Kleve. . Regionalbischof Rolf Lohmann und der NRW-Landtagsabgeordnete René Schneider sprachen im Kolpinghaus Kleve über christliches Engagement.
Vor 160 Jahren nahm das Kolpingwerk im Bistum Münster seinen Anfang. Adolph Kolping gründete den Verband ursprünglich als Katholischen Gesellenverein. Heute bestimmt die Arbeit mit Kindern, Familien und Senioren das Kolpingwerk. Aus Anlass des Jubiläums finden in verschiedenen Orten Veranstaltungen statt. Den Anfang machte eine Diskussion mit Regionalbischof Rolf Lohmann und dem NRW-Landtagsabgeordneten René Schneider im Kolpinghaus Kleve.
Die Bibel gibt klare Empfehlungen
Inhaltlich ging es um die Frage nach dem christlichen Engagement in Kirche und Gesellschaft. „Es ist keine Zeit zum Jammern, sondern Zeit zum Handeln“, zitierte der Kolping-Diözesanvorsitzende Harold Ries in seiner Begrüßung den Gründungsvater des Vereins. Die Herausforderungen seien enorm: Klimawandel, Digitalisierung, Aufrüstung, Nationalismus. „Hier gilt es, Zeichen zu setzen.“
„Als Christen müssen wir Flagge zeigen“
Das fand auch Weihbischof Ralf Lohmann in seinem Impulsreferat. „Die Botschaft Jesu Christi gilt nicht für eine bestimmte Zeit, sondern für unsere Wirklichkeit.“ Das Evangelium gebe den Christen Handlungsempfehlungen.
Ganz konkret: „Menschen im Niger, einem der ärmsten Länder der Welt, nehmen Menschen auf, aber hier, in einem der reichsten Länder, haben Menschen Angst, dass ihnen nicht genug von diesem riesigen Kuchen bleibt.“ Als Jugendlicher habe er sich nicht vorstellen können, in Deutschland nochmal nationalistische und rassistische Reden wie derzeit hören zu müssen. „Als Christen müssen wir Flagge zeigen für die Sache des Evangeliums“, mahnte Lohmann. „Ätzend finde ich das Gerede, man könne ja nichts machen. Wir sind doch dafür da, etwas zu machen!“
Den Doofen nicht das Internet überlassen
René Schneider, SPD, rief die zahlreichen Besucher der Veranstaltung dazu auf, sich auch im Internet einzumischen. „Wir dürfen den Doofen nicht das Internet überlassen“, sagte er. Sowohl in der richtigen Welt als auch in der Online-Welt müsse man die Zurückhaltung aufgeben. Das erfordere auch Mut. „Das fängt schon damit an, wenn man als Jugendlicher sagt, dass man gläubig ist“, sagte der evangelische Christ und Vorsitzender der Xantener Kolpingfamilie.
Regionalbischof: „Wir sind zu leise geworden“
„Aber wenn eine Überzeugung da ist, ist es nur ein kleiner Schritt, den Mut aufzubringen.“
Die Moderatoren Uwe Slüter und Sonja Wilmer-Kausch brachten immer wieder Fragen aus dem Publikum in die Diskussion. „Sind wir zu leise?“, war eine davon. Lohmann: „Ja, wir sind zu leise geworden.“ Die Gesellschaft basiere darauf, dass Menschen sich engagieren. Das fand auch Schneider: „Religion kann der Kitt sein, der die Gesellschaft zusammenhält.“
Und der Regionalbischof fährt im Dienst-Audi vor
Lohmann erinnerte an Papst Franziskus, der die gesellschaftspolitische Diskussion immer wieder deutlich mache. Doch dessen Beispiel scheint sich auch innerkirchlich nicht immer durchzusetzen. Während der Papst im Kleinwagen zu öffentlichen Terminen fährt, lässt sich der Regionalbischof im Dienst-Audi vorfahren.