Kleve. . Von den Pumpengemeinschaften zum fließenden Wasser: 1878 bekam Kleve sein erstes Brunnendenkmal und ab 1900 unterirdische Kanäle.

In früheren Jahrhunderten lief die Wasserversorgung der Klever Haushalte über öffentliche und private Brunnen, von denen es 1784 noch 75 gegeben hat. Viele wurden nach und nach mit Saug- und Druckpumpen versehen, vor allem in den tiefer gelegenen Stadtteilen – eine wesentliche Erleichterung. In den höher gelegenen Stadtteilen blieb die Wasserversorgung schwierig. Erst 1833 erhielt der Brunnen auf dem Großen Markt, bis dahin ein Ziehbrunnen mit verfallenem Dachhäuschen, für 395 Taler eine Pumpe. Noch 1868 wurden in Kleve neue Brunnen gebaut.

Neben privaten Brunnen gab es 1872 fünf städtische Pumpen und sieben städtische Brunnen. Am 28. Oktober desselben Jahres befasste sich der Rat der Stadt mit der Forderung von Anwohnern der Linde, statt des dortigen Brunnens eine Pumpe zu errichten. Pumpen in der Oberstadt mussten von zwei Personen bedient werden. In der gleichen Ratssitzung informierte Dr. Wilhelm Arntz – nachdem er schon mehrfach angeregt hatte, in Kleve eine Wasserleitung legen zu lassen – über die Kosten einer solchen.

Kaltwasserheilanstalt am Bad

Unterirdische Kanäle ab 1900 gebaut

1878 bekam Kleve seine Wasserleitung. Die ersten unterirdischen Kanäle zur Ableitung von Regenwässern wurden 1900 gebaut, vorher gab es eine offene Ableitung über die Straßen mit starker Geruchsbelästigung.

1913 wurde eine Ortssatzung erlassen, mit der eine Anschlusspflicht an die städtische Kanalisation verbunden war.

Dr. Wilhelm Arntz hatte das Badhotel und die Wandelhalle an das Friedrich-Wilhelms-Bad bauen lassen, mit einer Kaltwasserheilanstalt hinter der Wandelhalle zum Hang hin. Zur Finanzierung hatte er eine Aktiengesellschaft gegründet. 1873 konnten die Aktionäre erstmals das gerade fertiggestellte Badhotel besichtigen. Der Trakt mit den „neuen Bade-Einrichtungen für Kaltwasserkuren, russische Bäder, römisch-irische Bäder und die zum Aufenthalte der Kurgäste bestimmte Verbindungshalle“ waren Ende 1873 ebenfalls vollendet. Nur fließendes Wasser fehlte noch, eigentlich unerlässlich, um die Kaltwasserheilanstalt nutzen zu können. Als die Erweiterung des Kurhauses noch im Rohbau war, trat Arntz mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit.

Der Stadtrat wurde jedoch nicht tätig, so dass Dr. Arntz die Lust verlor und sämtliche städtische Posten aufgab. Er war bis dahin ehrenamtlich als stellvertretender Protokollführer und in verschiedenen Kommissionen tätig gewesen. Am 19. Oktober 1875 beschloss der Rat sogar, bei der Post in der Oberstadt eine Doppelpumpe aufzustellen.

Das Lohengrindenkmal auf dem Kleinen Markt.
Das Lohengrindenkmal auf dem Kleinen Markt. © Museum Kurhaus Kleve

Erst, als der Impuls zum Bau eines Wasserwerkes von außen kam, wurde der Stadt die Notwendigkeit der Wasserleitung bewusst. Zumal Kleves topographische Lage sich anbot, denn mit einem großen Wasserreservoir in der Oberstadt (noch heute unterhalb des Aussichtsturmes) war der Bau eines Wasserturms nicht nötig. Plötzlich hieß es: „eine so gemeinnützige, dem Wohle aller dienende Anlage wie die einer Wasserleitung [muss] nicht anders als von der Stadt selbst unternommen“ werden.

Verschönerungs-Verein gründet sich

Ab dem 1. Januar 1878 hatte Kleve fließendes Wasser in der Stadt, und es gründete sich der Verschönerungs-Verein, um Brunnen auf die öffentlichen Plätze der Stadt aufzustellen. Diese sollten jedoch bildnerischen Schmuck haben, so entstanden Denkmäler auf den verschiedenen Plätzen. Die Klever Sagen lieferten hier die Motive. Schon im Juli setzte man Otto den Schützen auf den Fischmarkt. Wesentlich bedeutungsvoller für Kleve ist aber die Figur des Schwanenritters. Auch dieser bekam ein Denkmal auf dem Kleinen Markt. Hier stand zwar die Figur des Kurfürsten Johann Sigismund, aber diese wurde an den Fuß des Burgberges versetzt. So war auf dem Kleinen Markt Platz für einen „monumentalen Springbrunnen“ mit der Figur des Schwanenritters.

Einen ursprünglichen Brunnenentwurf von Vincenz Statz mit einer Höhe von acht Metern musste man verwerfen, der Verschönerungs-Verein konnte die veranschlagte Summe von 15 000 bis 20 000 Goldmark nicht stemmen. Diese Kosten hätten auch in keinem Verhältnis zur gesamten Anlage des Wasserwerkes mit Hochbehälter und Rohrnetz gestanden, die 180 000 Goldmark gekostet hatte. Zur Umsetzung eines Brunnendenkmals wurde auch Richard Wagner nach seiner Meinung gefragt.

Abgespeckte Version des Denkmals

Die Pumpe auf der Großen Straße vor der reformierten Kirche.
Die Pumpe auf der Großen Straße vor der reformierten Kirche. © Stadtarchiv Kleve

Die ursprünglichen Planungen wurden verworfen, und 1882 ein Lohengrinbrunnen auf den Kleinen Markt gesetzt. Die Klever Schwanenrittersage unterscheidet sich zwar von der Lohengrinsage, doch hier wurden sie vermischt: Hoch auf einer Säule stand der Schwanenritter, mit der Rechten den Schwan „liebkosend“, in der Linken ein Horn haltend. In den unteren Nischen befanden sich Statuetten der Beatrix und ihrer drei Söhne Conrad, Gottfried und Dietrich, dies auf Anregung von Wagner höchstpersönlich. Als Wasserspeier fungierten Schwanenköpfe, die Sockel-Inschrift lautete: Verschönerungs-Verein Cleve, 27. August 1882. Dies war der Tag der Enthüllung.

An der abgespeckten Version ist wohl auch der damalige Stadtrat nicht ganz unschuldig gewesen. Nicht nur versagte er dem Verein die benötigten finanziellen Mittel, auch fand er sich beispielsweise erst nach dringender Aufforderung bereit, auf das Wassergeld für den Brunnen zu verzichten. Er ließ sich auch Zeit mit der Genehmigung zur Aufstellung des Lohengrin-Denkmals auf dem Kleinen Markt und genehmigte es auch nur unter der Voraussetzung, dass der Gemüsemarkt an dieser Stelle weiter stattfinden könne. So entstand letztlich eine einfache Bildsäule nach Plänen von Statz.

Das Denkmal hat niemanden zu Begeisterungsstürmen hingerissen in den 26 Jahren, in denen es auf dem Kleinen Markt stand. Kleve aber war die Lohengrin-Stadt geworden.