Kleve. . Deichverband kann mit Rückverlegung des Banndeiches nicht länger warten. Eine Sportboot-Schleuse wäre denkbar, aber teuer
Die Schleuse in Brienen wird abgerissen. „Wir können leider nicht länger warten“ mit der Deichsanierung, erklärte im Umweltausschuss Bernhard Schlüß, Geschäftsführer des Deichverbandes Xanten/Kleve am Donnerstagabend. Denn wenn der Deich weiter nach hinten verlegt wird, um einem Hochwasser sieben bis acht Hektar mehr Platz zu geben, steht die Schleuse einfach im Weg. „Bauwerke müssen aus dem Banndeich entfernt werden“, zitierte Schlüß.
Schleuse ist an ihrer ‘Altersgrenze’ angekommen
Vielleicht lasse sich aber eine Sportboot-Schleuse neu einbinden. Oder es könne später der Deich aufgerissen werden, um nachträglich eine neue Schleuse einzubauen.
Baudezernent Jürgen Rauer erklärte den überraschten Ausschussmitgliedern, dass nun das Gutachten über den Zustand des Booteshebewerks vorliege. „Die 110 Jahre alte Schleuse ist demnach an ihrer ‘Altersgrenze’ angekommen“, heiße es darin. „Sie gilt als nicht sanierungsfähig“, so Rauer. Deichverband, Verwaltung und Wasser- und Schifffahrtsamt treffen sich in den nächsten Wochen zur Erörterung.
Wassersportvereine auf dem Laufenden halten
Bürgermeisterin Sonja Northing informierte die Wassersportvereine gestern schriftlich. Bisher und künftig würden sie „auf dem Laufenden gehalten“.
Nach fast 400 Jahren würde dann Kleve vom Rhein abgeschnitten. Ausschussmitglied Friedrich Teigelkötter (CDU) sorgte sich auch um die Wasserqualität des Kermisdahl: „Wird er ohne Schleuse zur Kloake?“ Jürgen Rauer erklärte, überwiegend sorge Regen für Frischwasser, nur nahe der Schleuse mache das der dortige Durchfluss. Da finde auch ein Fischaustausch statt.
Der Deichverband Kleve/Xanten wird den Rhein-Deich bis zum Sebus-Denkmal sanieren und an die Bauten des Verbandes Kleve/Landesgrenze anschließen. Die Arbeiten sollen bis 2023 abgeschlossen seien.
Der Bund wird den Abriss zahlen
Die Schleuse gehört der Bundesrepublik Deutschland, die Regierung sieht aber keinen Nutzen mehr darin: Die Schleuse Kleve-Brienen werde für die Bundeswasserstraßen nicht gebraucht. Der Bund würde den Abriss zahlen.
Ob Kleve Zuschüsse bekäme, wenn es ein Ersatzbauwerk – wohl eher aus touristischen Gründen – bauen würde, ist offen. Die Kosten für eine Sportboot-Schleuse müsste die Stadt wohl selbst tragen. Wie berichtet, hatte die Bundesumweltministerin, die Kleverin Barbara Hendricks, versucht, sich vermittelnd einzuschalten.
Die Politiker reagierten
Die Politiker reagierten. „Das hätte zuvor mit der Politik besprochen werden müssen. Das ist ja nicht irgendeine Kleinigkeit, die da im Raum steht, das ist das Ende der Anbindung Kleves an den Rhein seit dem 17. Jahrhundert“, sagte Wiltrud Schnütgen (Grüne). „Da ist Gefahr in Verzug: Das muss dringend in die Gremien“, forderte Daniel Rütter (FDP). Man müsse die Summen benennen, die eine andere Schleuse koste.
Wolfgang Gebing (CDU) war „irritiert“, dass die Bürgermeisterin nicht zuvor die Politik informiert habe. Josef Gietemann (SPD) hat noch Hoffnung: Bis jetzt sei die Bundeswasserstraße noch nicht entwidmet.