Kleve/Emmerich. . Die Schnellbuslinie 58 ist die einzige Verbindung zwischen Emmerich und Kleve. Kaum eine Strecke im Niag-Netz ist stärker frequentiert.
Bevor es richtig los geht, muss Hans-Gerd Elbers erst noch schnell ein paar Hinweisschilder in seinem Bus aufhängen. Der 59-jährige Fahrer aus Kleve fährt heute Morgen die „Holland-Tour“: Mit dem Schnellbus 58 geht es von Emmerich über Kleve nach Nimwegen. Und irgendwie hapert es noch mit der niederländischen Technik. Wer mit der OV-Chipkart im Niag-Bus unterwegs ist, der muss damit rechnen, dass das Lesegerät nicht richtig funktioniert, die Software ist nicht kompatibel. So ist das in einer grenzüberschreitenden Region.
Hans-Gerd Elbers überschreitet fast täglich Grenzen: den Rhein zwischen Emmerich und Kleve, die Landesgrenze zwischen Kranenburg und Ubbergen. Der sympathische Busfahrer ist gerne mit der SB 58 unterwegs, denn hier gibt es immer eine Menge zu erleben. Die einzige Verbindung zwischen Emmerich und Kleve ist seit der Gründung der Hochschule Rhein-Waal stark frequentiert. „Bis in den Abend sind die Busse gut gefüllt“, sagt Elbers. Zum Jahresende soll die Verbindung noch attraktiver werden. Im Halbstundentakt geht es dann zwischen Bahnhof Kleve und Uni-Campus Heyendaal.
Laut Fahrplan in 24 Minuten von Emmerich nach Kleve
Heute Morgen geht es bereits in Emmerich gut los. Es ist 9.51 Uhr und am Bahnhof steigen 14 Fahrgäste ein. Darunter ist auch Saskia Akpojaro aus Kleve, die eigentlich nie Bus fährt, aber heute Morgen eine Besorgung bei der Zollverwaltung in Emmerich zu erledigen hatte: Ein Päckchen aus Amerika wurde von den Zollbehörden geöffnet, da musste sie persönlich vorbeischauen. Sie findet das Busfahren nicht sehr attraktiv: Es dauert ihr zu lange und kostet zu viel – 5,90 Euro für die Fahrt über den Rhein. Die Fahrt zum Klever Bahnhof dauert – laut Fahrplan – 24 Minuten.
Loubna Doudouh und Aisha Noor sind da schon häufiger in der Linie SB 58 anzutreffen. Die beiden Studentinnen pendeln mehrmals die Woche zwischen Voerde und Duisburg nach Kleve, wo sie „International Relations“ studieren. Auch sie sind um 9.51 Uhr am Emmericher Bahnhof eingestiegen und finden die Verbindung ganz gut. Aisha Noor wünscht sich mehr große Gelenkbusse auf der Strecke: „Zu den Stoßzeiten wird es schon ziemlich voll“, sagt sie. Dann müssten die Fahrgäste regelmäßig stehen. Hausaufgaben macht sie daher im Bus so gut wie nie und heute ist ja auch Kommilitonin Loubna da, mit der sie ein angeregtes Pläuschchen hält.
56 Haltestellen auf dem Weg
All das hat Fahrer Hans-Gerd Elbers im Blick. Der große Rückspiegel erlaubt ihm einen guten Überblick in seinem Bus. Es seien in der Tat vor allem Studenten, die in den Morgenstunden mitfahren, erzählt er. Später, so gegen 11 Uhr, sehe er dann eher die ältere Kundschaft, die in Kleve einkaufen möchte. Elbers fährt in Emmerich auf die Minute pünktlich los, aber seine Tour ist so eng getaktet, dass er meist den Zeitplan nicht einhalten kann. An fast jeder Haltestelle – es sind insgesamt 56 – steigt jemand zu. An diesem Morgen hilft er noch einer Rollstuhlfahrerin in den Bus – und schon schwinden die Minuten dahin. 15 Minuten Verspätung bis Kleve Bahnhof – da kann er nichts machen.
Hans-Gerd Elbers fährt gut zehn Mal in der Woche die Tour Emmerich-Nimwegen. Er findet es gut, dass er häufig den Bus wechseln muss. „So können wir unsere Ruhezeiten einhalten und es wird nicht zu eintönig“, sagt er. Aber Langeweile kommt auf der Strecke eh nicht auf. Ab Kleve steigen vermehrt Niederländer mit ihrer OV-Chipkarte zu. Ständig muss Elbers nun mit einem Lesegerät die Karten scannen – beim Einstieg und leider auch beim Ausstieg. Auch das kostet viel Zeit und macht die Fahrt nicht schneller.
Zollkontrolle am Grenzübergang
Am Grenzübergang in Kranenburg-Wyler wartet dann auch noch der Zoll auf den SB 58. „Guten Morgen, Ihren Ausweis bitte“, sagt der niederländische Beamte auf Deutsch. Jeder einzelne Fahrgast wird kontrolliert, einigen wird kritisch in die Augen geblickt: Das Drogenparadies liegt nur einen Steinwurf entfernt. Hans-Gerd Elbers bleibt in diesen Momenten ruhig. Was soll er auch machen? Die fünf Minuten, die er eben herausgefahren hat, sind spätestens mit dieser Kontrolle dahin. Am Nimweger Bahnhof hätte er eigentlich gut 18 Minuten Aufenthalt, daraus werden heute ganze sechs Minütchen. Elbers stellt kurz die Geräte um und dann geht es auch schon wieder zurück – gen Emmerich.
Am Nimweger Bahnhof steigen Niederländer älteren Semesters zu. Bis zur Klever City fahren sie, um dort einzukaufen. „Das ist ganz klassisch“, sagt Elbers, der früher Fernfahrer war und seit 2014 für die Niag tätig ist. Der Kontakt mit Menschen macht ihm deutlich mehr Spaß. Mittlerweile steigen auch immer mehr englischsprachige Gäste zu. „Wenn sie nicht zu schnell reden, kann ich sie auch verstehen“, lacht er. Ansonsten ist Kommunikation nicht das große Problem für ihn und seine Kollegen.
Auf der SB58 sind täglich hunderte Menschen unterwegs. Gerade am Morgen und Nachmittag seien es viele Berufspendler, die in Emmerich arbeiten. Später kommen dann die Studenten, die nach Kleve wollen. Am Wochenende sind immer mehr Freizeitfahrer dabei, um das Nachtleben von Nimwegen zu genießen.