Kleve. . Die NRZ möchte wissen, wie die Klever ihre Stadt im Wohnzimmer verewigt haben - mit Kunst, Kultur und Nippes. Neue Serie: Kleve ist mein Ding!
Josef Gietemann muss gar nicht lange überlegen: Natürlich besitzt er ein paar Bilder von Kleve. Und um ganz ehrlich zu sein, könnte er auch noch eine Teekanne mit dem Motiv der Wasserburg Rindern hervorkramen: „Aber dann heißt es wieder, ich interessiere mich nur für Rindern“, lacht Gietemann. Als Vorsitzender des örtlichen Heimatvereines darf man das ja auch durchaus erwarten.
Bilder zeigen Ansicht von Kleve und Reichswald
Josef Gietemann zeigt uns drei Bilder eines unbekannten Malers. „Ich habe sie 1989 bei einem Bummel durch Kevelaer gekauft, beim Antiquariat Heinz Janssen“, erzählt er. Drei Aquarelle aus dem 19. Jahrhundert hat er damals gekauft. Sie zeigen eine „Ansicht von Kleve“ und zwei Darstellungen des Reichswalds. „Ich gehe davon aus, dass die Bilder vor 1860 gemalt worden sind. Aber so richtig wissen tue ich das nicht. Auf der Stadtansicht kann man noch den alten Antiquariatsturm der Schwanenburg erkennen. Heute parken da die Autos vor dem Landgericht.“
Werke sind ein Stückchen Heimat
Josef Gietemann mag diese Bilder: „Sie sind ein Stückchen Heimat“, sagt er. „Ich erfreue mich daran und eigentlich muss ich auch gar nicht so genau wissen, wer sie gemalt hat.“ In seinem Wohnzimmer finden sich viele Dinge, die mit seiner Stadt zu tun haben: Das Bild eines Seerosenteichs an der Wasserburg oder ein Kolk am Vossegatt. Natürlich hängt ein Bild mit der St. Willibrord-Kirche von Rindern am Esszimmertisch: „Diese lokale Verankerung gehört für mich zum Wohnen dazu“, sagt Gietemann. Sie gibt der Einrichtung etwas Individuelles. Als langjähriger stellvertretender Bürgermeister und Schornsteinfegermeister kennt Gietemann viele Wohnzimmer in Kleve. Er weiß, dass gerade die ältere Generation gerne ihre Stadt im Blick behält: Die Schwanenburg im Bild, das Schüsterken als Bronzefigur, das Klever Original Hanneke Ketz in Ton, der Teller mit Johanna-Sebus-Motiv oder das Kunstwerk von Günter Zins im Garten. „Es ist schade, dass im Krieg so vieles zerstört worden ist. Wenn man sich alte Bilder von der Unterstadt ansieht und dann über die aktuelle Minoritenplatzdiskussion nachdenkt, dann macht man sich schon seine Gedanken“, schmunzelt Gietemann.
Klever verbinden mit Reliquien etwas Persönliches
Die Klever verbinden mit den zahlreichen Heimatreliquien oftmals etwas Persönliches. So erinnert sich Gietemann gerne an die Arbeiten des Griethausener Künstlers Pisarek, der zwei Klever Originale - Hanneke Ketz und Kortje Koekkoek - als Mini-Skulpturen festgehalten hat – nach einer Zeichnung von Walter Brüx. „Diese Figuren stehen in ganz vielen Häusern in Griethausen und Kellen“, erzählt Gietemann. „Die gehören einfach dazu“. Auch das Schüsterken gibt es in zigfacher Ausführung: „Das Schüsterken hat jeder“, ist sich Gietemann sicher und mit Bestimmtheit wagt er zu behaupten: „In jedem Haushalt gibt es irgendetwas mit der Schwanenburg drauf.“
Persönlich ist er noch auf der Suche nach einem alten Foto von der Schleuse in Brienen. Darauf ist seine Mutter zu sehen, die mit einem Pferdekarren die Milch austrägt. Gietemanns Familie „kommt von der Spoy“, wie er sagt. Sein Vater war Schleusenwärter und in der Ortschaft bekannt. Auch intensivste Recherche hat bislang noch keinen Erfolg gebracht.
Manchmal bleiben Wünsche auch unerfüllt.