Kreis Kleve. . Vertreter von Sportvereinen und Politiker sind entsetzt über den Kreissportbund. Dieser hat im Namen der AfD zu einer Diskussion eingeladen.
Die gewählte Formulierung stößt so manchem Vereinsvertreter sauer auf. Und auch in der Politik gibt es harsche Kritik an der Einladung des Kreissportbundes (KSB) im Namen der AfD. Wie gestern berichtet, versendete der 1. Vorsitzende des Bundes eine Einladung „im Namen der Landtagsfraktion und des Kreisvorstandes der AfD“ an alle Mitgliedsvereine im Süd- und Mittelkreis.
Nicht im Namen der Vereine
Im politischen Raum laufen bereits die Telefondrähte heiß, aber auch im Vereinsleben ist man sauer. So hat gestern der Vorstand des Pfalzdorfer Schützenvereins einen Brief an den KSB verschickt, in dem er seinen Unmut bekundet. „Wir sind mit dieser Art der Einladung nicht einverstanden“, sagt der Vorsitzende Johannes Huismann zur NRZ. Mit weiteren Stellungnahmen möchte er sich mit Rücksichtung auf den Vorstand noch zurückhalten.
Auch Rüdiger Helmich, Vorsitzender des Stadtsportbundes Emmerich, hält die gewählte Formulierung für unpassend: „Der Kreissportbund kann nicht im Namen einer Partei einladen“, sagt er. Denn gerade die AfD stehe nicht für Integration und Flüchtlingsarbeit. Dies laufe den Zielen des Kreissportbundes zuwider. Helmich sieht allerdings auch, dass man mit allen politischen Gruppierungen sprechen sollte. Dazu gehöre auch die AfD. Allerdings könne man nicht in ihrem Namen einladen: „Das geht so nicht.“
Ähnlich sieht es Ludger Braam, Leiter der Leichtathletikvereinigung des SuS Kalkar: „Die Einladung halte ich für unglücklich. Zumal der Kreissportbund sich in den letzten Jahren ja auch sehr in Sachen Integration im Sport bemüht hat.“ Diese Einladung passe da nicht ins Bild.
Jürgen Francken, Bürgermeister der Gemeinde Weeze, sagt dazu: „Grundsätzlich ist festzustellen, egal wie man zu deren politischen Ansichten steht, ist die AfD eine Partei im Spektrum der bekannten Parteien, die man politisch im Gespräch fachlich und inhaltlich stellen und kritisieren muss, aber bei Diskussionen nicht ausschließen sollte. In deren Namen allerdings einzuladen, auch unter Verweis auf eine Gleichbehandlung anderer Parteien, halte ich grundsätzlich für bedenklich. Und dazu auch noch den Verteiler des KSB zu nutzen? Mit einem Wort, ich hätte es nicht getan. Allgemein und politisch unsensibel und vor allem interpretationsfähig.“
Bemerkenswert ist auch der Zeitpunkt der AfD-Veranstaltung: Die Politiker bekommen bereits am 28. August die Chance, die neuen Räumlichkeiten in Geldern zu besuchen – eine Woche vor der offiziellen Eröffnung, zu der auch alle anderen Parteien und Honoratioren eingeladen werden.
Im Gespräch mit der NRZ sagte Lutz Stermann, dass man bereits in der Vergangenheit auch mit CDU, SPD und FDP den Politik-Talk organisiert habe und auch im Namen der Parteien eingeladen habe. „Damals interessierte das aber niemanden“, so Stermann.
SPD und CDU sind verwundert
Sowohl SPD als auch CDU verneinen aber, dass der Kreissportbund jemals im Namen ihrer Partei zu einer Veranstaltung eingeladen hat: „Ehrlich gesagt kämen wir auch gar nicht auf eine solche Idee. Es verbietet sich unseres Erachtens nach von selbst, die politische Neutralität des organisierten Sports in dieser Weise zu gefährden“, schreibt Rainer Bischof, sportpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, der NRZ. Der organisierte Sport sei ein Vorkämpfer und Garant für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Integration und Vielfalt: „Die AfD steht unseres Erachtens für das genaue Gegenteil“.
Günter Bergmann (CDU) kann sich auch nicht erinnern, dass der KSB jemals zu einer Veranstaltung „im Namen der CDU“ eingeladen hätte: „Dieses Vorgehen ist sehr verwunderlich. Der Vorstand des KSB hat mit dieser Einladung all den ehrenamtlichen Mitgliedern, die hervorragende Arbeit für die Integration von Flüchtlingen leisten, einen Bärendienst erwiesen.“