Bedburg-Hau. . Zurzeit stehen auf dem Klinikgelände in Bedburg-Hau mehrere Rodungen an. Günter van Meegen befürchtet für das historische Gelände das Schlimmste.
Als Günter van Meegen am Donnerstag diesen gewaltigen Baum am Boden liegen sah, da kamen ihm fast die Tränen: „Das ist unglaublich schade. Das war einer meiner Lieblingsbäume auf dem Klinikgelände. Diese Eiche war mit Sicherheit 300 Jahre alt. Schauen Sie sich mal diesen Stammumfang an. Das sind 4,40 Meter.“ Jetzt liegt der Baum in Teilstücke zersägt auf dem Boden. Er musste der neuen Klinik-Küche weichen, die hier in Kürze gebaut wird. Stephan Lahr, kaufmännischer Direktor der Klinik, sieht die Maßnahme auch mit einem weinenden Auge: „Natürlich ist das jammerschade. Aber es ging nicht anders.“
Auf NRZ-Nachfrage teilt der Landschaftsverband mit, dass die Fällungen der 45 Bäume mit dem Regionalforstamt Niederrhein abgestimmt worden seien. Ein Ausgleich wurde bereits an einem Spielplatz in Schneppenbaum geschaffen.
„Es geht um drei Hektar Wald“
Die Eiche ist für Günter van Meegen ein herber Verlust, aber bei weitem noch nicht die einzige Sorge. Er stellt sich die Frage, was aus dem Klinikwald nur werden soll. Denn zum einen plant das Land NRW einen Klinikneubau, für den auch ein kleiner Buchenwald abgeholzt werden muss, und die Gemeinde Bedburg-Hau plant im vom Gemeinderat bereits abgesegneten Integrierten Handlungskonzept weitere große Bau- und Siedlungsflächen: „Wenn man das alles zusammenzählt, dann geht es hier um gut drei Hektar Wald. Wenn der Gemeinderat dieses Handlungskonzept wirklich durchzieht, dann wird es keinen Klinikwald mehr geben“, ist sich Günter van Meegen sicher.
Die ersten Maßnahmen deuten sich bereits an. Für den Ausbau der Buchenallee als neue Verbindungsstraße zwischen Schneppenbaum und Hau müssten Bäume gefällt werden, die bereits gekennzeichnet wurden. Auch entlang der neuen Zufahrtsstraße vom Kreisverkehr an der Uedemer Straße auf das Klinikgelände müssen große Bäume weichen - hier wird ein Radweg geplant.
Wohnbebauung vorgesehen
Günter van Meegen kann manche Fällungen durchaus verstehen, warum aber die Gemeinde Bedburg-Hau aus dem Wald nun Bauland machen möchte, ist ihm absolut schleierhaft. „Dabei verfügt die Gemeinde über ausreichende Flächen zur Wohnbebauung“, sagt van Meegen, der selbst viele Jahre im Gemeinderat von Bedburg-Hau aktiv war. Im Internet hat er eine entsprechende Karte mit den geplanten Neubaugebieten in Schneppenbaum, Hasselt und Hau aus dem Regionalplan veröffentlicht.
In der Tat sieht das beschlossene Handlungskonzept der Gemeinde eine „Nachverdichtung“ und „bauliche Ergänzungen“ auf dem Klinikgelände vor. So soll entlang der Uedemer Straße gebaut werden, am schön gelegenen Bahnweg soll Wohnbebauung möglich werden und hinter den denkmalgeschützten Häusern an der Horionstraße ist eine Wohnbebauung im Handlungskonzept vorgesehen. „Darüber wurde öffentlich nie groß geredet“, ärgert sich van Meegen. „Ich halte es für ein Unding, bei dieser Ausgangslage, den Wald für Bauland herzugeben. Da möchte die Gemeinde insektenfreundlicher werden und plant dann so etwas. Das steht dem voll entgegen“, finden van Meegen.
Die NRZ bemühte sich gestern auch um eine Stellungnahme des Bürgermeisters und des Baudezernenten von Bedburg-Hau. Eine Antwort steht noch aus.