Kleve. . Die Schullandschaft in Kleve hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Hochschule Rhein-Waal hat dann auch das Stadtbild umgekrempelt.
Wer Kleve zuletzt 2010 besucht hat, dürfte sich bei seiner Wiederkehr heute wundern. Vieles hat sich geändert in der Stadt, baulich gewiss nicht alles zum Besten. Aber eines wird doch positiv auffallen: Dass es jetzt eine Hochschule in Kleve gibt. Und die befindet sich nicht irgendwo versteckt in einem Industriegebiet. Sondern mitten in der Stadt. Am Fluss – auch wenn der nicht so richtig fließen will.
Doppelter Abiturjahrgang
2008 schrieb die Landesregierung NRW einen Wettbewerb für die Gründung von Fachhochschulen aus. Hintergrund war nicht zuletzt der erwartete Ansturm auf Universitäten und Hochschulen durch den doppelten Abiturjahrgang 2013. Der wiederum war das Ergebnis einer Reform, die die Jugendlichen schneller für Studium und Arbeitsmarkt qualifizieren sollte. Einer Reform, die jetzt größtenteils wieder zurückgedreht wurde – wie es nun mal so ist in der Schulpolitik. Kein Feld für Menschen, die sich leicht aufregen.
Die Hochschule ist jetzt jedenfalls da, denn Kleve gewann gemeinsam mit Kamp-Lintfort den Wettbewerb. 2009 nahm sie ihre Arbeit unter der Gründungspräsidentin Marie-Luise Klotz auf. Zunächst im ehemaligen Alltours-Gebäude, dann, ab September 2012, in den neuen Gebäuden am Spoykanal. 5000 junge Leute sollten in Kleve und der Zweigstelle Kamp-Lintfort studieren. In diesem Jahr sind es über 7000. Der Ausländeranteil liegt bei 46 Prozent, was sicherlich auch daran liegt, dass viele Studiengänge auf Englisch angeboten werden. Junge Erwachsene aus aller Herren Länder wohnen inzwischen in Kleve, büffeln für Fächer aus Bereichen wie „Technologie und Bionik“, „Life Sciences“ oder „Kommunikation und Umwelt“. Wer hätte das noch 2007 auch nur im Entferntesten geahnt?
Vom Zollgrenzbezirk zum Hochschulstandort
So schnell kann es also gehen vom Zollgrenzbezirk zum Hochschulstandort. Aber nicht alles, was schnell geht, ist auch gut. Davon wissen die Eltern mancher heutiger Schüler ein Lied zu singen. In den letzten paar Jahrzehnten hat es große Umbrüche gegeben. Das Johanna-Sebus-Gymnasium: verschwunden. Hauptschulen: alle weg. Als echte Erfolgsgeschichte kann die Karl-Kisters-Realschule gelten, einst als zweite Klever Realschule geplant, jetzt die einzig verbliebene. Dort, wo die alte Klever Realschule war, ist jetzt die neue Joseph-Beuys-Gesamtschule, die aus der kurzzeitig existierenden Sekundarschule hervorgegangen ist, die wiederum im alten Sebus-Gymnasium angesiedelt war. Die meisten Schüler in den alten Realschul-Gebäuden sind aber Schüler der alten Gesamtschule Kleve (nicht Joseph-Beuys, sondern demnächst Am Forstgarten), die eigentlich in den Räumen der alten Hauptschule Rindern eingezogen ist. Alles klar? Hauptsache, die Lehrer und Schüler wissen, wo sie hin müssen.
Schüler sind längst gewechselt
Um Abitur zu machen, haben die Jugendlichen also die Wahl zwischen zwei Gymnasien, zwei Gesamtschulen und dem Berufskolleg am Weißen Tor. Wobei das marode Konrad-Adenauer-Gymnasium demnächst vielleicht am Bahnhof in neuer Pracht erstehen soll. Man kennt solche Baumaßnahmen von der Grundschule An den Linden. Die Schüler, die einst die neuen Trakte beziehen sollten, sind vor der Fertigstellung schon längst auf weiterführende Schulen gewechselt.
Vielleicht hat das Durcheinander aber auch Methode. Denn wenn genügend Zeit vergangen ist, wird das Neue automatisch alt. So wie der Altbau des Stein-Gymnasiums. Der war einst der Neubau. Der ursprüngliche alte Teil steht längst nicht mehr. Und dieser alte Teil war auch mal ganz neu, denn die ganze Schule befand sich zuvor an der Hagschen Poort. Man sieht: Die Schullandschaft ist immer in Bewegung. Wer weiß, was noch alles kommt.