Weeze. . Ulrich Francken ist jetzt der dienstälteste Bürgermeister im Kreis Kleve – und er hätte noch Lust, weitere fünf Jahre in Weeze dranzuhängen.
Für Ulrich Francken war Mittwoch ein besonderer Tag. Der Bürgermeister der Gemeinde Weeze wurde vor genau 17 Jahren, am 29. August 2001, in sein Amt eingeführt – und damit ist er jetzt der am längsten amtierende Bürgermeister im Kreis Kleve. Francken offenbart im Sommergespräch mit der NRZ, dass er überlegt, eine weitere Amtsperiode dranzuhängen. „Im Wahljahr 2020 bin ich 62 Jahre alt. Ob ich weiter mache, ist für mich noch nicht klar. Das hängt vor allem von meiner familiären Situation ab. Das Amt des Bürgermeisters kostet viel Kraft und Zeit, darunter leidet natürlich das Familienleben. Andererseits verlangen wir von den Bürgern ja auch, dass sie bis 67 arbeiten sollen. Und ich mache die Arbeit gerne.“
Sie könnten die Wahl durchaus gewinnen. Sie sind beliebt in Weeze.
Ulrich Francken: Als Bürgermeister muss man für die Bürger da sein. Man darf sich nicht selbst inszenieren und man darf auch nicht über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden. Das erfordert viele Gespräche und Diskussionen. Und ich merke, dass wir in Weeze mittlerweile ein gutes Miteinander im Rat gefunden haben. Als Verwaltungschef lebt man ganz entschieden vom Einsatz der Mitarbeiter. Und der ist in Weeze außerordentlich gut.
Der Wert der EU
In den vergangenen Jahren haben Sie sich stark für die Euregio engagiert. Kann man da überhaupt etwas bewegen?
Wir müssen in der Euregio noch viel stärker zusammenarbeiten und uns vor Augen führen, was Europa für uns eigentlich bedeutet. Dass wir 70 Jahre in Frieden und Freiheit leben, ist für viele völlig selbstverständlich. Wenn ich das betone, werde ich ja mittlerweile schon belächelt. Aber das ist ein wichtiger Wert, den wir uns immer wieder vor Augen führen müssen.
Nun ja, europäische Themen wie die Datenschutz-Grundverordnung tragen auch nicht gerade dazu bei, Europa umarmen zu wollen.
Da wird in der Tat zurzeit eine Sau durchs Dorf getrieben. In Deutschland wird das völlig überzogen angegangen. Die Bürokratie in Europa muss reduziert werden, das ist klar. Aber Europa muss sich um die großen Themen kümmern: Migration, Außen- und Umweltpolitik. Da müssen wir erkennen, wie wichtig die EU für uns ist.
Bleiben wir mal in der Region. Es läuft gerade ein Euregio-Projekt mit vier niederländischen Kommunen, um die Integration auf den Arbeitsmarkt zu verbessern. Wie läuft’s?
Die Arbeitsgruppen haben sich jetzt gefunden, und wir gehen an die Themen ran. So haben wir ein Praktikumsbüro eingerichtet, um grenzüberschreitende Praktika zu vermitteln. Das ist noch ein mühsames Geschäft, aber wir müssen in kleinen Schritten denken. Es gibt entlang der Grenze ein großes Wirtschaftspotenzial, wenn wir grenzüberschreitend zusammenarbeiten.
Das betrifft auch den grenzüberschreitenden Tourismus?
Sicherlich. Der Nationalpark De Maasduinen ist für Niederländer ein echter Anziehungspunkt. Wir wollen jetzt eine bessere Wegeverbindung von Weeze aus schaffen und auf mittlere Sicht auch die Landschaften vernetzen. Gemeinsam können wir uns zu einer attraktiven Touristenregion entwickeln.
Mega-Events auf dem Flughafengelände
Zurzeit steht Weeze für Mega-Events auf dem Flughafengelände. Wie sieht man dies auf der anderen Seite der Grenze?
Wir arbeiten gut zusammen. Beim Parookaville-Festival hatten wir einen Vertreter vom niederländischen Ordnungsamt da und wir machen Lärmmessungen auf der anderen Seite der Grenze. Es ist wichtig, dass man miteinander spricht. Die Menschen in Bergen müssen wissen, was bei uns passiert. Und in der Tat haben wir drei echte Großveranstaltungen. Für das Q-Base gibt es jetzt 40 000 verkaufte Karten. Das waren in den vergangenen Jahren um die 25 000. Und Parookaville sprengt natürlich alle Dimensionen.
Aber diese Publikumsmagneten sind auch eine Herausforderung für Weeze.
Sicherlich. Wir lernen jedes Jahr hinzu. In diesem Jahr gab es auf dem Parookaville-Gelände zu wenig Wasser. Bei 60 000 Menschen und der langen Dürrezeit ist der Aufbau einer geeigneten Infrastruktur eine echte Aufgabe. Wir denken jetzt darüber nach, zusätzliche Brunnen zu bohren. Aber im Großen und Ganzen hat es hervorragend funktioniert.
Profitiert Weeze von Parookaville?
Und wie. Die Hotels und sonstigen Unterkünfte sind voll, die Gastronomie freut sich, und die örtlichen Handwerker profitieren von den Aufträgen. Da sind 4000 Leute beschäftigt. Alle profitieren – von der Tankstelle bis zum Metallbauer.
Mehr Frequenz im Ortskern
In Weeze wird sich nächstes Jahr einiges im Ortsbild tun. Wie steht es um den Cyriakusplatz?
Wir spreche gerade mit der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze über eine neue Nutzung des Sparkassenareals. Hier soll neu gebaut werden, damit wir noch mehr Frequenz im Ortskern bekommen. Wir denken zurzeit über ein Geschäft aus der Textilbranche nach. Die Sparkasse wird am Cyriakusplatz bleiben. Auch das so genannte Sturmhaus konnten wir vermitteln. Wir hoffen hier auf eine neue Entwicklung.
Und die Umgestaltung der Niers?
Ich gehe davon aus, dass die konkrete Umsetzung Ende 2019 erfolgen wird. Die Brücke im Ortskern ist in Planung und auch die Promenade wurde beschlossen. Das wird ein Schmuckstück für Weeze.
Große Erwartungen darf man auch an die neue Sozialstiftung stellen. Die Windkraft spült den Bürgern Geld in die Kasse.
Die Stiftung kann in der Tat ihre Arbeit aufnehmen. Wir haben eine Satzung, einen Stiftungsrat und einen Vorstand. Jedes Jahr können wir 100 000 Euro für soziale und andere Projekte aufwenden. 30 000 Euro wird über den Ertrag der Windkraftanlagen generiert und 70 000 Euro sind eine Spende der Häuser Kalbeck und Wissen. Die ersten Anfragen liegen bereits vor. Ich rechne damit, dass wir vor Weihnachten die ersten Auszahlungen vornehmen können. Quasi als Weihnachtsgeschenk.