Kreis Kleve. . Das Interreg-Projekt „Grenzen bewegen“ brachte 84 Arbeitslose beiderseits der Grenze in sozialversicherungspflichtige Jobs.
Harald Helmink hält seine Ansprache auf Deutsch. Der 50-jährige Niederländer aus Elst hat Jahrzehnte im Einzelhandel gearbeitet. Als gelernter Gartenbauer fand er keine Anstellung. Später arbeitete er eineinhalb Jahre in der Logistik, bis die Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Danach: Arbeitslosigkeit.
Das hätte so bleiben können, wäre er nicht auf das Projekt „Grenzen bewegen“ gestoßen. Das euregionale Arbeitsmarktprojekt für die Niederlande und Deutschland startete vor drei Jahren. Federführend waren auf deutscher Seite das Theodor-Brauer-Haus (TBH) und auf niederländischer der Regionale Sociale Dienst (RSD) in Zevenaar.
Nun ist das Projekt zu Ende. Vorläufig zumindest. „Der Bereich des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes ist noch ausbaufähig“, findet Bernd Pastoors, Geschäftsführer des TBH. Bei der Abschlusspräsentation im Klever Euregio-Forum war er über das Erreichte äußerst zufrieden: „Von 246 Teilnehmern konnten wir 84 in sozialversicherungspflichtige Jobs bringen.“ Das ist eine Quote von mehr als 30 Prozent – und das deckt sich mit den hochgesteckten Erwartungen, die man anfangs hatte.
Thema Öffentlicher Nahverkehr
Harald Helmink arbeitet jetzt in Kleve. Sein neuer Chef fragte ihn schon nach einer Woche Praktikum, wie lange das Projekt denn noch dauere und ob er nicht sofort anfangen wolle. „Mir war das Projekt wichtig“, sagt Helmink. Er lernte noch besser Deutsch und erfuhr vieles über die kulturellen und rechtlichen Unterschiede.
Ein Bestandteil des zwölfwöchigen Kurses bestand auch darin, den öffentlichen Personennahverkehr kennen zu lernen – schließlich ist das alles auch nicht immer ganz verständlich, wenn man aus dem anderen Land kommt.
Viele Teilnehmer hatten großen Abstand zur Arbeit
„Viele Teilnehmer hatten zudem einen großen Abstand zur Arbeit“, erklärte Bart Colsen von der RSD. Ein erfreulicher Nebeneffekt des Projekts: die deutschen und niederländischen Teilnehmer haben sich kennengelernt, zwei haben sich sogar ineinander verliebt.
Doch hatte „Grenzen bewegen“ noch einen ganz anderen Aspekt. „Es war eine sehr schöne Erfahrung zu sehen, wie die anderen ihre Arbeit machen“, fand Astrid Verheijen, die als Fallmanagerin auf niederländischer Seite mitgearbeitet hat.
An sich selber hat sie schon vor längerer Zeit bemerkt, dass die echten Grenzen ohnehin nur im Kopf existieren – für Deutschland hatte sie nichts übrig, bis sie 1992 ihren künftigen Mann auf Mallorca traf, einen Deutschen. Auch wenn manche deutschen Spezialitäten weiterhin gewöhnungsbedürftig seien, etwa die Formulierung „maßgeschneiderte Reiseroute aus der Re-Integration“.
Das alles findet statt vor dem Hintergrund einer ohnehin wachsenden Annäherung. „Die deutsch-niederländischen Beziehungen sind besser als je zuvor, und zwar auf allen Gebieten“, sagte Gastredner Frank Wöbbeking, der die deutsch-niederländische Agentur Mediamixx leitet. „Und wenn wir dann noch die kulturellen Unterschiede beachten, dann sind wir unschlagbar.“