Kranenburg. . Das Unternehmen Aurora Kaas errichtet in Kranenburg eine neue Produktion zur Verarbeitung von biologischer Milch.
Es ist schon komisch: Der untere Niederrhein hat sich in den vergangenen Jahren zum Milchkuhland Nummer 1 in Nordrhein-Westfalen entwickelt und trotzdem gibt es nicht einen großen milchverarbeitenden Betrieb im Kreis Kleve. 500 Millionen Liter Milch von 55 000 Kühen werden jährlich zu großen Molkereien in die weitere Umgebung gefahren. Landwirte, die ihre Milch veredeln wollen, sind auf Mega-Genossenschaften wie FrieslandCampina, Hochwald, Arla oder Konzerne wie Dr. Oetker angewiesen.
Käserei und Fachgeschäft
Aber im Kreis Kleve baut sich wieder eine kleine Nischen-Produktion auf. Die Aurora Kaas GmbH aus Kranenburg, ein Unternehmen mit niederländischen Wurzeln, baut derzeit im Gewerbegebiet Hammereisen in Nütterden eine neue Käserei auf. Der Bau der neuen Käserei wird durch den Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert. Acht Millionen Liter Bio-Milch verarbeitet der Betrieb zu unterschiedlichen Käsesorten. Seit 2012 unterhält die Familie ten Dam bereits ein Reifelager in Nütterden, jetzt kommen eine Käserei und ein Käsefachgeschäft hinzu.
Bio boomt - und das merken auch Manon und Tim ten Dam. Die beiden arbeiten im Familienbetrieb gemeinsam mit Mutter Janny, Vater Harry und Bruder Daan kräftig mit. Mit einigen wenigen Landwirten aus der Region unterhalten sie Verträge für biologische Milch. Theo Sonderfeld aus Kleve, Familie Hansen aus Kranenburg, Josef Büns und Familie Verhoeven aus Kevelaer und Familie Niessen aus Nettetal liefern die Milch für das neue Käseprodukt „Niederrheinisch Määdje“. Aus den Niederlanden stammen die Bio-Bauern vor allem aus dem Achterhoek rund um Doetinchem und Winterswijk: „Die Landwirte verpflichten sich unter anderem, dass ihre Kühe regelmäßig auf die Weide kommen.“
Ursprungsbetrieb bleibt erhalten
Familie ten Dam möchte jetzt wachsen. Das große Käselager ist gut gefüllt und soll erweitert werden. Für die Käseproduktion wird gerade für fünf Millionen Euro eine neue Stätte errichtet, in der die Arbeiten Ende des Jahres beginnen sollen. Der kleine Ursprungsbetrieb in Venzelderheide (bei Gennep) bleibe nach wie vor erhalten, doch das Zentrum der Produktion wird nach Kranenburg verlegt. Die ten Dams wollen die Produktion in den nächsten zwei Jahren auf zwölf Millionen Liter ausdehnen: „Wir gehören zu den größten biomilchverarbeitenden Betrieben in Deutschland und den Niederlanden“, erzählt Manon ten Dam. Aber im Vergleich zu Milchgenossenschaften wie FrieslandCampina ist Aurora Kaas mit neun Mitarbeitern immer noch ein Zwerg.
Der Verkauf des Käses erfolgt über Naturkost- und Bioläden. Die großen Discounter wie Aldi oder Lidl werden nicht beliefert. Familie ten Dam setzt ausschließlich auf Bio-Qualität. Der Betrieb wurde von Bioland und Demeter zertifiziert, und entsprechend muss dann auch die Qualität der Zulieferer stimmen.
350.000 Euro über Crowdfunding
Um das neue Projekt in Kranenburg realisieren zu können, hat Familie ten Dam auch ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen. Über eine Internetplattform konnten Interessierte ihr Geld zur Verfügung stellen, welches mit sechs Prozent verzinst und nach fünf Jahren zurückgezahlt wird. Innerhalb von 24 Stunden kamen so 350 000 Euro zusammen, erzählt Tim ten Dam. Die Aktion dient dem Marketing ebenso wie der Kundenbindung: „So zeigten die Investoren auch eine Bindung zu unserem Betrieb“, sagt Tim ten Dam. Auch die Europäische Union hat 30 Prozent für einzelne Teile der Produktionsmittel als Subvention zugeschossen.
Im neuen Jahr wird auch ein Käseladen im Hammereisen eröffnen. Hier sollen die Bio-Produkte direkt vor Ort verkauft werden können.