Kleve. . Zur Ausstellung „Andreas Schmitten“ im Museum Kurhaus Kleve ist ein Katalog im Reclamformat erschienen. Zahlreiche Installationsansichten.
Wer das Museum Kurhaus Kleve besucht, sich in allen Sälen, Kabinetten, in der Wandelhalle oder dem Säulengang umsieht, unternimmt in den vielleicht zwei Stunden seines Aufenthalts eine Zeitreise durch hunderte Jahre Kunst und Kunstgeschichte. So reicht das Spektrum der gezeigten Stücke von der mittelalterlichen Skulptur bis zur zeitgenössischen Malerei und Photographie, präsentiert so wichtige Positionen wie die Ewald Matarés oder gibt einen einmaligen Einblick in das Atelier von Joseph Beuys mit frühen Arbeiten des Künstlers.
Mit der Einzelausstellung des 1980 in Mönchengladbach geborenen Andreas Schmitten erweitert das Museum sein ohnehin schon breites Angebot um eine der wohl spannendsten Positionen der vergangenen Jahre (zu sehen bis 26. August). Ein kleiner Katalog ist gerade erschienen und führt mit zwei kenntnisreichen Aufsätzen in das Werk des jungen Künstlers und seinen Blick auf die Skulptur ein.
„Die Wartende“ ist Höhepunkt der Schau
Natürlich ist der eigens für die Klever Ausstellung geschaffene Höhepunkt die tonnenschwere, mehr als sechs Meter hohe Außenskulptur „Die Wartende“, die die Besucher neben dem Museum empfängt. „Für die Klever“, so schreibt Museumsleiter Prof. Harald Kunde im Vorwort, „handelt es sich hier unzweifelhaft um eine neue und betörend schöne Fassung ihres städtischen Wappentiers, des seit Lohengrins Zeiten verehrten Schwans.“
Kuratorin Valentina Vlasic ordnet in ihrem Beitrag das Werk Schmittens ein in eine ganze Reihe von bildhauerischen Positionen, die das Kurhaus zeigte und deren jüngster Vertreter er ist. Es sei nur konsequent, so Vlasic, dass Schmitten sich einreihe neben Künstler wie Paloma Varga Weisz (2004), Giuseppe Penone (2006) oder Jannis Kounellis (2011).
Schmitten hat Scharnierrolle
Zwischen den so gegensätzlichen Positionen von Ewald Mataré im östlichen Teil des Museums und Joseph Beuys im westlichen Flügel sieht Vlasic Schmitten in einer Art Scharnierrolle. „Wie Mataré zeigt Schmitten Skulpturen im zeitlosen Sinn“, schreibt sie. Wie Beuys besitze auch Schmitten eine regelrecht kindliche Freude an der Dialogfähigkeit verschiedenartiger Werke und Materialien untereinander.
Neben seinen die Räume verwandelnden Skulpturen, die immer auch etwas ganz anderes sein können als das, was man gerade glaubt erkannt zu haben, sind es auch die Strichzeichnungen, in denen Schmitten Gegenstände aus gewohnten Zusammenhängen herauslöst und in neue Kontexte bringt. „Gebrauchsanweisung zur Selbstoptimierung“ nennt Vlasic sie. Mit seiner Aquarellreihe „nothing new“ rüttle er geradezu an der Ordnung der Dinge, findet die Kuratorin.
Bilder von Scharen flanierender Kurgäste
Mit den so strahlend weißen Skulpturen Schmittens setzt sich Doris Krystof, Kuratorin der K 21 Kunstsammlung NRW, auseinander. „Mit ihren glänzend weißen Oberflächen und den abstrakten, amorph gerundeten Formen markieren die vier Skulpturen („Gestrandete“, Am Ende der Adoleszenz“, „Mutter“, „Wartende“) einen neuen Abschnitt in Schmittens Werk“, schreibt Krystof. In der Wandelhalle, findet die Düsseldorfer Kunsthistorikerin, würden die so eleganten Figuren vergangene Bilder von Scharen flanierender Kurgäste heraufbeschwören. Scharen flanierender Besucher sind dieser fulminanten Ausstellung allemal zu wünschen. Der Katalog mit zahlreichen Installationsansichten kostet fünf Euro.