vor der Festnahme des Niederländers, gezielt auf der Autobahn angehalten.

Zwei Mann, ein Dobermann und eine Tasche

Mit ihm unterwegs im 150 PS starken Mazda: der Ukrainer, dessen Dobermann und 2,4 Kilogramm Marihuana, verstaut in einer Sporttasche. Laut Staatsanwaltschaft soll der Ukrainer das Marihuana in Wesel von dem Niederländer gekauft haben, bevor es auf dem Rückweg in die gemeinsame Heimatstadt Ibbenbüren zur Festnahme kam.

Der Fahrer erklärte allerdings am Montag, nichts von der verbotenen Ladung im Kofferraum gewusst zu haben. Er habe den Ukrainer, einen alten Bekannten, einige Tage zuvor zufällig im Café wiedergetroffen. Ob er ihn gegen Spritgeld zu einer Freundin in Wesel fahren würde, habe der Ukrainer ihn gefragt.

„Ich dachte, da wäre Kleidung drin“

Dort habe dieser noch ein paar „Klamotten“ liegen. „Von Rauschgift war nie die Rede“, so der 31-Jährige. Die Fahrt sei für ihn eine schöne Gelegenheit gewesen, mal vor die Tür zu kommen. Er sei zuletzt arbeitslos gewesen und habe sich hauptsächlich mit Filmen und Computerspielen beschäftigt.

In Wesel angelangt, sei der Ukrainer dann kurz ausgestiegen und mit der Sporttasche wiedergekommen. „Ich dachte, da wäre Kleidung drin“, so der 31-Jährige. Auf dem Rückweg habe man noch kurz auf dem Rastplatz angehalten, um den Hund spazieren zu führen und mit Wasser zu versorgen.

Der Prozess wird am 11. März fortgesetzt

Kurze Zeit nach dem Wiederaufbruch kam es zur Polizeikontrolle. Der Ukrainer habe nervös gewirkt, gesagt, er sei ohne Papiere unterwegs, so der 31-Jährige. Von Marihuana im Kofferraum sei aber auch da noch keine Rede gewesen.

Fortgesetzt wird der Prozess vor der 1. großen Strafkammer des Klever Landgerichtes am 11. März um 10 Uhr. Sieben Zeugen sind geladen.