Kleve. . Seit dieser Woche wird auf dem Bensdorp-Gelände an der van-de-Bergh-Straße in Kleve gebaut. Netto-Markt zieht im Herbst um

„Auch wenn es funktional sein muss, Stadtentwicklung geht auch schön“, versichert Jan Holtfester. Er ist Projektsteuerer für das Bensdorpgelände an der van-den-Bergh-Straße, Ecke Wiesenstraße. Dorthin zieht der Lebensmittelmarkt von der anderen Straßenseite im Herbst um. Aber ‘Netto’ verzichtet auf die übliche Verbrauchermarkt-Fassade. Städtebaulich ansprechend wird ein Klinker mit Eigennamen „Bensdorp“ extra dafür in dunklem Rot gebrannt, dem Industrie-Denkmal von 1910 nebenan angepasst. Die Sehnen der Fassade werden farblich abgesetzt, rhythmisiert mit modernem Beton-Schmuckstein.

Rüttelstopfsäulen ersetzen ein Fundament

„Ein Blickfang, der Industriekultur ausatmet“, schwärmt Jan Holtfester. Architekt Christian Thieme (Hülsmann, Thieme, Minor) ergänzt: Was die alten Industriegebäude in Innenstadtlage so attraktiv mache, sei eben „Baukunst“, die Mühe, die man sich damals gab.

Seit Dienstag arbeiten Menschen mit Maschinen an der Fortsetzung. Sie stampfen 398 Rüttelstopfsäulen aus Kies in die Erde, jeweils mit rosafarbenem Kreuz markiert, mit GPS elektronisch eingemessen nach exaktem Koordinatensystem. Das ersetzt ein Fundament. Vor drei Wochen gab es die 398 Probebohrungen. Drei Verdachtsfälle auf Kampfmittel entpuppten sich zum Glück als Eisenrohre. „Das Sondieren in Kleve war erfolgreicher als in Berlin“, lacht Thieme. In eineinhalb Wochen werden die Säulen fertig sein.

Zwei Etagen, 1500 qm unten, 750 qm Mieträume oben

Am 5. Februar rücken die Kräne von Baufirma Erich Tönnissen an, der die Ausschreibung gewann. Der Rohbau für 1500 Quadratmeter Lebensmittelmarkt mit Nebenräumen und für 750 Quadratmetern in der ersten Etage wird bis Juni stehen, das Haus bis Ende 2018 fertig gestellt. Im Obergeschoss gibt’s dann 14 Mieteinheiten.

Bensdorpgelände van-den-Bergh-Straße / Wiesenstraße. Der weiße Gebäudeteil wird abgerissen, das Backstein-Industriegebäude wird betont. Vor das neue Clivia-Seniorenheim, rechts im Bild, wird der Lebensmittelmarkt gebaut.
Bensdorpgelände van-den-Bergh-Straße / Wiesenstraße. Der weiße Gebäudeteil wird abgerissen, das Backstein-Industriegebäude wird betont. Vor das neue Clivia-Seniorenheim, rechts im Bild, wird der Lebensmittelmarkt gebaut.

Holtfester, in der Bensdorp GbR die rechte Hand von Investor Udo Tjaden, verspricht, dass das Interieur hochwertig dem Exterieur entspreche und man hier „attraktives, junges, angenehmes Publikum“ als Mieter erwarte. Das ist für den Bauherren teurer, aber „wir sind ja keine Projektentwicklergesellschaft. Wir sind Eigentümer und wollen es dauerhaft bleiben.“ Thieme erklärt, das Bauprojekt wurde nicht auf 30 Jahre Gewerbeimmobilie ausgelegt, sondern auf 100 Jahre Wohnimmobilie, nachhaltig im Energie- und im Gestaltungskonzept.

Es ist ein Geschenk, es so machen zu können

„Es ist ein Geschenk und eine Freude, es so machen zu können“, sagt Holtfester. Die Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung laufe nach anfänglichen Schwierigkeiten (wie mehrfach berichtet) nun „sehr angenehm, ein sehr schönes Arbeitsverhältnis“, so der Projektsteuerer. „Wir schaffen etwas Schönes, worauf wir stolz sein können“, eine Hommage an „Schokoladenproduktion und Plätzchenproduktion“ (Kleves Historie mit Bensdorp-Kakao und XoX-Keksen).

Jan Holtfester ist gleichzeitig Gesellschafter in der XoX-Industriepark KG, die auf der Briener Straße gegenüber ein weiteres markantes Stück Stadtbild entwickeln will. „Ich bin Niederrheiner“, ist für Holtfester Erklärung genug, warum er auch dort etwas mit erschaffen möchte, „in dem auch ich gern wohnen würde“. Vier Bauvoranfragen sind gestellt.