Nimwegen. . Amal Karam schreibt zu festlichen Angelegenheiten in Nimwegen passende Gedichte. Die Berufsschullehrerin aus dem Libanon kam als Flüchtling.
Amal Karam (49) wuchs im Libanon auf und studierte englische Literatur in Syrien. Aber wirklich zu Hause fühlt sie sich in Nimwegen, jener Stadt, in der sie 1996 als Flüchtling ankam und nach einem zehnjährigen Asylverfahren endlich sicher leben darf. Es ist auch jene Stadt, für die sie nun zwei Jahre lang Gedichte schreiben darf – als Stadtdichterin. „Mein Leben hat eigentlich erst hier richtig begonnen“, sagt Amal Karam.
A...ziel...zoeker aan de Waal
Ik heb geen asiel gezocht
Maar ben alleen aan de Waal aangewaaid
Door een koude giftige wind
Door een grens
Tussen goed en kwaad
Klein en groot
Arm en rijk
Dom en dom.
Karam schreibt über die Stadt Nimwegen. Über die Waalbrücke, über Nimwegen als Green Capital von Europa, über das Deichvorland und die Region. Durchschnittlich schreibt sie alle zwei Monate ein neues Gedicht. Sie formuliert passende Zeilen für städtische Feierlichkeiten, für Unternehmen oder Privatleute, die sie darum bitten. Manchmal haben ihre Gedichte auch einen traurigen Anlass: Amal Karam schreibt auf Bitten der Stadt Gedichte für verstorbene Menschen, die keine Angehörigen mehr haben und im Stillen beerdigt werden.
Gedichte so persönlich wie möglich gestalten
„Das ist alles ziemlich traurig, natürlich. Ich versuche es so persönlich wie möglich zu gestalten und auch einige Informationen über den Menschen zu bekommen. Das Internet ist da eine Hilfe. Beim ersten Gedicht ist mir das ganz gut gelungen. Beim zweiten Mal konnte ich absolut nichts finden. Als ob die Person überhaupt nicht gelebt hat. Das war schon heftig.” Karam legt viel Wert auf die niederländische Sprache und gibt als Berufsschullehrerin Flüchtlingen Unterricht. Vor 22 Jahren strandete sie selbst als Flüchtling in Nimwegen. Heute arbeitet sie an einem Regionaal Opleidings Centrum (ROC) im Osten der Stadt.
,,Nimwegen ist eine herzliche Stadt, hier fühlte ich mich sofort zu Hause. Ich habe hier sofort mit einer neuen Ausbildung angefangen, schloss neue Freundschaften und habe letztlich auch Arbeit gefunden. Erst hier habe ich das Leben gelernt.”
Dichten ist seit Kindesbeinen ihr Hobby
Dichten und schreiben, das hat Amal Karam schon immer getan. „Es ist seit Kindesbeinen mein Hobby“, sagt sie. Nicht umsonst studierte sie englische Literatur in Syrien. In den ersten Jahren in Nimwegen dichtete sie noch auf Arabisch. Die Gedichte wurden dann übersetzt und veröffentlicht. Als sie die niederländische Sprache besser beherrschte, versuchte sie sich in der Sprache ihres neuen Heimatlandes auszudrücken.
Von 2005 bis 2013 schrieb sie für die Tageszeitung De Gelderlander eine Kolumne und seit Februar 2017 ist Amal Karam die offizielle Stadtdichterin von Nimwegen, eine Funktion, die es in vielen niederländischen Städten gibt. „Darauf bin ich natürlich sehr stolz. Auch, weil ich die erste Stadtdichterin mit einem Migrationshintergrund bin. Das ist doch schon sehr ungewöhnlich. Aber das passt auch zu Nimwegen, einer Stadt, in der Flüchtlinge immer mit offenen Armen empfangen worden sind.”
Literarische Ambitionen noch nicht gestillt
Amal Karam übergibt ihr Amt als Stadtdichterin im kommenden Frühjahr an eine andere Person. Ihre literarischen Ambitionen hat sie aber noch nicht gestillt: „Ich werde im nächsten Jahr einen neuen Gedichtband herausgeben mit all den Gedichten, die ich über Nimwegen geschrieben haben. Aber bis dahin werde ich hoffentlich noch einige Gedichte über meine Stadt schreiben.“