Goch. . In einer ehemaligen Eisdiele hat Sy Binh Ho ein vietnamesisches Restaurant eröffnet - und es brummt. Das ausgefallene Konzept kommt bei den Gochern an
Plötzlich war es da, Gochs neues In-Lokal. Vorab war von keinem Investor zu hören, der einen Pächter suchte, kein potenzieller Betreiber, der um die Ausstattung seiner Räume schacherte, keine lange Planungszeit, kein Hin und Her. „Papa Mi“ hat vor wenigen Wochen sein Restaurant in einer ehemaligen Eisdiele eröffnet, und es brummt. Ohne Reservierung ist es schwierig, einen Tisch zu bekommen. Vietnamesische Küche und ganz viel (japanische) Sushi, vor den Augen der Gäste zubereitet. Dazu ein Ambiente, das für ein asiatisches Lokal ungewöhnlich ist: kein roter Plüsch und Lampions, sondern modisch schlichte Tische und Stühle. Viel Licht, rohes Holz, lange Tafeln.
Ausgefallenes Konzept
Sy Binh Ho ist ein wenig Gocher, aber ebenso in Kleve und Geldern zuhause – man könnte sagen, überall dort, wo im Umkreis ein Kaufland-Supermarkt angesiedelt ist. Dort betreibt der 46-Jährige nämlich gemeinsam mit seiner Frau Thi Hang Nguyen seit Jahren den jeweiligen Asia-Imbiss. Der ist nicht zuletzt bei jungen Leuten sehr beliebt. Gerade der Gocher Imbiss ist eine wahre Goldgrube, denn vor allem die nahe gelegene Gesamtschule bringt reichlich Kundschaft.
„Aber im Herbst wird der Kaufland für eine Weile wegen Renovierung geschlossen. Da musste ich mir was einfallen lassen, wie ich den Verlust auffangen kann. Und weil ich sowieso schon immer ein richtiges Restaurant führen wollte, hab‘ ich mich nach einer Möglichkeit umgesehen.“ Nur einen Steinwurf entfernt wurde er fündig: für die ehemalige Eisdiele in der Fußgängerzone Auf dem Wall wurde ein Nachmieter gesucht. Sy Binh griff zu.
Gastro-Fachmann und Personaldienstleister
Dabei war der Vietnamese nicht auf sich allein gestellt. Das Ehepaar Sy Binh und Thi Hang ist nämlich gut bekannt mit Ronny Müller, der vor einigen Jahren Nguyen das Autofahren beibrachte. Der gebürtige Berliner ist Personaldienstleister und Gastro-Fachmann. Seine Ausbildung zum Hotelfachmann hat er zwar nicht abgeschlossen, weil sein Ausbildungsbetrieb damals pleite machte, aber er blieb der Branche dennoch treu, kellnerte, organisierte, machte für andere die Buchführung.
Heute ist er Dienstleister für das Gastronomie- und Partywesen, liefert die Getränke und verleiht Personal. Zum Beispiel an seine vietnamesischen Freunde, die dadurch Fachleute in der Bedienung haben. Ronny Müller selbst ist als Chef-Kellner dabei.
Weitgehend deutsches Personal
Weil Ho Sy Binh die Administration weitgehend seinem deutschen Kumpel überlässt, kann er sich ganz um das Essen kümmern. Die Sushi-Theke im Eingangsbereich des Restaurants ist sein Wirkungsort. Da kann er seine Kenntnisse und seine Phantasie einsetzen.
„Ich war bis 1996 in Vietnam und habe da schon gekocht, dann kam ich nach Leipzig und habe mich mit einem Obst- und Gemüsegeschäft selbstständig gemacht“, erzählt er. Bis 2005 blieb er in Leipzig, aber ohne das näher auszuführen, deutete er an, dass dort nicht alles ganz so schön war. „Hier am Niederrhein ist das Klima viel besser, sagt er und meint damit vermutlich nicht ausschließlich das Wetter.
Bekannte aus Berlin halfen den beiden Gründern, das Ladenlokal „vietnamesisch“, aber eben zeitgemäß auszustatten. „Den Fisch hole ich beim Fischhändler in Siebengewald, hauptsächlich Thunfisch, Lachs, Garnelen und Tintenfisch. Auch Jakobsmuscheln und Salzwasseraal sind hervorragend für Sushi geeignet. Vieles wird roh, kombiniert mit frischen Früchten, Seetang, eingelegtem Ingwer oder Rettich-Sprossen in hauchdünnen Reisnudelteig gewickelt.“
Klassisches Sushi
Klassisches Sushi in mundgerechten Häppchen gibt es in diversen Zubereitungen. Weniger mutige Gäste können auch Nudelgerichte, Erdnusshühnchen oder gebackene Ente bekommen. Nicht zuletzt sind diese Gerichte als schneller Mittagstisch beliebt. (nik)