Goch. . 80 Jahre Reichspogromnacht: Die Gocher Stolpersteininitiative organisiert am 9. November eine Gedenkveranstaltung in der Innenstadt.

In Zeiten, in denen ein mutmaßlicher Todesschütze elf Menschen in einer Synagoge im fernen Pittsburgh aus Judenhass erschießt und im nahen Kleve wiederholt antisemitische Schmierereien auf Gedenktafeln entdeckt werden, ist ihre Aufgabe aktueller denn je: erinnern an die Schrecken der Nazis, eintreten für eine offene, vielfältige und tolerante Gesellschaft. Die Gocher Stolpersteininitiative organisiert am Freitag, 9. November, in der Innenstadt ein Gedenken zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht.

Um 17 Uhr treffen sich Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Mittelkreis, der Leni-Valk-Realschule und des Collegiums Augustinianum Gaesdonck an den Stolpersteinen in der Brückenstraße 37, Weezer Straße 29, Voßstraße 5, Blumenplatz 4 und Mühlenstraße 51. Sternförmig werden die verschiedenen Gruppen auf das Mahnmal für die Gocher Synagoge in der Herzogenstraße zulaufen, wo um 17.45 Uhr ein gemeinsames Gedenken mit allen Teilnehmenden stattfindet. Auf ihren Wegen werden die Schülerinnen und Schüler an den einzelnen Stolpersteinen für jedes Opfer eine Kerze anzünden. Alle Bürgerinnen und Bürger sind ausdrücklich eingeladen, sich den Spaziergängen anzuschließen.

Lesung aus den Gerichtsakten

Nach dem gemeinsamen Gedenken ist für 18.30 Uhr eine Lesung im Museum Goch geplant. Heinz van de Linde, Jürgen Kranz und Holger Zenker werden in Auszügen aus den Gerichtsakten des Synagogen- und Brandstifterprozesses 1947/48 lesen, der vor dem Klever Landgericht abgehalten wurde. „Wir wollen die unterschiedlichen Perspektiven und Widersprüche in den Täteraussagen aufzeigen“, sagt Ruth Warrener, die 2005 erstmals mit den Prozessakten in Berührung kam und nun das Konzept der Lesung erarbeitet hat.

Thomas Ruffmann und Kaliana Rahel Asare werden die spannende Annäherung an dieses dunkle Kapitel Gocher Geschichte mit jüdischer Musik bereichern. Zudem werden im Museum Bilder der Synagoge zu sehen sein, die Max Devries, Sohn des Synagogenvorstehers, kurz vor der Flucht nach Australien machte.

Wegweiser zu den Stolpersteinen

„Mit dem Gedenken setzen wir die Stolpersteinarbeit fort, damit sie nicht in Vergessenheit gerät“, stellt Rahel Schaller fest. „Die Freiheit, gegen Ausgrenzung aufstehen zu können, ist ein hohes Gut und der Grund, warum wir das alles machen“, ergänzt Johannes Janßen. Aus dem Engagement der Gocher Bürger ist auch der im Frühjahr erschienene und mittlerweile rund 90 Mal verkaufte Wegweiser zu den Stolpersteinen in der Stadt entstanden.