Kleve. . So dicht bebaut wie heute muss man sich das mittelalterliche Kleve nicht vorstellen. Innerhalb der Stadt gab es teilweise unbebaute Straßenzüge wie an der Stechbahn und wenig besiedelte Straßen wie die Kavarinerstraße.

Hier gab es noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts nur eine durchgehende Bebauung zwischen der Hopfensackstege und dem Kavariner Tor. Ansonsten standen nur an den Straßenecken der Hopfensackstege und der Großen Straße Häuser. Zwischen den Eckhäusern lagen mehrere Scheunen, die an der Großen Straße wohnenden Kaufleuten gehörte. Auf der anderen Straßenseite lagen der Klosterfriedhof, das weit zurückliegende Minoritenkloster und bis zum Stadttor nur drei weitere Gebäude.

In der Stadt gab es nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Ziegeleien, Brauereien und Bauernhöfe, Schlachthäuser usw. Die ersten Gebäude waren mit Stroh bedeckte Fachwerkhäuser. Man kann sich vorstellen, was das im Falle eines Brandes bedeutet hat. Einen ersten großen Stadtbrand hat es schon vor 1368 gegeben, von dem es heißt, dass er fast die ganze Stadt in Asche gelegt habe.

Die schraffierten Flächen zeigen, wo es am 16. April 1528 in Kleve gebrannt hat. Foto: Stadtarchiv
Die schraffierten Flächen zeigen, wo es am 16. April 1528 in Kleve gebrannt hat. Foto: Stadtarchiv

Wesentlich besser dokumentiert ist der große Stadtbrand von 1528. Dieser brach am 16. April, am Donnerstag nach Ostern, gegen 14 Uhr am oberen Regenbogen aus. Hier standen noch viele ältere, strohgedeckte Fachwerkhäuser, obwohl es seit 1437 die behördliche Anordnung gab, Steinhäuser mit Ziegeldächern zu errichten. Doch bis solche Anordnungen in einer Stadt flächendeckend umgesetzt sind, dauert es Jahrzehnte. Vermutlich durch starken Nordwind brannte nicht die geschlossene Häuserreihe des Regenbogens bis runter zur Marktstraße ab, sondern sprangen die Flammen Richtung Süden auf den Großen Markt, dessen Häuser bis auf die nördliche Längsseite komplett zerstört wurden. Auf dem Großen Markt als Zentrum der Stadt standen die repräsentativen Bürgerhäuser. Von hier erreichte das Feuer das Schollenrondell und den Großen Heideberg. Am Grünen Heideberg hätte die hohe Stadtmauer oberhalb der schluchtartigen Stechbahn normalerweise ein Ende der Flammen bedeutet, zumal im „Tal“ zwischen Stechbahn und Hagscher Straße mehr Gärten als Häuser zu finden waren.

Durch starken Wind muss das brennende Stroh von den Dächern über die Gärten der Stechbahn hinweggeweht worden sein, so dass auch das Gebiet von der Hagschen Straße fast bis zur Stiftsimmunität betroffen war. Das Heideberger Tor, die Mühle auf der Stadtmauer mit dem gegenüber liegenden Nonnenkonvent, das Hagsche Tor – alles stand in Flammen. Neun Stunden dauerte der Brand und als er kurz vor Mitternacht endete, hatte die Hälfte der Stadtbewohner kein Dach mehr über dem Kopf.

Suche nach den Übeltätern

Es ist dokumentiert, dass ganze Straßenzüge dermaßen verbrannt waren, dass man keine einzelnen Grundstücke mehr erkennen konnte. Es gibt aber keinen einzigen Hinweis darauf, ob Menschen ein Opfer der Flammen wurden. Von Seiten des Hofes wurde zwar Unterstützung angeboten, jedoch bis auf einige Zinserleichterungen nicht geleistet. Jedoch meinte der Statthalter des Herzogtums schon zwei Wochen nach dem Brand der Stadt mitteilen zu müssen, dass „die durch den Stadtbrand gelockerte Ordnung wiederherzustellen und die Übeltäter zur Rechenschaft zu ziehen“ seien. Was war passiert?

„Uns kommt zu Ohren, dass sich dorten unter einigen Bürgern, die leider mit abgebrannt sind, etliche aufrührerische, mutwillige und sträfliche Händel erheben…“.

Die Folgen des Brandes waren noch Jahrzehnte spürbar, sei es durch fehlende, weil verbrannte Urkunden und daraus resultierende rechtliche Unsicherheiten, sei es durch den großen volkswirtschaftlichen Schaden. Viele waren nicht in der Lage, ihre Häuser wieder in alter Pracht aufzubauen, das gesamte Heidebergsche Viertel mit dem Großen Markt kam nie wieder zu der Bedeutung, die es vor dem Stadtbrand hatte.

Glockenläuten als Warnung

Hätte man den Brand stoppen können? Die städtische Glocke, die „boose gramme Griet“, wurde bei Bränden geläutet, warnte und rief zur Hilfe auf. Jedoch waren die Möglichkeiten begrenzt. Es gab einige Pfuhle in der Stadt, in denen Regenwasser gesammelt wurde und wassergefüllte Fässer auf Kufen, die zum Brandherd gezogen wurden. An den Hundstagen war es Pflicht, einen Eimer Wasser vor der Haustür stehen zu haben. Doch was konnte dies nutzen, wenn das Feuer erst einmal richtig loderte?

Die Brunnen in der Stadt wurden von Brunnengemeinschaften - sogenannten Nachbarschaften - verwaltet, diese waren zugleich Feuerlöschbezirke. Neben zwei Brunnenmeistern wurden jährlich zwei Feuermeister gewählt. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden einige Brunnen zu Pumpen umgebaut. Nachdem die Stadt 1653 eine Feuerspritze beschafft hatte, ernannte man zu ihrer Bedienung und Pflege alljährlich die „spuitenmeesters“, seit 1707 je zwei für die am Rathaus, am Heidebergertor und an der Hagschen Straße untergestellten Spritzen.

Für die an der Gasthauskirche, an der Schlossmauer, an der Kapuzinerkirche auf der Stechbahn, an der Stadtmauer an der Rahmstraße und am Gasthaus auf dem heutigen Schweinemarkt aufbewahrten Brandleitern wurden Aufseher bestimmt.