Kreis Kleve. . Der Kreisverband für Heimatpflege ärgert sich über immer mehr Beton, Steine und Kies in Gärten der Region: „Das ist nicht mehr zu akzeptieren“.

Wenn es um die Gestaltung von Gärten geht, dann kann Josef Jörissen sehr leidenschaftlich werden. Der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes für Heimatpflege gerät regelrecht in Rage, wenn er über ein Phänomen der Gartenkultur der vergangenen Jahre spricht – das Splittbeet. Auch im Kreis Kleve lassen sich immer mehr dieser angeblich pflegeleichten Kieselstreifen vor den Häusern entdecken. Für Josef Jörissen sind sie die Ausgeburt von „Tristesse und Lebensfeindlichkeit“: „Das ist nicht mehr zu akzeptieren, was dort passiert.“

Steingarten - gepflegte Ödnis im Vorgarten

Der heimische Garten kann eine echte Lebensader für Pflanzen, Insekten und Vögel sein. Während Landwirte mit Glyphosat und anderen Spritzmitteln den kleinen Lebewesen den Garaus auf den Feldern machen, könnten Gartenbesitzer Oasen des Naturschutzes bilden. Aber: „Wir erleben heute in viel zu häufigen Fällen statt Blumen und Sträuchern einen Garten aus Beton, Steinen und Kies in allen Variationen. Derartige versteinerte Gartenbereiche übertreffen in manchen Fällen sogar die Urbanität der Städte“, sagt Jörissen, der jetzt offiziell für den Kreisverband eine Kampagne startet wider die Tristesse des öffentlichen Raumes.

Wenn Josef Jörissen mit dem Fahrrad durch die Wohnsiedlungen fährt, erblicke er viele „Steinwüsten“: „Man hört die Blumen ja schon förmlich rufen: ‘Hilfe ich bin eine Pflanze, holt mich hier raus.’“ Ökologisch seien diese Flächen mit einer gepflasterten Hofzufahrt oder einem Auto-Stellplatz gleichzusetzen. „Der Vorgarten ist die Visitenkarte des Hauses. In der Vergangenheit waren die Gartenfreunde bemüht, einen lebendigen Vorgarten zu schaffen.“

Alles soll "pflegeleicht" sein

Doch heute falle bei Hauseigentümern oft das Stichwort „pflegeleicht“, wenn es um Splitt- und Steingärten geht: „Aber auch wurzelresistentes Vlies verhindern nicht den Sameneintrag. Man hat vielleicht in den ersten zwei, drei Jahren Ruhe. Aber dann überziehen Algen und Flechten die Steine und sind nur noch mühsam vom Schotter zu entfernen“, so Jörissen. Meist folge dann die Giftspritze, um die verödeten Beete zu reinigen. „Aber möchte man das wirklich in Kauf nehmen?“, fragt Jörissen.

Auch den klassischen Hausbaum sehe man immer seltener in den Gärten, beobachtet Hans-Gerd Kersten, der Vorsitzende des Kreisverbandes: „Dabei spendet ein Baum Kühlung und Schatten und ist ein wichtiger Lebensraum für Vögel.“ Der Kreisverband für Heimatpflege versucht jetzt eine Sensibilisierung dieser Entwicklung zu erreichen und möchte das Thema öffentlich ansprechen: „Eine Trendwende ist zurzeit nicht in Sicht“, so Jörissen.