Kleve. . Die Stadt Kleve plant eine Wohnraumanalyse. Alleinerziehende, Studenten, Flüchtlinge und Sozialhilfeempfänger konkurrieren vor den Vermietern.

„Es war kein Raum in der Herberge...“? Wie aktuell ist das Weihnachtsthema in Kleve und Umgebung? Wohnungsnot mehrt sich, je größer eine Stadt ist. Die NRZ erfragte die Lage. „Wohnungsnot wird hier in 2018 offensichtlicher werden“, sieht Herbert Looschelders vom „Selbsthilfe e.v., Verein für Sozialberatung“ voraus. Mietrichtwerte sind seit September 2016 in zwei Stufen verändert worden, die Auswirkungen würden im nächsten Jahr spürbar, wenn die Nebenkostennachzahlungen eingefordert werden. „Das wird drastisch werden“, ahnt Looschelders.

„Es gibt keine Menge an Obdachlosen. Wer tatsächlich keine Wohnung hat, hat auch andere Probleme, etwa im Suchtbereich“. Aber wohnungssuchend seien sehr viele Menschen auch im Kreis Kleve. Berufsbetreuer Joachim Jabs aus Kleve zum Beispiel nennt den Gocher Fall eines älteren Herrn, der endlich aus der Obdachlosenunterkunft heraus will und keinen Vermieter finde. Auch Jabs hat ihn schon zu drei erfolglosen Wohnungsbesichtigungen – „es waren Vorstellungsgespräche“ – begleitet. „Hinzu kommt, dass die Vermieter auch Altbauten viel zu teuer anbieten“, beklagt Jabs.

Experten beraten in der ersten Jahreshälfte 2018

Auf Grund einer vertraglichen Vereinbarung zwischen der Caritas und der Stadt Kleve kümmert sich die Caritas um die Wohnungssuche für Flüchtlinge in der Kreisstadt. „Der Stadt Kleve liegen keine Informationen hinsichtlich einer Wohnungsnot vor. Da die Stadt Kleve jedoch nicht in der Wohnraumvermittlung tätig ist, können wir auch nicht auf Daten dieser Tätigkeit zurückgreifen. Gleichwohl hat die Stadt Kleve ein qualifiziertes Planungsbüro beauftragt, für das Stadtgebiet eine Wohnraumanalyse durchzuführen“, antwortet Stadtsprecher Jörg Boltersdorf der NRZ.

Das beauftragte Büro werde „sowohl das Thema der öffentlich geförderten Wohnungen als auch alle anderen Facetten des Wohnungsmarktes – Studenten, betreutes Wohnen, barrierefreies Wohnen, Wohnungsgrößen und Wohnungsdichte et cetera – und der räumlichen Verteilung im Stadtgebiet untersuchen.“

Ergebnisse nach Sommerferien erwartet

Eine Vielzahl von fachlichen Beteiligten werde dazu in der ersten Jahreshälfte 2018 Expertengespräche führen. „Nach den Sommerferien werden die Ergebnisse der Untersuchung erwartet und öffentlich vorgestellt werden.“

Für die Caritas sagt Wilfried van de Kamp: „Der Fachdienst Wohnhilfe hatte in diesem Jahr 331 Klienten und in der frauenspezifischen Beratung des Sozialdienstes katholischer Frauen ließen sich 140 Klientinnen beraten.“ Der Anlass müsse nicht unbedingt akute Wohnungsnot sein. Es reiche auch, wenn eine Kündigung angedroht ist oder laut Arbeitslosengesetz die Miete nicht dauerhaft übernommen werde, wenn jemand aus einem Familienverbund auszog und dadurch die Wohnung als zu groß eingestuft wird. „Seit vielen Jahren ist es die Gruppe der Alleinerziehenden, die dringend eine kleine Wohnung sucht. Tendenz steigend“.

Caritas bleibt Ansprechpartner

Die Lage am Wohnungsmarkt in Kleve verschärfe sich durch die Hochschule und ein verändertes Partnerschaftsverhalten in der Gesellschaft: mehr Singlehaushalte. Einheimische konkurrieren zudem mit Zugereisten um die Kleinwohnungen.

Einige Flüchtlinge lebten noch in Gemeinschaftsunterkünften, obwohl sie laut Gesetz schon selbst anmieten dürften. Vermieter hätten nicht selten Scheu, ausländische Mieter zu nehmen, allein wegen der Sprachprobleme. Wilfried van de Kamp beruhigt: Die Caritas könne im Hintergrund Ansprechpartner bleiben und oft haben die Asylbewerber deutsche freiwillige Begleiter als Mentoren. „Mit dieser Kombination haben wir gute Erfahrungen gemacht“, so van de Kamp.