Kreis Kleve. . Feuerwehren warnen vor einem leichtfertigen Umgang mit Feuer. Auch im Reichswald gilt Vorsicht, obwohl dort ein grüner Schutz gewachsen ist.
Kleine Stöckchen knacken, das am Boden liegende Laub raschelt und der Wind wirbelt staubige Erde auf. Spaziergänger, die in diesen warmen Sommertagen durch den Reichswald laufen, spüren unter den Schuhen die extreme Trockenheit. Weil es am Niederrhein schon lange nicht mehr anhaltend geregnet hat, steigt auch hier die Gefahr von Wald- und Flurbränden. Sowohl der Waldbrandgefahrenindex als auch der Graslandfeuerindex des Deutschen Wetterdienstes weisen derzeit für die Station Kleve die zweithöchste Warnstufe 4 aus.
Die Hinterlassenschaften einer anderen extremen Wetterlage erhöhen im Reichswald derzeit die Gefahr. „Wegen Friederike liegt noch sehr viel Sturmholz vor allem entlang der Grunewaldstraße und der B 504“, sagt Revierförster Joachim Böhmer vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Auf diesen Windwurfflächen könne beispielsweise eine achtlos aus dem Auto geworfene Zigarette schnell einen Brand auslösen.
Grüne Vegetation hilft im Wald
Böhmer, der für rund 1800 Hektar im nördlichen Teil des Reichswaldes zuständig ist, hat jedoch einen differenzierten Blick auf die Dinge: „Die Lage im Wald ist aktuell nicht dramatisch, weil wir eine sehr grüne Vegetation haben.“ Grünes Gras, Himbeer- und Brombeersträucher sowie Adlerfarn hemmen die Feuergefahr. Zudem seien die großen Kieferbestände anders als etwa in Mecklenburg-Vorpommern hierzulande durch Laubholz unterpflanzt und damit grüner.
Problematische Suche nach alter Munition
Als „großes Problem“ bezeichnet Revierförster Joachim Böhmer Sondengänger, die verbotenerweise mit Metalldetektoren nach alten Munitionsresten im Reichswald suchen.
„In der Erde stellt die Munition keine Gefahr dar. Vor allem Phosphorgranaten rosten an der Luft jedoch durch und fangen an zu brennen“, erläutert Böhmer.
Auch deswegen laufen noch keine Waldbrandstreifen durch den Reichswald, und auch der Feuerwachturm Geldenberg ist momentan nicht besetzt. Das könnte sich allerdings ändern, sollte es in den nächsten Wochen weiterhin keine nennenswerten Niederschläge geben und die höchste Waldbrandgefahrenstufe ausgerufen werden, so Joachim Böhmer.
Schwelbrand im Reichswald
Die Trockenheit hat die Feuerwehren im Kreis Kleve bereits in „ständige Alarmbereitschaft“ versetzt, wie Kreisbrandmeister Reiner Gilles sagt. Allein am Montag zählte die Kreisleitstelle 15 Brände, die auf die aktuelle Wetterlage zurück zu führen waren: Seitenstreifen geraten wegen Zigarettenkippen in Brand oder landwirtschaftliche Maschinen fangen Feuer.
Am Dienstagnachmittag um 16.42 Uhr musste die Gocher Feuerwehr zu einem Schwelbrand auf einer rund drei Quadratmeter großen Fläche im Reichswald bei Asperden ausrücken. „Glücklicherweise ging nur wenig Wind, so dass sich der Brand nicht ausgeweitet hat“, so Feuerwehr-Sprecher Torsten Matenaers. Die Ursache sei unklar, doch von einer Selbstentzündung scheine unwahrscheinlich.
Reiner Gilles plädiert an die Bürger, sich „richtig zu verhalten“. Sie sollten das Rauchverbot im Wald einhalten, kein offenes Feuer oder den Grill in Waldgebieten entzünden und Fahrzeuge nur auf befestigten Untergründen parken, damit sich die Hitze des Motors und Katalysators nicht auf das trockene Holz übertragen kann. „Wer einen Brand entdeckt, sollte sofort den Notruf 112 wählen. Für die Einsatzkräfte zählt dann jede Sekunde“, stellt der Vorsitzende des Kreis-Feuerwehrverbandes Kleve klar. Es gebe mittlerweile zum Glück ausreichend viele Orientierungspunkte – etwa Nummern auf Bänken –, die Bürger an die Leitstelle durchgeben können, um den Brand zu lokalisieren. „Wir hoffen darauf, dass Spaziergänger und Mountainbikefahrer mit offenen Augen unterwegs sind“, sagt Reiner Gilles, der zudem im ständigen Kontakt zum Flugplatz in Goch-Asperden steht. „Die Piloten können Rauchsäulen schnell erkennen und die Informationen an uns weitergeben.“
Fahrbahnrandstreifen geraten in Brand
Georg Binn, Leiter der Gocher Feuerwehr, weist daraufhin, „noch vorsichtiger als ohnehin mit offenem Feuer“ umzugehen. Dies gelte für Flämmarbeiten mit dem Gasbrenner oder die Entsorgung von Grillkohle. „Dadurch können leicht Flächen- und Mülltonnenbrände entstehen“, warnt Binn.
Weiteres Gefahrenpotenzial bergen die Fahrbahnrandstreifen. „Seit letzten Sonntag waren wir wegen Bankettbränden bereits dreimal im Einsatz“, sagt Alexander Janßen, Leiter der Feuerwehr Uedem. „Ein kleiner Funke ist schon ausreichend, um ein Feuer auszulösen. Straßen NRW ist bereits dabei, das Gras am Straßenrand zu mähen, um so die Gefahr eines Brandes zu verringern.“
Hoffnung auf Landregen
Entspannung kann nur Regen bringen. Revierförster Joachim Böhmer wünscht sich für den Reichswald, dass in den nächsten Wochen Wasser von oben – kontinuierlich und in überschaubaren Mengen – fällt. „Ein typischer Landregen, bei dem wir uns als Kinder vor Langeweile die Nasen an der Fensterscheibe platt gedrückt haben“, sagt er.