Kleve. . Botschaft des Friedens: Sie leistet aufklärerische Arbeit zur Geschichte der Judenverfolgung auch in Schulen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Eva Weyl auf Vorschlag der Landesregierung NRW das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Der deutsche Botschafter Dirk Brengelmann sprach ihr im Namen des Bundespräsidenten und des Ministerpräsidenten in feierlichem Rahmen in seiner Residenz Huis Schuylenburch in Den Haag Respekt für ihr langjähriges Wirken im Bereich der Völkerverständigung aus.

Der Botschafter würdigte ihr jahrelanges, umfassendes Engagement als Zeitzeugin für die Aufarbeitung der Vergangenheit. Die deutschen Eltern von Eva Weyl flüchteten seinerzeit vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung in die Niederlande.

Ehrenamtliche Fremdenführerin in Gedenkstätte

Nach dem Einmarsch der Deutschen in die Niederlande wurde die Familie 1942 mit der damals sechsjährigen Eva verhaftet und blieb bis zur Befreiung mehrere Jahre im Konzentrationslager Westerbok, „ein Vorportal“ von Auschwitz, inhaftiert. Von den 107 000 Juden in diesem Durchgangslager überlebte nur 5000. Darunter die Familie Weyl. Sie ließ sich kurz in Amsterdam, dann schließlich in Arnheim nieder, wo sie sich eine neue Existenz (Bekleidungsgeschäft) aufbaute.

Schon lange dient Eva Weyl als ehrenamtliche Fremdenführerin in der heutigen Gedenkstätte des früheren KZ Westerbork in der Provinz Drente. Mit Kleve, der früheren Heimat ihrer Vorfahren – ursprünglich gehörte ihrer Familie das große Kaufhaus Weyl in Kleve an der heutigen Stelle der Galeria Kaufhof – fühlt sie sich trotz des schlimmen Schicksals mit Deutschland auf Engste verbunden und begegnet den Deutschen ohne Vorbehalte.

Vor vielen Jahren beschloss sie daher, ihre Vortragstätigkeit zum Thema Judenverfolgung im Dritten Reich auf den Kreis Kleve und den ganzen Bereich des unteren Niederrheins auszudehnen. Sie ging in die Schulen, verstehe es dort, die Aufmerksamkeit der Schüler/innen zu fesseln und ihnen die geschichtliche Problematik näherzubringen. Sie will Jugendliche zu ‘Zweitzeugen’ ausbilden, sagt sie.

Aufmerksamkeit der Schüler/innen fesseln

„Diese wichtige, aufklärerische Aufgabe vollbringt sie mit einem bemerkenswerten Einsatz, der ihr Leben weitgehend ausfüllt und nahezu einer hauptberuflichen Tätigkeit gleichkommt“, hieß es. Auch bei Lehrer/innen treffe sie auf große Resonanz, außerdem fördert sie Exkursionen der Lehramtsanwärter/innen am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Kleve nach Auschwitz.

Eva Weyl vermittele eine Botschaft des Friedens getreu einem bekannten jüdischen Sprichwort, das sie selbst gern zitiert und das auf sie zutrifft: „Wer einen einzigen Menschen rettet, rettet die ganze Welt.“ Voller Optimismus, Mut und Zuversicht mache sie Geschichte und den Namen Weyl lebendig.