Kalkar/Uedem. . Die Von-Seydlitz-Kaserne verändert ihr bauliches Gesicht. Bis 2025 fließen große Summen in die Infrastruktur der Standorte in Kalkar und Uedem.
Es gibt in der Von-Seydlitz-Kaserne Orte, die noch so aussehen wie im Sommer 1969, als die Fernmelder der II. Abteilung des Fernmelderegimentes 11 als erste Luftwaffensoldaten auf dem Beginenberg in Kalkar einzogen. Die ockerfarbenen Vorhänge an den Fenstern von Block 29 dürften beispielsweise so alt sein wie die Unterkunft selbst. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird dagegen an der Zukunft gebaut. In dem verklinkerten Gebäude entstehen 64 neue Wohneinheiten, allesamt ausgestattet mit Wlan und TV-Geräten. Zwei der Stuben werden komplett barrierefrei gestaltet.
Sanierung des Strassen- und Kanalnetzes
Zu den Maßnahmen in Kalkar gehören auch der Sporthallen-Neubau und die Erneuerung von Wach- und Stabsgebäude sowie der Hundezwingeranlage.
Nach dem Abschluss der geplanten Bauarbeiten wird auch das Straßen- und Kanalnetz in der Von-Seydlitz-Kaserne komplett saniert.
Der rund 4,5 Millionen Euro teure Neubau der Unterkunft ist nur eine von mehreren Baustellen auf dem Kasernengelände, die in den nächsten Jahren auch infrastrukturell ihrer gewachsenen Bedeutung als einer der wichtigsten Luftwaffenstandorte in Deutschland gerecht werden sollen. Bis 2025 investiert die Bundeswehr in Kalkar sowie in der Luftverteidigungsanlage auf dem Uedemer Paulsberg die gewaltige Summe von rund 100 Millionen Euro. Hinzu kommen in Uedem knapp 35 Millionen Euro Kosten für den Nato-Luftverteidigungsgefechtstand für Nord-Europa, die aus dem Etat des Atlantischen Bündnisses stammen.
Die ersten Maßnahmen der 2013 vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW begonnenen Planungen machen die Architekten, Bauarbeiter und Handwerker jeden Tag sichtbarer. Das neue Bürogebäude des Zentrums Luftoperationen mit zwei Flügeln und einem hermetisch abgeriegelten Mittelbau für militärische Nutzungen wächst innen und außen. Bis zur geplanten Fertigstellung im Frühjahr 2019 werden hier fast 9,9 Millionen Euro verbaut.
Vier große Hörsäle
Gleich nebenan auf der zuvor unbebauten Rasenfläche laufen die Arbeiten am 5,3 Millionen Euro teuren Neubau eines Lehr- und Ausbildungsgebäudes, das ebenfalls in gut einem Jahr seiner Bestimmung übergeben werden soll. In vier großen, technisch voll ausgestatteten Hörsälen können dann deutsche, aber zunehmend auch internationale Luftwaffenoffiziere aus- und weitergebildet werden.
Vergleichbare multinationale „Air Command & Control“-Ausbildungszentren zur Planung und Führung von Luftstreitkräften gebe es laut Oberstleutnant Alexander Feja, Pressesprecher des Zentrums Luftoperationen, nur noch in Italien und Frankreich. Die Lehrgangsteilnehmer können zukünftig in der neuen Unterkunft untergebracht werden und müssen nicht mehr in verschiedenen Hotels in der Umgebung übernachten.
Mehr als 800 Dienstposten bis zum Jahr 2022
Ein zentrales Projekt, das bis zum Herbst des kommenden Jahres fertiggestellt werden soll, ist der neue Liegenschaftszugangsknoten für das IT-Netz mitsamt Verwaltungsgebäude (5,2 Millionen Euro). „Wir brauchen eine leistungsfähige Bandbreite“, stellt Oberstleutnant Thomas Lösel fest. Der Kasernenkommandant ruft angesichts der großen Bautätigkeit in Kalkar und Uedem in Erinnerung, dass der Standort ursprünglich für kleinere Strukturen ausgelegt war.
Durch den deutlichen Aufwuchs – bis 2022 vergrößert sich das Zentrum für Luftoperationen nach heutiger Planung auf mehr als 800 Dienstposten – ist auch der Bedarf an einer weiteren Unterkunft mit 84 Wohneinheiten anerkannt. Auf der Neubauliste der Von-Seydlitz-Kaserne stehen zudem Bürogebäude (6,9 Millionen Euro Kosten/geplante Fertigstellung: Oktober 2019), das Sanitätsversorgungszentrum (4 Millionen Euro/2021) und ein Wirtschaftsgebäude mit Küche (8 Millionen Euro/2025). Das Haus der Betreuung soll bis Mitte 2024 für 2,7 Millionen Euro saniert werden.
1500 Soldaten und zivile Mitarbeiter
Es bleibt für die aktuell rund 1500 Soldaten und zivilen Mitarbeiter in Kalkar und Uedem in den kommenden Jahren ein Arbeiten mit mancher Einschränkung. „Die Situation erfordert unheimlichen Koordinationsaufwand und gelebte Kameradschaft“, sagt Kasernenkommandant Thomas Lösel. „Wir haben jedoch den Vorteil eines kleinen Standortes“, ergänzt Alexander Feja. „Wir sprechen hier miteinander, nicht übereinander.“