Kleve. . Johann Moritz von Nassau-Siegen prägte die Residenzstadt Kleve. Seine Gärten waren Trophäen als Zeichen des Friedens.
Es sind die Alleen und Parks, die der Stadt Kleve ein unverwechselbares Gesicht gegeben haben und trotz der Einbußen im Laufe der Geschichte das Flair unserer Stadt ausmachen. Es war ein Glücksfall, dass Johann Moritz im Herbst 1647 Statthalter des brandenburgischen Kurfürsten im Herzogtum Kleve wurde. Der Nassauer brachte aus seiner Tätigkeit als Gouverneur der niederländischen Besitzung in Brasilien (1637-1644) seine reiche Erfahrung in der Landeskultivierung und -verschönerung mit nach Kleve. Gleich nach seiner Berufung, legte er dem Klever Bürgermeister seine Pläne dar. Es entstanden zwei große Parkareale, der Alte Park mit den Galleien im Südosten und der neue Tiergarten mit dem Amphitheater im Nordwesten der Stadt.
Die Alleen in der holländischen Residenz Den Haag waren das Vorbild für die Anlage der beiden Achsen, die das Parksystem mit der Stadt verbanden. 600 Linden wurden im Herbst 1653 aus Holland importiert und innerhalb von zwei Wochen zur vierreihigen Nassauer Allee eingepflanzt. Eine besondere Sichtmarke, bestehend aus Waffenteilen des 80-jährigen Krieges, korrespondierte in der Mitte der Allee mit dem Nassauer Tor und dem Dachreiter der Stiftskirche. Ein gerüsteter Cupido mit Pfeil und Bogen krönte ursprünglich die Trophäe. Die Kernstücke des Denkmals blieben bis heute erhalten.
Eine zweireihige Allee (die heutige Tiergartenstraße) stellte im Nordwesten die Verbindung vom Kavariner Tor zu den „Fontänen“ am Springenberg her. Auf hoher Säule stand hier von 1653 bis 1974 der sogenannte Mars oder der eiserne Mann, die Prunkrüstung des Haudegen Schenk von Nideggen, als „Zeichen des süßen Friedens“. In Anlehnung an das historische Trophäenmal wurde 2004 zum 400. Geburtstag von Johann Moritz der „Neue eiserne Mann“ von Stephan Balkenhol aufgestellt.
Sternberg und Amphitheater
Im Herbst 1656 meldete der Statthalter seinem Kurfürsten, dass der Sternberg mit seinen 12 Sichtachsen vollendet sei. Diese holten die Landmarken der Umgebung ins Blickfeld, z. B. den Schwanenturm, die schöne Linde und die Kirchtürme ringsum. Zugleich teilte der Fürst mit, dass die Fontänen in der Quellmulde des Springenbergs ein „Kleinod“ für die Residenz sein werden. In der Folge entsteht das Halbrund am Hang des Berges, das Amphitheater. Jacob van Campen, der berühmte niederländische Architekt war an der Gestaltung der Anlagen beteiligt. Der Große Kanal mit der Perspektive auf den Eltenberg wird gegraben, schließlich im oberen Brunnenbecken ein kostbares Geschenk der Stadt Amsterdam an den Statthalter aufgestellt, die Marmorfigur der Minerva von der Hand des flämischen Bildhauers Artus Quellin. Die Figur verkörpert die Tugenden Weisheit und Waffenkunst, durch die ein Fürst nach den Vorstellungen der damaligen Zeit glänzen soll. Minervas Helm schmückt ein Ölzweig, das Friedenssymbol schlechthin! Alle Anlagen waren 1660 vollendet. Schließlich wurde 1666 noch die Wasserburg Rindern als Jagdhaus durch Alleen und Gräben dem Tiergarten angegliedert.
Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte und Vernachlässigung infolge der Weltkriege setzten den Anlagen sehr zu. Erst aufgrund eines Gutachtens des Landeskonservators Rheinland 1976 kam die Gartendenkmalpflege in Schwung. Das kostbare Original der Minerva steht heute im Museum Kurhaus, im Park steht eine Replik. Die Landesarchitekten Rose und Gustav Wörner arbeiteten die Grundstrukturen der nassauischen Anlage wieder heraus. Der Kanal und die begleitenden Lindenalleen wurden restauriert. Schließlich 1997 das Halbrund in Form eines Laubenganges erneuert.
Auf Initiative des Klevischen Vereins führt seit 2007 ein Wanderweg vom Fuß des Schlossbergs zum Papenberg am Ende des Kermisdahlbogens. Das gesamte Areal (alter Park und Galleien) wurde durch ein Leitsystem, Schautafeln und Wegweiser erschlossen. Schon in den 1990er Jahren hatte der Kreis Kleve die „Galleien“ in Form von Birnbaumalleen /Sorte Conference) erneuern lassen. Die Allee, die Schwanenburg und Papenberg als Blickpunkte hat, schließt wie eine Sehne den natürlichen Bogen von Kermisdahl und Moränenrand ab. Am Fuße des Papenbergs hatte Johann Moritz 1676 seine letzte Brunnenanlage errichten lassen, die „Neue Fontäne“. Die Strukturen der Anlage wurden jüngst durch ein digitales Reliefbild im Boden nachgewiesen. Den Alten Park zeichneten neben Sternwagen und Buchenalleen künstliche Aussichtsberge aus, der Spitzberg und Kiek in de Pot.
Das Moritzgrab
Herzstück des alten Parks ist das Grabmonument für Johann Moritz in Berg und Tal (Gemeinde Bedburg-Hau) Schon 1663 hatte der Statthalter, besorgt um seinen Nachruhm, eine mächtige Tumba in Eisenguss in der Siegener Gießerei von Hermann Pithan herstellen lassen. 1978 ließ der Fürst die Tumba in der Nähe seiner Einsiedelei aufstellen. Vor dem Monument öffnet sich ein halbrunde Mauer, die mit 16 Gartenvasen besetzt ist. Die 12 Nischen des Halbrunds waren gefüllt mit römischen Steindenkmälern, die dort bis 1792 verblieben. Anlässlich des 300. Todestags von Johann Moritz 1979 wurde das Grabmal restauriert, die römischen Steine durch Abgüsse ersetzt, so dass die Gesamtwirkung wieder erlebbar ist. Am Moritzgrab in Berg und Dal ist die Verschmelzung von Natur und Kunst, die Johann Moritz beabsichtigte, in besonderem Maße erfassbar.
Die Parkpflegewerke für den Alten Park nebst Galleien sowie für Teile des Neuen Tiergartens liegen in den Schubladen der Verwaltung. Es steht zu hoffen, dass die Stadt Kleve ihrem kostbaren Erbe zu neuem Glanz verhelfen wird.