Kalkar. . Bei Schulsanierungen bleibt fürs JJG Kalkar kaum Geld übrig für eine schönere Gestaltung. Klinker in Klassen und alte Böden sollen bleiben.

Plötzlich gelten die Zusagen aus dem Jahr 2016 nicht mehr. Das Gymnasium Kalkar zieht im Ringtausch in die leere Hauptschule um und jetzt wird klar, dass kaum Geld übrig ist für Verschönerungsarbeiten an der neuen Adresse. Das Gymnasium soll sein helles Haus gegen Klassenzimmer mit dunklen Backsteinwänden und/oder Holzvertäfelung tauschen. „Dunkelkammern der 70er Jahre“ in „demotivierendem Zustand“ nannte es der Grüne Willibald Kunisch.

Zehn Stunden verbringen die Schüler darin

Die alten, dunkelgrünen Böden wurden so geflickt, „das würde ich mir privat nicht gefallen lassen,“ gestand CDU-Mann Sven Wolff nach der Ortsbesichtigung. „Ein Klassenraum ist ja kein Wohnzimmer“, wehrte Bürgermeisterin Schulz ab.

Foto aus Februar 2019: Die Flure sollen nun aber doch zum Teil verkleidet werden.
Foto aus Februar 2019: Die Flure sollen nun aber doch zum Teil verkleidet werden. © Astrid Hoyer-Holderberg

Kunisch hielt dagegen: Immerhin verbringen die Kinder rund zehn Stunden ihres Tages dort. „Das Gebäude ist der dritte Pädagoge“, erinnerte Kunisch. Es spiele eine Rolle, ob Kinder dort gern lernen, Eltern ihre Kinder gern dorthin schicken. Die Konkurrenz der umliegenden Schulen sei groß.

Kunisch stellte Forderungen auf: neue Sanitäreinrichtungen (die heutigen stammen ebenfalls aus den 70er Jahren), Anstrich für Wände, die Türen, Paneele, Geländer, Böden erneuern, die abgesprochene Farbgestaltung für verschiedene Schulbereiche umsetzen, Verkleiden der Holzwände (was zum Teil bereits erfolgte), durchsichtige Fenster für einen Raum mit Milchglas, Neueinbau eines Fahrstuhls.

Statt 40 nun 70 Prozent für Elektro

Ende Januar hatte die Leiterin des Jan-Joest-Gymnasiums, Susanne Janßen, die Fraktionsvorsitzenden informiert, dass vieles davon nicht mehr umsetzt werde. Grund dafür seien die explodierenden Bau- und Handwerkskosten, wurde im Schulausschuss erklärt.

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Von Astrid Hoyer-Holderberg

Statt 40 bis 50 Prozent machen die nötigen Elektorarbeiten schon 70 Prozent des gedeckelten Budgets aus. Dass dafür einfach andere Posten zusammen gestrichen wurden, dagegen protestierte Kunisch.

Es soll keine Erwartungshaltung entstehen

Bürgermeisterin Britta Schulz zeigte sich nicht bereit, den Kostenansatz zu erhöhen. „Ich will nicht, dass eine Erwartungshaltung entsteht, die Hundertausende kostet. Ich wette meine rechte Hand, dass dies nicht das letzte Mal ist“, das Geld in den Nachtragshaushalt gestellt werden solle. Da seien noch Überraschungen zu erwarten, „die hinter alten Wänden hausen“.

„Für Nice-to-have haben wir kein Budget“

Bei den jetzigen Wünschen sei von rund 300.000 Euro die Rede. Schulz: „Für Nice-to-have haben wir kein Budget. Das ist unverantwortlich im Sinne der ganzen Stadt. Diese Schule ist eine super Schule, aber nicht wegen einer weißen Wand.“ Die Schulleiterin selbst hätte doch das Farbkonzept abgelehnt, weil es unnötig sei, glaubte Schulz.

Raum beeinflusst Wohlbefinden, Verhalten, Leistung

Doch Direktorin Susanne Janßen stellte auf ihre sanfte Art klar: Sie habe nur eine Farbe abgelehnt, weil sie „schlammig“ war. Eine farbliche Unterscheidung im Gebäude sei sinnvoll.

„Ich bin fest überzeugt, dass die Raumgestaltung das Wohlbefinden, das Verhalten und die Leistungsfähigkeit der Kinder beeinflussen kann“, sagte Janßen. Solch dunkle Klinker wie in den Klassen seien sonst eher in der Industrie zu finden. Wandhohe Paneele seien „nicht haltbar“.

Klinker „total klasse“ in Ratssaal und Mittelalterstadt

Architekt Jochen Kleemann war „überrascht, dass der Klinker angegriffen wird.“ Er fände ihn im historischen Ratssaal „total klasse“ und Kalkar sei eben „lebendiges Mittelalter“. Es wäre nicht „schön“, Klinker weiß zu überstreichen.

Johannes Kösters (Forum) würde Klinker akzeptieren, „weil er nicht so schnell verschmutzt“, wünschte dafür aber dann helle Vinylböden. Und der Fahrstuhl sei für eine inklusive Schule – auch Grundschule nebenan – nötig.

Grundschule: „Bitte vergessen Sie uns nicht“

Grundschulleiterin Sigrid Lenders hakte auch beim Thema rausgerissene Wände und Boden-Sanierung ein: „Bitte vergessen Sie uns nicht“.

Bürgermeisterin Schulz bot an: „Wir setzen uns noch mal zusammen mit Schulleitung und Architekten, insbesondere wegen der Böden“. Der Grüne Kunisch ließ daraufhin seinen Antrag nicht mehr abstimmen.

Erst mal Bauzeiten-Plan prüfen

Architekt Kleemann sagte nüchtern, er müsse erst mal den Bauzeitenplan prüfen und ob Anstricharbeiten in die öffentliche Ausschreibung noch hinein passten. Und ob der Handwerker für die Böden überhaupt das Personal dafür habe. Das zu klären, könne drei bis vier Wochen dauern.

Politik erinnert sich anders als die Verwaltung

CDU-Mann Wolff sagte, dass sich die Politik offenbar „anders erinnert als die Verwaltung“, was in den letzten Jahren zugesagt wurde. Günter Pageler (FBK) ergänzte: „Alle Fraktionen wollten doch ein Schulzentrum auf neustem Stand.“