Kleve. . Jüngste Ausgrabungen am Rathaus haben neue Erkenntnisse über die älteste Geschichte der Stadt ans Tageslicht befördert. Die Minoriten in Kleve.
Die Minoriten zählen zu den Bettelorden, die im 13. Jahrhundert entstanden, in der Zeit, als viele Städte gegründet wurden und sich die wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse änderten. Wenige Jahrzehnte nach der Stadtgründung holte Graf Dietrich VIII. die Minoriten nach Kleve, in erster Linie, um den religiösen Bedürfnissen der wachsenden Stadtbevölkerung gerecht zu werden. Dazu zählt ausdrücklich auch, dass die Predigten in der Volkssprache abgehalten wurden. Aufgaben der Minoriten waren die Seelsorge im eigentlichen Sinne besonders für die ärmeren Volksschichten sowie die Kranken- und Armenpflege.
Neue Forschungsergebnisse
Die Minoriten hatten bei ihrer Ankunft vom Grafen den Baugrund an der heutigen Kavarinerstraße erhalten. Er lag etwas tiefer im Gelände. In einer Klosterhandschrift der Minoriten von 1631 wird erwähnt, dass sie gleich nach der Ankunft in Kleve mit dem Klosterneubau begonnen haben. Möglicherweise wurde bis zur Fertigstellung einer ersten Kirche um 1300 die bereits bestehende Pfarrkirche der Burgsiedlung (an Stelle der heutigen Stiftskirche) genutzt, denn diese gehörte wohl ebenfalls zur neugegründeten Stadt.
1285 wurde mit dem Klosterbau begonnen
Während man bisher davon ausging, dass das Minoritenkloster mit dem Neubau der Minoritenkirche 1425/45 entstand und man zunächst vorhandene Räumlichkeiten nutzte, konnten die Archäologen nun die Aussage aus der Klosterhandschrift belegen, dass wohl tatsächlich bald nach der Ankunft der Minoriten 1285 mit dem Bau des Klosters begonnen wurde. Bei den Untersuchungen wurde u.a. eine doppelstöckige Anlage des Kreuzganges entdeckt, die hierzulande nicht vorkommt, wohl aber typisch für italienische Klöster ist - ein weiteres Indiz, dass die ersten Minoriten direkt aus dem franziskanischen Ursprungsland Italien hierher kamen.
Vorgängerkirche ist 1323 urkundlich belegt
Eine Vorgängerkirche der heutigen Minoritenkirche ist erstmalig 1323 urkundlich belegt, sie war bereits vor 1300 vollendet. Ein Maueranker am südlichen Kreuzgang mit der Jahreszahl 1385 deutet auf einen Umbau, das Kloster ist im Laufe der Zeit vergrößert worden und umfasste vom nördlichen Kirchenschiff ausgehend drei Gebäudeflügel, so dass ein Innenhof entstand, der von allen Seiten mit einem Kreuzgang umgeben war. Ein Teil des heutigen Rathauses steht auf dem ehemaligen Ostflügel. Das Gelände der Minoriten mit Baumgarten reichte bis an die Stadtmauer, vom Kavariner Tor bis zum Bollwerk Netelenhorst, von dort bis zur heutigen Herzogstraße. In diesem Bereich lag der Friedhof, an der oberen Herzogstraße/Ecke Kavarinerstraße stand ein Brau- und Gasthaus. Schon um 1350 gehörte zur Klosteranlage ein kleines Hospital.
In einer Chronik der Bürgermeister von Kleve wird berichtet, dass die Pest 1348/49 ein Drittel der Bevölkerung hinweggerafft habe, bis ins 17. Jahrhundert trat sie mehrmals auf. Die Minoriten kümmerten sich trotz der großen Ansteckungsgefahr um die vielen Pestkranken, pflegten sie, standen den Sterbenden zur Seite und öffneten selbst den Klosterfriedhof im Kreuzgang, auf dem ansonsten nur die Minoriten selbst ihre letzte Ruhe fanden, für die vielen Bestattungen.
Hilfe in der Not
Über die Jahrhunderte wurde die Stadt immer wieder gebeutelt, durch Pest, Brände, Kriege, Epidemien, Überschwemmungen und schwere Unwetter – bei den Minoriten konnten die Bürger der Stadt stets mit Hilfe rechnen. Wenn die Armen der Stadt diese benötigten, so betätigten sie die „schellpoort“, eine Schelle an der Klosterpforte, und bekamen eine Mahlzeit – eine Einrichtung, die 1982 unter Pastor Leinung bekanntlich wiederbelebt wurde. Die Mönche lebten jedoch selbst in großer Armut, so dass sie auf Almosen angewiesen waren. Jeden Samstag durften sie an den Klever Haustüren klopfen und für sich und die Armen der Stadt betteln. Im Gegenzug stellten sie ihren Baumgarten und die Kapitelsäle für Versammlungen der Bürger zur Verfügung.
Die Schließung im Jahre 1802
Unterstützung erhielten sie auch von den jeweiligen klevischen Landesherren. Bereits im 14. Jh. erhielten die Minoriten vom Grafen einen gemästeten Ochsen, zwei Tonnen Heringe und jeweils ein Malter Roggen und Malz als jährliche Gabe, die sie dafür erhielten, dass sie die zum Tode Verurteilten zur Richtstätte hinaus zu begleiten pflegten. Diese jährliche Stiftung blieb bis 1797 unverändert, danach wurde sie in eine Geldrente umgewandelt. Darüber hinaus bekamen sie Holz aus dem Reichswald, wofür sie Jahrgedächtnisse zu halten hatten. 1802 jedoch erfolgte im Zuge der Säkularisierung die Aufhebung des Klosters, die über 500 Jahre lange Geschichte der Minoriten in Kleve endete.