Weeze. Zum fünften Mal ist in Weeze Teil I des Mud-Master-Events über die Bühne gegangen. Ein Lauf gegen den inneren Schweinehund. Die NRZ lief mit.

Habt ihr sie auch, die Bucket-List? Jene Liste mit Dingen, die man im Leben unbedingt machen sollte? Ich oute mich, ich habe sie. Zugegeben: Sie ist nicht mehr so lang, weil ich mit Mitte 50 nicht mehr zu den Jüngsten gehöre und das meiste schon abarbeiten konnte. Aber so ein paar Sachen stehen noch drauf. Ein Finisher, ein echter Muddy beim Mud Master-Event in Weeze zu werden, allerdings nicht. Schlammschlucken, Eiswasserbäder und Stromschläge abkriegen und den Körper bis zur Erschöpfung über Hindernisse quälen – stand halt nicht drauf auf meiner Bucket-List.

© Norbert Helpenstein

Gehört aber drauf, meinten Freunde. Und überredeten mich zum Lauftest. Am Wochenende war’s dann soweit. Drillmaster Instructor Noni, alias Ramona Sengpiel (38) aus Hasselt, hatte mich mit in ein großartiges Team aufgenommen, um die zwölf Kilometer Schlamm-Schmerz-Spaßschlacht aktiv mit zu erleben. Nix für Warmduscher und Stubenhocker. Eher was für Verrückte, für Kämpfer, für Outdoor’ler und Raus-aus-der-Komfortzone-Fans. Im Team robbten auch Christian Löpelmann (35) aus Kleve und Kirsten Ballasus (53) aus Pfalzdorf mit uns durch den Schlamm.

Keiner geht über die Pussy-Lane!

Schon das Aufwärmtraining am Startraum auf dem Flughafen-Eventgelände in Weeze hat es in sich. Das Wetter hochsommerlich. Fast zu warm. Klatschen, rufen, hüpfen, auf der Stelle joggen. Bin schon fix und fertig, bevor es los geht. Und doch schaffen wir Vier die ersten noch sehr netten Hindernisse spielend. Etwas klettern, etwas laufen, etwas kriechen… viel lachen, passt. Gut zu schaffen. Wo’s für uns Mädels nicht weiter geht, hilft Alleskönner Christian mit purer Muskelkraft nach und stemmt, hievt und zieht uns über die Hindernisse. Andere helfen mit und wir helfen anderen. Keiner läuft allein. Teamgeist!

Vorher hatte das Team gute Laune ....
Vorher hatte das Team gute Laune ....

Dann kommt der Matsch. Und mit ihm Schmerz, Spaß, Rutschen, Fallen. Jetzt wird alles schwieriger. Der Körper wird müde. Klettern zur Tortur, weil alles glitschig ist, Wartezeiten vor einigen Hindernissen auch, weil der Matsch auf dem Körper zu einer harten Schicht trocknet und spannt, bevor der nächste freie Fall in den Freezer (eisgekühltes Wasser) den hart erkämpften Matsch wieder abwäscht. Apropos freier Fall – den gibt’s hier öfter. Auf der Rutsche (Flyer) verbunden mit einem enormen Spaßfaktor, der mit einem unglaublich harten Aufschlag auf das tiefe Wasser überrascht. Und dann der Executer…

© Norbert Helpenstein

Rettungswagen und DLRG-Lebensretter im und am Wasser lassen uns erahnen, dass hier Schluss mit lustig ist. Aber Aufgeben ist keine Option.

Als ich zum Schluss kurz zögere, weil der Sizzler durchkrochen werden muss – unten Wasser und Matsche, oben Strombänder – erinnert Ramona uns ans Mud Master-Motto: „Keiner geht über die Pussy-Lane!“

Okay, okay. Stromschläge machen ja irgendwie auch wach. Und Aua. Und wer woanders scheitert, wird klitschnass. Aber jedes Hindernis wird von uns genommen – auch wenn’s nicht klappt. An den Kletterseilen und den Monkey-Bars (dem Hangelspiel für Armstarke) scheitern wir Mädels und nehmen ein Bad nach dem anderen. Da helfen auch Christians starke Arme ausnahmsweise nicht.

Erwachsene schreien und brüllen

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Der Mann in unserem Team hat sich eh nur warm gemacht auf der „Zwölfer“. Denn nachdem wir alle glücklich und total geflasht nach rund drei Stunden den Lauf überstanden haben, bereitet er sich bereits auf den 18-Kilometer-Lauf vor, der ihn nur wenige Stunden später wieder an den Start gehen ließ. Wie gesagt: Ein Lauf für Verrückte…

Zurück zu eurer Bucket List: Die Teilnahme am Mud Masters gehört auf jeden Fall darauf – und abgearbeitet. „Wo sonst können wir uns noch als Erwachsene im glitschigen Schlamm wälzen, schreien und brüllen vor lauter Adrenalin und Selbstüberwindung, ohne schief angeschaut zu werden?“ resümieren auch Kirsten und Ramona voller Begeisterung. Nach dem Lauf ist vor dem Lauf. Muddys – wir sehen uns im nächsten Jahr!