Kleve. . Dirk Janßen, Chef des Schaustellerverbandes Kleve-Geldern, ist auf dem „Rummelplatz“ zu Hause – ab Samstag auf der Klever Kirmes.
Er ist Niederrheiner – und doch an vielen Orten zu Hause: Dirk Janßen, 49 Jahre alt, Schausteller (Bierausschank) mit Leib und Seele und Vorsitzender des Schaustellerverbandes Kleve-Geldern. Geboren in Kalkar, aufgewachsen auf den Kirmesplätzen der Region. Heute zu Hause an der Daimlerstraße in Kleve mit Hof, Halle und Haus und dennoch immer auch und immer noch zu Hause auf den Kirmesplätzen in der Region.
Schon sein Großvater (mit Spielzeugbauchladen) war Schausteller. Sein Vater Heinrich Janßen war lange Jahre lang Chef des Schaustellerverbandes. „Mein Vater gehörte noch zu den Rekommandeuren“, erklärt er im Gespräch mit der NRZ. Ein Wort, das seinen Ursprung im Lateinischen recommendare, deutsch „empfehlen“, hat und für den Anpreiser bzw. Ausrufer auf der Kirmes und auf Märkten steht. Vater Heinrich hat sein Geschäft nämlich mit einer Losbude gemacht und das Rekommandieren perfekt beherrscht, erinnert sich Janßen Junior nur zu gut. „Das waren, geschäftlich gesehen, schon goldene Zeiten“, sagt er rückblickend.
Große Konkurrenz
Aber die wirklich starken Jahre, die es von Anfang der 60er bis Anfang der 80er gab, sind lange vorbei. Heute muss die gesamte Branche ums Überleben kämpfen. Dirk Janßen und seine Leute sind dennoch mit Feuereifer Schausteller. Janßens persönliches Geheimnis, um mit dem turbulenten Kirmesleben umgehen zu können: „Im Stress kann ich einen kühlen Kopf bewahren und auf dem Kirmesplatz bin ich mit Leidenschaft und Herzblut dabei.“ Auch ab dem kommenden Wochenende, wenn die Kirmes in Kleve beginnt, stehen jede Menge Konkurrenzveranstaltungen auf dem Plan. Ob Vierdaagse, Parookaville oder Eltens brennender Berg – die Schausteller lassen sich nicht unterkriegen.
Pausen gibt’s nicht. Oder nur wenige. Zu wenige. Wenn es die Zeit erlaubt, dann interessiert sich der Schaustellerchef schon mal für Schalke oder er geht ins Internet. „Dafür habe ich eine Schwäche“, gesteht Janßen.
Nur eine Winterpause
„Richtig Pause haben wir im Winter. Von Januar bis März. Aber dann planen wir auch schon die nächste Saison“, gibt Janßen zu, der nicht oft wirklich „abschalten“ kann. Mit einer Ausnahme: „14 Tage nehmen meine Frau und ich uns dann Auszeit und ziehen uns auf eine ,Insel’ zurück. Soll heißen: Keine anderen Leute um uns, Handy aus.“ Denn der Beruf des Schaustellers bringt es mit sich, dass die meisten Kollegen auch zum engen Freundeskreis der Familie zählen. Und so bleibt man auch in der wenigen Freizeit immer etwas im Arbeitsalltag drin. Janßen lebt und liebt diese Nähe der Kollegen auch, vor allen Dingen die Nähe der Familie, die den Beruf des Schaustellers mit trägt und lebt. „Man sagt: neben jedem starken Schausteller steht auch eine ebenso große und gute Frau“, verrät Janßen. „Meine Frau gehört dazu. Alleine geht’s nämlich nicht.“
Apropos Familie: Die beiden Kinder (22 und 18 Jahre alt) gehen ihre eigenen Wege. „Aber sie sind oft auch mit auf dem Kirmesplatz und bessern hier mit ihrem Einsatz beim Ausschank ihr Taschengeld auf“, so Janßen, der mittlerweile auch zwei Bierwagen hat. Auf der Klever Kirmes direkt Vis-a-vis des Riesenrads und noch einen zweiten Ausschank am Spoyufer mit großem Biergarten. Ob die Kinder einmal in seine Fußstapfen treten werden, ist noch ungewiss.
Sicher ist für Dirk Janßen jedoch das: „Auch wenn ich im Lotto gewinnen würde: Ich arbeite hier weiter!“