Nimwegen. Nimwegen, das ist für uns Deutsche auch immer eine faszinierende Ansammlung interessanter Geschäfte – ein kleiner Streifzug.
So, wie die Eskimos mehrere Wörter für Schnee haben, kennen die Niederländer einen feinen Unterschied beim Einkaufen: Entweder „boodschappen“ sie, dann besorgen sie sich die Dinge des täglichen Bedarfs, oder sie „gaan winkelen“, das heißt, sie bummeln durch die Straßen und stöbern in den Geschäften herum, die längs des Weges liegen. Dann wird der Einkauf zu einem Zeitvertreib – und Nimwegen erscheint dem entspannten Spaziergänger als ein Paradies der Warenwelt.
Allein die Stikke Hezelstraat und deren Verlängerung, die Lange Hezelstraat, haben eine solche Vielzahl von bemerkenswerten Geschäften, dass der Stadtbummler dort ohne Probleme einen halben Tag verbringen und immer noch auf Überraschungen stoßen kann.
Der Mann mit dem Käse
Beispielsweise gibt es dort auf der linken Straßenseite den Laden „Made my day“, versehen mit dem kleinen Zusatz „She“, in dem Julie Habink seit vier Jahren Mode und andere Kleinteile, die das Frauenherz erfreuen, anbietet. Seit März 2018 ist ihr Bruder Jan Ottevanger auf der anderen Straßenseite aktiv, wo er in „Made My Day“ unter dem Siegel „He“ Männerbedarf verkauft – zum Beispiel Vinylplattenspieler.
Von den zahlreichen Einrichtungsgeschäften in dem Straßenzug sei exemplarisch „Het Heydenrijck“ genannt, wo der Besitzer einer Neubauwohnung genau die abgenutzten Möbel findet, die sein Zuhause wieder lebenswert machen – und dazu noch Wandfarben des Herstellers „Farrow & Ball“ aus Dorset, mit denen sich das Reinweiß übertünchen lässt.
Ein Besuch auf der Hezelstraat wäre nicht komplett ohne eine Visite bei Roland de Wit, der dort in dritter Generation sein Käsegeschäft betreibt. Das Geschäft existiert bereits seit 80 Jahren, und der Chef sagt stolz, dass er „den besten Gouda“ verkaufe. Die Auswahl ist atemberaubend, und dazu liegen in der Theke noch allerlei Weichkäse aus aller Herren Länder – eine Fülle, die auf deutscher Seite erst wieder in den Großstädten rheinaufwärts anzutreffen ist.
Zurück ins Zentrum: Den Nimwegern ist es sogar gelungen, den riesigen Leerstand, der durch Insolvenz des Warenhauskonzerns Vroom & Dreesmann entstanden ist, komplett neu zu vermieten. Einen Großteil des Erdgeschosses nimmt die Bekleidungskette New Yorker ein, interessanter ist da schon die dem Markt zugewandte Seite, die von drei Möbelhäusern gemeinsam bestückt wird, die ansonsten auf dem Woonboulevard Wijchen ansässig sind.
Zu Besuch bei Jopie
Vervollständigt wird die V-&-D-Umwidmung durch die Eröffnung des Restaurants „La Place“, das eine Dachterrasse mit 150 Plätzen betreibt, von der aus sich eine wunderbare Aussicht auf das Wahrzeichen der Stadt bietet: die Stevenskerk.
Nur wenige Schritte von V & D entfernt liegt ein Klassiker unter den Einkaufstipps in Nimwegen: Jopie. Betreiber ist Joop Smits, dessen Großvater gleichen Namens 1953 auf die Idee kam, gebrauchte Militärausrüstung zu verkaufen. Jopie hat alles, was der hartgesottene Outdoor-Mensch benötigt, und dazu, wenn man’s denn gerade braucht, auch einen funktionstüchtigen Pilotenhelm für 600 Euro. Mindestens jeder zweite Klever hat schon einmal einen NATO-Parka bei Jopie gekauft, und auch vor den Karnevalstagen steigen die Kundenzahlen aus Deutschland stark an.
Eine interessante Straße, die nicht jeder Klever sofort auf dem Schirm hat, ist die Van Welderen Straat in der Nähe des Keizer Karel Plein. Dort finden sich ebenfalls zahlreiche Geschäfte, die sich vom Einerlei des Massenkonsums wohltuend abheben – und natürlich auch Cafés und Restaurants.
Vor Jahren wechselten die Deutschen oftmals nur die Grenze, um günstig Kaffee und Tabak einzukaufen, also um zu „boodschappen“. Diese Zeiten sind längst vorbei. Wer heute von Kleve aus nach Nimwegen fährt, will „winkelen“. Und er kann sicher sein, nicht enttäuscht zu werden.