Kleve. . Unbekannte sprengen einen Geldautomaten in der Filiale der Deutschen Bank auf der Klever Herzogstraße und flüchten in Richtung Niederlande.
Die Deckenverkleidung ist abgerissen, Neonlampen baumeln an herunterhängenden Kabeln, Glassplitter liegen vor dem Eingang. Am Morgen nach der Geldautomatensprengung sehen die Passanten an der Filiale der Deutschen Bank auf der Herzogstraße in der Klever Innenstadt ein Bild der Zerstörung. Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes bewachen das Trümmerfeld, weil die Alarmanlage außer Betrieb ist.
Wenige Stunden zuvor in der Nacht zu Donnerstag betraten laut Polizeibericht vier mit Sturmhauben maskierte Personen gegen 3.15 Uhr den Bereich der Bank, in dem die Geldautomaten stehen. Einer von ihnen trug Gasflaschen. Kurze Zeit später schallte ein lauter Knall durch die Unterstadt.
Ob die Täter bei ihrer spektakulären Aktion Geld stahlen, stand anfangs noch nicht fest, weil Einsturzgefahr bestand. Am Vormittag konnten dann Mitarbeiter der Spurensicherung und Kriminalpolizei den abgeriegelten Tatort betreten. „Es wurde Beute gemacht“, sagte Polizeisprecherin Anna Stammen anschließend. Zur Höhe der Geldsumme machte sie keine Angabe. Zudem sei ein „hoher Gebäudeschaden im annähernd sechsstelligen Bereich“ entstanden.
Dunkler Audi rast über die B 9
Kurz nach der Sprengung des Geldautomaten, der in der Außenfassade eingelassen war, beobachtete ein zufällig an der Bank vorbei kommender Passant, dass die vier Männer in einen dunklen Pkw stiegen und mit hoher Geschwindigkeit flüchteten. Die Besatzung eines Streifenwagens, die auf dem Weg zum Tatort war, sah kurz darauf im Kreisverkehr Hafenstraße einen entgegen kommenden dunklen Audi A 6 Kombi, der stark beschleunigte und in Richtung Tiergartenstraße raste.
Die Flucht der Männer setzte sich mit teils extrem hohem Tempo über die Bundesstraße 9 in Richtung Kranenburg und weiter über den sogenannten „Tennisschläger“ bis zur niederländischen Grenze fort. Auch wegen der rücksichtslosen Fahrweise des Audi-Fahrers mussten die Beamten schließlich die Verfolgung aufgeben. Auf dem Weg in Richtung Landesgrenze verloren sie den Fluchtwagen aus den Augen.
„Als die Fluchtrichtung B9/Wyler feststand, wurden die Kollegen der niederländischen Polizei umgehend über den Sachverhalt in Kenntnis gesetzt“, sagte Polizeisprecherin Stammen auf Nachfrage. Ob die niederländische Polizei die Verfolgung aufnehmen konnte, ließ sie „aus ermittlungstaktischen Gründen“ offen.
Feuerwehr kontrolliert Gas
Die Deutsche Bank äußerte sich auf NRZ-Anfrage mit Verweis auf die „laufenden Ermittlungen der Polizei“ nur knapp zur Geldautomatensprengung. „Glücklicherweise wurde die Filiale nicht großartig beschädigt. Es hat vor allem die Außenfassade getroffen“, sagte Nico Suchanek, Assistent der Geschäftsleitung, der eine „schnellstmögliche Reparatur“ ankündigte. Die Halle der Filiale konnten Kunden am Donnerstag betreten.
Neben der Polizei waren auch die Löschzüge Kleve und Kellen der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert worden. Die Einsatzkräfte konnten zwar den zunächst gemeldeten Brand schnell ausschließen, fanden allerdings mehrere Gasflaschen – darunter eine, die Acetylen enthielt. „Da dieses Gas unter bestimmten Umständen einem chemischen Zerfall unterliegt und es auch noch nach längerer Zeit zur Explosion kommen kann, wurde die Flasche mit einer Wärmebildkamera beobachtet“, teilte die Feuerwehr mit. Die Polizei erhielt die Gasflaschen als Beweismittel.
Die Feuerwehr leuchtete die Einsatzstelle bis circa 5 Uhr aus und übergab sie dann der Polizei. Im Kreis Kleve war dies die erste Geldautomatensprengung in diesem Jahr. 2017 hatte es zwei Fälle gegeben: im Februar in Geldern und im März in Kleve.