Kranenburg. . Im neuen Regionalplanentwurf gibt es keine Vorrangflächen mehr für einen Windpark im Reichswald. Die Gemeinde will keinen Widerspruch einlegen

Hannah van der Valk ist glücklich. Lange hat die Mitbegründerin der Bürgerinitiative „Gegenwind im Reichswald“ gegen die Errichtung eines Windparks mit zwölf großen Windanlagen gekämpft – gestern war für sie ein sehr glücklicher Tag. Der Düsseldorfer Regionalrat hat mit großer Mehrheit für einen überarbeiteten Regionalplanentwurf gestimmt, in dem die Konzentrationszone für den Windpark am Kartenspielerweg gestrichen worden ist. Mit dieser Entscheidung dürfte das Vorhaben von Investor AboWind endgültig gescheitert sein.

Eine politische Entscheidung

Kranenburgs Bürgermeister Günter Steins machte im Gespräch mit der NRZ aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: „Das ist ein schlechter Tag für den Klimaschutz. Dies ist jetzt eine politische Entscheidung, die wir akzeptieren müssen. Insofern sehe ich in eine dritten Offenlage als wenig sinnvoll an“.

Steins sagte gegenüber der NRZ, dass man in der erneuten Offenlage keine neue Stellungnahme einreichen werde. „Wer sich die Begründung der Tischvorlage ansieht, der findet darin viele Behauptungen, die nicht belegt sind.“ Fakten würden offenbar wenig zählen, so Steins. Auch eine juristische Anfechtung eines rechtskräftigen Regionalplans strebe man nicht an. Das neue Planwerk soll Ende des Jahres in Kraft treten.

Freude ist nicht ungetrübt

Doch ganz so ungetrübt ist die Freude bei der Bürgerinitiative und dem Heimatverein Kessel nicht. So wurden zwar die Vorrangflächen für die Bereiche am Kartenspielerweg, an der Grunewaldstraße und an der B 504 gestrichen, aber zwei Teilstandorte gibt es auch im neuen Entwurf: So gibt es eine 85 Hektar große Vorrangfläche an der Kesseler Straße in Goch-Nierswalde und eine 15 Hektar große Fläche an der Dr. Engelsstraße in Kleve-Reichswald.

„Wir kämpfen daher weiter für eine vollständige Streichung auch dieser Flächen“, kündigt Hannah van der Valk an.

Ein „Riesenerfolg“

Denn auch an Randbereichen des Reichswaldes würden Windräder eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und des Natur- und Artenschutzes darstellen. „Wir können heute zwar ein halbes Gläschen Sekt trinken, aber dann die Flasche wieder in den Kühlschrank stellen“, so van der Valk über die Gemütslage innerhalb der Bürgerinitiative.

Bettina van Meegen, Sprecherin des Heimatvereins in Sachen Windkraft, wertet die Regionalratsentscheidung als einen „Riesenerfolg“.

Hans-Hugo Papen, CDU-Mitglied im Regionalrat, sieht die gestrige Entscheidung als folgerichtig an. Der Winderlass des ehemaligen Ministers werde überprüft, neue Abstandsflächen wurden im Koalitionsvertrag festgehalten und auch die Schonung der Wälder durch Windenergieanlagen: „Wir haben heute eine Zukunftsentscheidung getroffen“, sagte Hans-Hugo Papen gegenüber der NRZ.

KOMMENTAR

Für die Gegner des Windparks im Kranenburger Reichswald war gestern ein freudiger Tag. Mit großer Mehrheit hat der Regionalrat den neuen Planungen zugestimmt, die keine Konzentrationsflächen im Reichswald mehr vorsehen. Dies war eine politische Entscheidung, da hat Bürgermeister Günter Steins sehr recht. Und es war diesmal auch eine gute, politische Entscheidung. Von Beginn an wollte nicht einleuchten, warum ausgerechnet in einem der waldärmsten Gebiete NRWs der Reichswald für einen Windpark herhalten muss. Dass dieses Projekt große Widerstände hervorrufen würde, musste allen klar sein, die ansatzweise wissen, wie emotional wichtig der Reichswald für viele Menschen am unteren Niederrhein ist. An diesen Wald legt man nicht die Axt für Windräder an.

Die emotional aufgeladenen Diskussionen landauf, landab zeigen aber eines ganz deutlich: Die Steuerung von Konzentrationsflächen für Windparks muss grundsätzlich auf der Ebene des Regionalrates erfolgen. Windräder haben ähnlich große Folgen für das Landschaftsbild wie Kiesbaggereien. Daher wäre es nur wünschenswert, wenn eine übergeordnete Instanz die Ausweisung von Konzentrationszonen verantwortet.