Kleve. . Im Klever Reichswald gibt es viele Trockenschäden bei Jungpflanzen. Aber auch stattliche Buchen haben gelitten. Förster Böhmer zieht Bilanz.

Das hätte gefährlich enden können. Eine stattliche Buche ist einfach umgekippt und liegt jetzt auf dem Waldweg. Förster Joachim Böhmer kann es nicht fassen: „Warum fällt dieser Baum jetzt einfach um?“ Böhmer inspiziert an diesem Vormittag Trockenschäden im Klever Tiergartenwald. Auch hier, wo es noch besonders viele alte Buchenbestände gibt, hat die Hitze der vergangenen Wochen ihre Spuren hinterlassen: trockene Böden, lichte Kronen, braune Blätter.

Umdenken im Wald

Auch wenn es in den vergangenen Tagen etwas geregnet hat, bleibt die Waldbrandgefahr am unteren Niederrhein nach wie vor hoch. Böhmer erkennt, dass gerade auf den sandigen, nährstoffarmen Böden selbst die beachtlichen Buchen ihre Probleme haben. Die Bäume sind gut 200 Jahre alt und müssten eigentlich ihr Wasser aus tiefen Regionen ziehen können. „Aber acht Wochen ohne Regen führt zu frühzeitigem Laubabwurf“, stellt Böhmer fest.

Je nach Standort haben manche Bäume bereits seit Anfang des Monats ihre Herbstfärbung angenommen. Und gerade jüngere Anpflanzungen haben die Trockenphase nicht überlebt. „Die Neuanpflanzungen der vergangenen fünf Jahre sind zum größten Teil vertrocknet“, sagt Böhmer. Die Ausfälle liegen zwischen 50 und 100 Prozent. Das sei bitter, aber damit müsse man leben: „Jammern hilft jetzt nicht“. Er rechnet damit, dass aufgrund des Klimawandels ein Umdenken stattfinden muss. „Im Wald tut sich etwas. In den vergangenen Jahren haben wir drei große Stürme erlebt, die erhebliche Schäden verursacht haben“, so Böhmer.

Eine Konsequenz der Wetterphänomene lautet für ihn: mehr Durchmischung. In Zukunft möchte Böhmer noch mehr Eichen pflanzen, die mit trockenen Phasen besser umgehen können. Auch Douglasien oder Weißtannen seien eine Alternative. Aber in erster Linie müsse man die Eiche protegieren.

Dass die alten Buchen so leiden, hat für Böhmer auch seine Ursache im natürlichen Lebenszyklus. „Die Bäume erleben eine Zerfallsphase. Mit zunehmenden Alter nehmen auch die feinen Wurzeln ab. Wie der Mensch verliert auch der Baum seine Haarwurzeln“, sagt Böhmer.

Der Forst setzt auf Verjüngung

Seine Strategie lautet: „Wir müssen den Wald verjüngen.“ Ältere Bäume müssten daher gefällt werden, um jüngeren Bäumen eine Chance zu bekommen. Böhmer weiß, dass diese Strategie auch auf Kritik bei Naturschützern stößt, aber der plötzlich umgefallene Baum im Tiergartenwald ist für ihn ein mahnendes Beispiel, dass man auch regelmäßig die Motorsäge ansetzen müsse. „Diese Waldverjüngung wird nicht von heute auf morgen umgesetzt werden können. Aber wir müssen langfristig auf einen standortgerechten Mischwald setzen“, sagt Förster Böhmer, der am unteren Niederrhein für insgesamt 1800 Hektar Wald verantwortlich ist.