Kleve. . 30 Jahre lang hat Karl-Heinz Burmeister ehrenamtlich für den BUND Stellungnahmen zu Bebauungsplänen und Verkehrsvorhaben in Kleve geschrieben.

In seinem Arbeitszimmer reihen sich die dicken Leitz-Ordner aneinander. Karl-Heinz Burmeister hat vieles aufbewahrt. 30 Jahre lang hat er für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Interessen vertreten. Da kommt einiges an Papier zusammen. In den Ordnern befinden sich noch jene Dokumente zu Bebauungsplänen und Straßenbauvorhaben, die Burmeister wichtig waren. Ungezählte Paketsätze gingen in sein Haus hinein, wurden von ihm bearbeitet und wieder zurückgegeben: Der gelernte Werkzeugmacher und Konstrukteur Karl-Heinz Burmeister war immer sehr fleißig.

BUND war ihm von Anfang an sympathisch

Mit 75 Jahren ist nun Schluss. „Charly“ Burmeister, wie ihn Vertraute nennen, wird fortan keine Stellungnahmen mehr im Namen des BUND schreiben. Er war eine der letzten Privatpersonen, die sich regelmäßig in Schriftsätzen zu Wort gemeldet haben: „Ich wollte nie einer Partei angehören. Der BUND war mir von Anfang an sympathisch, weil er nicht so politisch war und sich auf Umwelt und Ökologie beschränkte“, erzählt Burmeister. Er war mal Sachkundiger Bürger im Klever Stadtrat für die Grünen, ohne Mitglied in der Partei gewesen zu sein.

Karriere bei Ipsen gemacht

Burmeister wurde 1942 in Kleve geboren und machte 1957 eine Ausbildung als Werkzeugmacher bei den Krefelder Edelstahlwerken. Später arbeitete er bei Ipsen in Kleve, war dort Planungsleiter und kümmerte sich um das Qualitätsmanagement. Sicherheit und Umwelt waren schon früh seine Themen. Burmeister führte die EDV bei Ipsen ein und er hatte ab den 90er Jahren verstärkt mit der Umweltgesetzgebung zu tun. „Viele neue Gesetze betrafen nicht nur das Unternehmen, sondern konnten natürlich auch allgemein auf gesellschaftliche Themen in Kleve angewendet werden“, sagt Burmeister.

Unglück von Tschernobyl war ein Auslöser

Das Gefühl, mehr auf die Umwelt zu achten, wurde durch das Unglück von Tschernobyl gestärkt. Burmeister gründete 1989 die BUND-Ortsgruppe in Kleve und wirkte seitdem unentwegt ehrenamtlich. „Ich bin einer der letzten, der alles umsonst macht. Ich bekomme höchsten die Portogebühren ersetzt“, sagt er. Ihm ist wichtig, etwas für die Gesellschaft zu tun, sein Wissen sinnvoll einzusetzen: Zu allen wichtigen Plänen in Kleve hat Burmeister in den vergangenen 30 Jahren eine Stellungnahme geschrieben.

Manche Großprojekte haben ihn überfordert

Wie viele es insgesamt waren, kann er nicht mehr sagen: „Ich habe sie nie gezählt. Es waren etliche.“ Sein Prinzip: „Schreib nicht so viel. Alles was du sagen willst, muss auf ein DIN-A4-Blatt passen. Sonst liest es eh keiner.“ Eine Ausnahme von dieser Regel gab es: „Beim Verfahren zur Ortsumgehung Kellen (B 220n) habe ich mal zwei Seiten geschrieben und ein Verkehrskonzept für die Stadt vorgelegt.“

Als Alleingänger haben ihn manche Großprojekte schlicht überfordert. Zehn volle Ordner brachte der DHL-Postbote für das Verfahren zur Erstellung der Zeelink-Gas-Trasse bei ihm vorbei. Doch wer sollte das alles lesen? „Ich habe mir angewöhnt, als erstes die Zusammenfassungen zu studieren“, gibt Burmeister zu.

Schlüssiges Verkehrskonzept fehlt in Kleve

In Kleve habe sich in den vergangenen Jahren vieles verändert - nicht alles zum Besseren. Bis heute vermisst Burmeister ein schlüssiges Verkehrskonzept. Kleve arbeite sich zu oft an Einzelmaßnahmen ab. „Ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass man mit einer Planung beginnt, diese aber gar nicht zu Ende bringt. Das kann man sich in der freien Wirtschaft gar nicht erlauben“, so Burmeister.

Er nennt als Beispiele den Minoritenplatz, die Neue Mitte oder das Straßenbaukonzept. Jede Woche hat Burmeister zwei bis drei Vorgänge bearbeitet und dafür viel Zeit aufgewendet. Oft ging er raus, schaute sich die Situation vor Ort an, um sich ein Bild zu machen.

Mehr Zeit fürs Radfahren und für Spaziergänge

Karl-Heinz Burmeister ist nicht sonderlich traurig, dass er seine Tätigkeit für den BUND nun an den Nagel hängt – auch wenn er noch niemanden gefunden hat, der seine Arbeit fortführen möchte. Burmeister möchte künftig mit seiner Frau Monika mehr spazieren, mit dem Fahrrad fahren – und Jazz-Musik hören.

„Natürlich werde ich mir auch noch Ausschüsse und Ratssitzungen anhören“, sagt Burmeister. So ganz möchte er die Klever Politik doch noch nicht missen.