Kleve-Materborn. . Willi Quartier erhält Beauftragung für den Begräbnisdienst. Nach anfänglicher Skepsis stimmte er zu.

Am Anfang seines neuen Weges stand ein „Nein“: Als Willi Quartier gefragt wurde, ob er für den Begräbnisdienst ausgebildet werden wolle, lehnte der 68-Jährige ab. „Ich dachte, dass ich das emotional nicht kann“, erinnert er sich. Dann sprach über die Frage mit seiner Frau, die ihn bestärkte, sich doch anzumelden. Seither ist er zu vielen Beerdigungen in der Pfarrei gegangen. Er hat sich für die Texte interessiert, die Ansprachen gehört. „In der Zeit ist meine Antwort vom ,Nein‘ zum ,Ja‘ geworden“, sagt Quartier, der sich schon lange ehrenamtlich in seiner Pfarrei und im Vereinsleben von Materborn engagiert.

Während des Gottesdienstes am 7. Juli ist Quartier beauftragt worden, in seiner Pfarrei Beerdigungen zu leiten. Dazu hat er sich schlichte liturgische Kleidung zugelegt, ein helles Gewand mit einem gelb-schwarzem Streifen. Farben der Trauer, aber auch der Hoffnung. „Es ist ein schönes Gefühl, diese Kleidung zu tragen. Ich fühle mich darin wohl“, sagt Quartier.

Zwölf Teilnehmer aus dem ganzen Bistum

Seit November des vergangenen Jahres hat er sich mit insgesamt zwölf Teilnehmern aus dem ganzen Bistum während der Ausbildung mit dem Glauben sowie mit dem kirchlichen Verständnis von Tod und Auferstehen und rechtlichen Grundlagen zur Beerdigung auseinandergesetzt.

Auf die Trauergespräche haben sich die Teilnehmer mit Hilfe von Rollenspielen vorbereitet. Quartier stand mit Diakon Stephan Rintelen zudem ein Mentor zur Seite, an den er sich in Materborn jederzeit wenden konnte.

Geeignete Ehrenamtler zulassen

Der findet es ein „tolles Zeichen“, dass den Laien die Leitung von Beerdigungen zugetraut wird, „das zeugt von der Wertschätzung ihrer Arbeit“, sagt Rintelen. Propst Johannes Mecking, derzeit Pfarrverwalter in der Pfarrei Zur Heiligen Familie in Materborn, ergänzt: „In anderen Ländern ist es üblich, dass nicht ein Pfarrer die Beerdigung leitet, sondern ein Laie aus der Gemeinde.“ Die Liturgiekommission des Bistums, der Mecking angehört, hatte Bischof Dr. Felix Genn daher um die Genehmigung gebeten, geeignete Ehrenamtler für den Trauer- und Begräbnisdienst zuzulassen. Dazu gab der Bischof Ende 2015 seine Zustimmung.

Beim Trauer- und Begräbnisdienst geht es nicht alleine um die Beerdigung an sich, sondern auch um die Begleitung der Menschen, die von dem Tod betroffen sind. Dazu gehört insbesondere das Trauergespräch mit den Angehörige, das vor der Beerdigung geführt wird.

Zertifikats-Übergabe

Bei der Übergabe der Zertifikate in Münster hatte der Kreisdechant von Wesel, Domkapitular Stefan Sühling, gesagt: „Unser aller Ziel ist es, Menschen zu begleiten, ihnen Hoffnung zu geben.“ Und er hatte die Kursabsolventen, aber auch alle anderen Gottesdienstteilnehmer, darum gebeten, sich für ihr Gegenüber zu interessieren – und sich darin ein Beispiel an Jesus zu nehmen: „Auf dem Weg nach Emmaus hört er zu und fragt nach.“