Kleve. . Großes Interesse beim Studium Generale in der Hochschule. Bürger erfuhren Szenarien, wenn das Wasser bis zum Klever Kaufhof steht.
Auch wenn im letzten Sommer der Rhein zeitweise nur noch ein Flüsschen zu sein schien: Das Thema Hochwasser brennt den Niederrheinern auf den Nägeln. Das zeigte einmal mehr der große Zuspruch, den das Thema beim jüngsten Vortrag im Rahmen des Studium Generale an der Hochschule Rhein-Waal fand. Es kamen so viele Besucher, dass man kurzerhand ins Audimax wechseln musste. „Davon habe ich immer geträumt“, freute sich Jens Gebauer, in der Hochschule unter anderem für das Studium Generale verantwortlich.
Denn klar ist: Das nächste Hochwasser kommt bestimmt. Hans-Heinrich Beenen, Deichgräf des Deichverbands Xanten-Kleve, formulierte das so: „Der Klimawandel ist Realität. Wir müssen uns auf Starkregenereignisse einstellen.“ Vielleicht ist es sogar bald schon wieder der Fall, wenn die Schneemassen im Süden tauen. 50 Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet des Rheins, der sich über gut 1000 Kilometer erstreckt.
Pro Kilometer kostet der Deich vier bis sechs Mio Euro
Schon im Mittelalter habe es Deiche gegeben, so Beenen. Immer wieder gab es neue Erkenntnisse zum Hochwasserschutz und dadurch neue Verordnungen. Beispielsweise 1767, in 1926 und 1989. Von den 38 Kilometern Deich, die der Deichverband Xanten-Kleve betreut, werden seit 2003 über 30 Kilometer vollständig neu aufgebaut. 2025 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. „Pro Kilometer kostet der Deich zwischen vier und sechs Millionen Euro“, berichtete Beenen. Für die Unterhaltung der Deiche sorgen zwei Schäfer mit ihren Herden.
Aber was geschieht, wenn wirklich wieder Hochwasser ist, so wie 1993 oder 1995? „Dann gibt es Notfallpläne, die sozusagen zentimetergenau abgearbeitet werden.“ Man ist also bestens vorbereitet – sogar mit eigenen Funkanlagen, falls das Telefonnetz zusammenbricht. Szenario: Bricht der Deich beispielsweise bei Griethausen, steht das Wasser bald bis zum Klever Kaufhof.
Jan van der Molen, Professor für Governance grenzüberschreitender Allianzen mit dem Schwerpunkt Wasserwirtschaft an der Hochschule Rhein-Waal, erläuterte die Grundlagen für grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Verschiedene Parameter
Denn die ist gerade beim Hochwasserschutz wichtig – das Wasser kennt schließlich keine Grenzen. Wichtig seien dauerhafte Allianzen. „Das muss funktionieren, auch wenn ein Hochwasser nur einmal in 20 Jahren passiert.“
Dass es dennoch Vorbehalte gibt, zeichnete Beenen auf. Demnach plant Deutschland mit Abflussgeschwindigkeit bis 14.500 Kubikmeter pro Sekunde, die Niederlande aber mit 16.000 Kubikmetern, also sehr viel vorsichtiger. Trauen Sie Deutschland nicht? „Dazu haben sie allen Grund“, sagte Beenen. Denn von den Absichtserklärungen zur Absenkung des Hochwasserscheitels, die beide Staaten vor 21 Jahren unterzeichnet haben, hat Deutschland noch fast nichts umgesetzt. „Ein paar Polder sind in Planung“, so Beenen. Zuständig sei die Landesregierung.
„Und Teile einer früheren Landesregierung haben auch schon mal den Hochwasserschutz missbraucht, um ökologische Ziele durchzusetzen“, schimpfte er. Da scheint es also noch Verbesserungsbedarf zu geben.