Kleve. Der Freundeskreis der Klever Museen freute sich in diesem Jahr über einen spektakulären Ankauf: die Figurengruppe der Heiligen Drei Könige.
Mit diesem Coup bescherte sich das Museum Kurhaus Kleve schon im Oktober: Nach zwei Jahren hartnäckigen Engagements vor allem durch die Museumskuratorin Valentina Vlasic gelang der Ankauf der prachtvollen Figurengruppe der Heiligen Drei Könige von Hendrik Douverman. Die Neuerwerbung durch den Freundeskreis der beiden Klever Museen war und ist zugleich der bisher teuerste Kauf in der Geschichte des 1997 gegründeten Museums. Mit Hilfe diverser Stiftungen und Unterstützer konnte eines der Hauptwerke des spätgotischen Bildschnitzers Douverman für 750.000 Euro erworben werden.
Ein Wunder für Kleve, ein Feiertag, Drei-Königswetter – so nannten es die vielen Redner beim Festakt im Katharina von Cleve-Saal. Geeint durch die große Freude über die endgültige Heimkehr von Caspar, Melchior und Balthasar nach einer fast 500 Jahre währenden Reise bedankten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens-Kunststiftung, des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW, der Rudolf-August Oetker-Stiftung für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Denkmalpflege, der Provinzial Rheinland Versicherung AG, der Irene Zintzen-Stiftung und weitere heimische Zuschussgeber ausdrücklich bei der belgischen Eigentümerfamilie, „für die Kleve immer die erste Wahl geblieben ist“, wie es Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing sagte. Physisch, so Museumsleiter Prof. Harald Kunde, sei die Skulpturengruppe schon lange im Museum, „jetzt sind die Eigentumsverhältnisse geklärt. Es ist einfach eine großartige Sache, dass die Heiligen Drei Könige angeschafft werden konnten. Es ist einfach schön, sie hier zu haben“, so Kunde.
Internationaler Verkauf drohte
Zur Erinnerung: Zwar hatten sich die Figuren seit mehr als zehn Jahren als Dauerleihgabe aus belgischem Privatbesitz in Kleve befunden, nach dem Tod des Eigentümers 2016 drohte jedoch der Verkauf der Dreikönigsgruppe auf dem internationalen Markt. Der Freundeskreis bat die Erben um Aufschub. Eine in der Geschichte des Museums Kurhaus beispiellose Aktion, um die Kaufsumme zusammen zu bekommen, wurde gestartet, mit dem Ziel die Skulpturen für Kleve zu sichern. „Sie gehören schließlich hierher“, war sich Valentina Vlasic immer sicher. So konnte die Gruppe nach zweijähriger intensiver Arbeit des Museumsteams für Kleve gesichert werden. Immer im Hintergrund dabei: der langjährige Museumsleiter Guido de Werd, der die Figuren auf einer Auktion 2005 in London entdeckt und den Kontakt zu den späteren Eigentümern hergestellt hatte.
In gemeinsamer Anstrengung, so Dr. Ingrid Stoppa-Sehlbach vom NRW-Kulturministerium, sei es gelungen, ein bedeutendes Kunstwerk nicht nur für Kleve, sondern für NRW zu sichern. „Der Charakter eines Kunstwerkes kann sich ändern, indem es von der Leihgabe zum Eigentum wird“, ergänzte Dr. Frank Druffner von der Kulturstiftung der Länder. „Die Könige haben in Kleve jetzt das Bürgerrecht erworben.“
Valentina Vlasic’ Hartnäckigkeit
„Die Figuren sind jetzt sicherer, als Leihgabe wären sie das nicht gewesen“, betonte Dr. Martin Hoernes von der Ernst von Siemens-Kunststiftung. „Sie haben hier ihre Heimat gefunden.“ Dr. Monika Bachtler von der Rudolf-August-Oetker-Stiftung freute sich, „dass es in einer gemeinsamen Aktion gelungen ist, die Werke zu erwerben“. Wilfried Röth vom Freundeskreis dankte insbesondere Kuratorin Valentina Vlasic für „ihre unglaubliche Hartnäckigkeit“ bei der Suche nach Geldgebern.
Kunsthistorisch gelten die drei eichenen Prachtkerle als Skulpturen von „unschätzbarem Wert, wie Prof. Dr. Frits T. Scholten, Senior Kurator des Amsterdamer Rijksmuseums, und Guido de Werd einordneten. „Das sind Figuren von universeller Ausdruckskraft“.
Technisch virtuos dargestellt sind die drei vollplastisch gearbeiteten Figuren, schreibt Valentina Vlasic dazu im neuen Museumsreporter. Die drei Könige verfügten über reich ausgestattete Gewänder und aufwändige Frisuren. Durch ihre ausgeprägte Charakterisierung und ihren lebendigen Stil agierten diese besonderen Könige wie Schauspieler miteinander, so Vlasic.
Am Dreikönigstag die Figurengruppe besuchen
Entstanden zwischen 1530 und 1535 gilt die Figurengruppe wegen ihrer „herausragenden künstlerischen und handwerklichen Qualität“ als Hauptwerk des zunächst in Kleve, ab etwa 1517 bis 1543 in Kalkar tätigen Bildschnitzers Douverman, den Kunsthistoriker zu den „bedeutendsten Meistern der niederrheinischen Skulptur der Spätgotik in Deutschland“ zählen. „Die Neuerwerbung“, schreibt Vlasic, „erweitert die Sammlung des Museums auf geradezu vorzügliche Weise“. Dort sei in den vergangenen Jahrzehnten ein hervorragender Überblick zur niederrheinischen Skulptur der Spätgotik und Renaissance aufgebaut worden.
Um sich selbst einen Eindruck von der Schönheit der drei Könige zu verschaffen, kann man dies natürlich zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums tun. Ein idealer Termin wäre aber sicherlich der Feiertag der drei Heiligen am 6. Januar. „Dann sollten alle kommen und sich die wunderschönen Figuren ansehen“, lädt Museumsleiter Kunde ein.