Kreis Kleve. . Das Getreide ist schon reif, die Weiden sind verdorrt. Landwirte im Kreis Kleve müssen mit dem fehlenden Regen umgehen. Brandgefahr bleibt hoch.
Die Fahrt über das trockene Feld an der Keekener Straße bei Düffelward rüttelt Lukas Kohlleppel kräftig durch. Vom Lärm und der Wärme dringt nur wenig in seine Kabine, Staub wirbelt an den Scheiben vorbei. Seine rechte Hand liegt trotz der Rüttelpartie ruhig auf dem Lenkrad und steuert den Mähdrescher präzise auf das goldene Meer voller Dinkelähren zu. Die rote Haspel lehnt die Halme vorsichtig nach vorne, der Messerbalken schneidet sie ab. Auf einem Display sieht Kohlleppel, wie viel Getreide er tatsächlich mit der riesigen Landmaschine aufgenommen hat.
Die Mitarbeiter des Klever Lohnunternehmens Theodor Nielen sind in diesem Jahr früh mit der Ernte beschäftigt. Die außergewöhnliche Trockenheit der vergangenen Wochen hat die Pflanzen schnell reifen lassen und den Zeitplan für die Landwirte rund 14 Tagen nach vorne verschoben. „Die Gerste ist überwiegend geerntet, und nun folgt schon der Weizen, der normalerweise erst Anfang August dran wäre“, stellt Tobias Auschner, Disponent bei Nielen, fest. Auch der Raps ist frühreif.
Auswirkungen auf die Erträge sind noch unklar
Was dies für die Erträge bedeutet, werden die Bauern erst nach der Ernte wissen. „Das hängt auch stark von den Böden ab“, sagt Auschner. „Die Weizenbestände sind beispielsweise gut, weil es im Frühjahr genug geregnet hat.“ Der ausbleibende Niederschlag in der Abreife könne allerdings dazu führen, dass die Körner zu klein sind und verkümmern.
„Die Gerste hat am wenigsten gelitten“, betont Josef Peters. Der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Kleve befürchtet beim Weizen dagegen höhere Einbußen. Von 20 bis 30 Prozent ist die Rede. „Wir wollen die Ernte aber auch nicht vorher schlecht reden“, so Peters, der für die Verbraucher nicht mit Auswirkungen rechnet: „Auf die Lebensmittelpreise werden mögliche Ernteausfälle keinen Einfluss haben.“
Vertrocknete Weiden
Ohnehin lenkt Peters den Blick weg vom Getreideanbau auf einen anderen landwirtschaftlichen Zweig, der in der Region eine noch größere Bedeutung habe: „Für die Milchviehbetriebe ist die Trockenheit schlimm. Der Mais fängt schon an zu blühen und bräuchte jetzt dringend Wasser, während die Zuckerrüben später noch einiges aufholen können.“ Diese Hoffnung besteht auch für die vielerorts völlig vertrockneten Weiden. „Sie stehen im Moment sehr schlecht da. Wenn es bald aber regnen sollte, kommt das Gras auch wieder nach“, erklärt Nielen-Disponent Tobias Auschner.
Für das Lohnunternehmen wie für alle Landwirte bringt die Dürre noch ein anderes Problem mit sich: die stark erhöhte Brandgefahr durch zu heiß laufende Maschinen. Erst am Montag stand in Louisendorf ein Feld auf einer Größe von 10 000 Quadratmetern in Flammen, weil eine Strohpresse in Brand geraten war. „Die Angst fährt immer mit“, sagt Auschner. „Wir versuchen die Maschinen so gut wie möglich zu warten und zu reinigen, doch ein Lager kann plötzlich kaputt gehen oder ein Stein Funken schlagen.“
Fahrer Lukas Kohlleppel ist froh, dass ihm Steine, Tierkadaver oder Müll auf dem Dinkelfeld in Düffelward keine Probleme bereiten. „Bei einer extremen Trockenheit, wie wir sie derzeit erleben, geht man jedoch in Gedanken das eigene Verhalten im Brandfall durch und bespricht sich mit dem Chef und Kollegen“, erzählt er. Sollte eine Maschine Feuer fangen, würden die Fahrer sie so schnell wie möglich vom Feld steuern, selbst den Feuerlöscher benutzen und die Feuerwehr alarmieren. „Man versucht natürlich den Sachschaden so gering wie möglich zu halten, muss aber auch an das eigene Leben denken“, sagt Kohlleppel.
Peters mahnt zu Gelassenheit
Der lange ausbleibende Landregen und dessen vielfältige Konsequenzen treiben jeden Landwirt um, dennoch mahnt Josef Peters zur Gelassenheit: „Wenn das Wetter unser einziges Problem wäre, dann hätten wir keines. Kapriolen gab es schließlich schon immer.“ Und etwas Gutes bringt die warme Trockenheit auch mit sich: Der Blick auf die Wetter-Apps erübrigt sich nahezu. „Ohne Tau können wir früher rausfahren, wenn die Sonne am Himmel steht. Für unsere Arbeit ist das angenehm“, sagt Tobias Auschner.