Kleve. . Mick Michels hat sich für den freiwilligen Begräbnisdienst ausbilden lassen. Die erste Beerdigung hat er inzwischen schon begleitet.
Sonnenstrahlen fallen durch das Blätterdach im Garten des Pfarrbüros der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt in Kleve, als Mick Michels durch das Gartentor tritt. Während die meisten Menschen bei sommerlichen Temperaturen kurzärmelige Kleidung tragen, steht Mick Michels (65) in einem grauen, bodenlangen Gewand auf der Rasenfläche. „Könnten Sie mal?“, fragt er und deutet auf einen Druckknopf, den er alleine nicht schließen kann. Das Anlegen des Gewands ist für Michels noch ungewohnt. Mick Michels ist kein Priester – das Gewand trägt er, wenn er Beerdigungen leitet.
Die liturgische Kleidung ist extra für ihn gefertigt worden. Die schwarzen und goldenen Applikationen stehen einerseits für die Trauer und den Tod, andererseits aber auch für Hoffnung, einen Lichtblick. „Mit dem Anlegen des Gewandes ändert sich auch etwas tief in mir selbst“, beschreibt Michels das Prozedere vor den Trauerfeiern. Einmal war er bereits im Einsatz. Die Angehörigen des Verstorbenen hatten sich gewünscht, dass Michels die Beerdigung leitet. Ansonsten hat er einen festen Tag, an dem er das Seelsorgeteam der Pfarrei unterstützt.
„Ein besonderer Dienst“
Für die Pfarrei sei es ein Glücksfall, dass Mick Michels sich für den freiwilligen Begräbnisdienst hat ausbilden lassen, sagt Propst Johannes Mecking. Er betont jedoch: „Er ist für uns kein Notnagel. Es gibt einen festen Plan, wann er Dienst hat und springt nicht erst dann ein, wenn sonst keiner mehr da ist.“ Auf seine Stellung deutet auch Michels‘ Gewand hin: „Die liturgische Kleidung soll zeigen, dass er in einem besonderen Dienst ist“, sagt Mecking.
Aus dem Glauben heraus hat sich Michels entschlossen und berufen gefühlt, eine solche Aufgabe zu übernehmen, erklärt er: „Für mich ist es weniger ein Ehrenamt als ein besonderer Dienst.“ Und auch die Urkunde der Kirchlichen Beauftragung, unterschrieben von Bischof Dr. Felix Genn, zeigt Michels, dass er eine ehrenhafte Aufgabe erfüllt. Nach dem Ende der Ausbildung, den Monaten des Lernens und der praktischen Erfahrungen an der Seite seines Mentors Mecking, hat der Propst sie Michels nun überreicht.
Teil eines Teams
Die Erfahrungen, die Michels während seines Praktikums und bei seinem ersten Begräbnis gemacht hat, sind Erfahrungen der besonderen Art. „Es war ein merkwürdiges Gefühl, ganz alleine vorne zu stehen als der, auf den die Menschen schauen“, sagt er, „aber es ist ein gutes Gefühl“. Wirklich alleine habe er sich aber nie gefühlt. Es seien immer noch andere Menschen an den Begräbnissen beteiligt. So etwa die Bestatter, Sarg- und Kreuzträger, von denen er unterstützt werde. Michels fühlt sich als Teil eines Teams.
Sein Ziel ist es, den Menschen den Abschied vom Verstorbenen zumindest ein bisschen zu erleichtern. „Sie sind in einer Ausnahmesituation, da kommt es zu einer kurzzeitigen, aber intensiven Berührung.“ Schon während der Ausbildung habe er das Gefühl gehabt: „Das liegt mir“.
Mecking betont, dass es auch bei der Trauerfeier und der Grabrede um die Verkündung von Gottes Wort gehe. Das unterscheidet Michels von Grabrednern ohne kirchlichen Hintergrund. Der Beerdigungsleiter müsse versuchen, die Trauergemeinde mit seinen Worten zu erreichen. „Es gibt auch im Tod eine Würde. Es ist das Wichtigste, dass die Menschen das spüren.“ Michels nickt: „Für die Toten ist ja schon alles getan. Die sind schon bei Gott.“