Kleve. Zum Jubiläumsjahr startet die NRZ gemeinsam mit der Stadt Kleve eine Serie über die wichtigsten Ereignisse der Stadtgeschichte.

775 Jahre - ein stolzes Alter. Da gibt es mit Sicherheit eine Menge zu erzählen. Kleve, die Stadt auf dem Berg. Kleve, die Stadt der Herzöge, Statthalter und Könige. Kleve hat für die Region immer eine herausragende Bedeutung gehabt, in nahezu allen Jahrhunderten spielte die Herzogstadt eine wichtige Rolle in der Machtbalance des Reiches.

Es ist daher schon auffällig, dass jetzt im Jubiläumsjahr keine moderne Stadtgeschichte vorhanden ist. Die jüngste Überblicksdarstellung zur Klever Historie stammt von Robert Scholten aus dem Jahr 1879: „Die Stadt Kleve“. Das Buch wurde 1905 noch einmal überarbeitet, aber trotzdem ist es „schwer veraltet“, wie Archivar Bert Thissen bemerkt.

Schlaglichter der Stadtgeschichte

Friedrich Gorissen erhielt 1968 den Auftrag von der Stadt Kleve, eine neue Historie zu schreiben. Allerdings bildet sein Buch „Kehr wieder, Lohengrin“ nur die Zeit zwischen dem ausgehenden 18. Jahrhundert und dem frühen 20. Jahrhundert ab. „Ansonsten gibt es nur kurze Darstellungen wie das Buch von Wolfgang Krebs: Geschichte der Stadt Kleve“, so Thissen.

Es ist also an der Zeit, Kleves Historie neu zu schreiben. Der Rat der Stadt Kleve hat bereits für ein längerfristiges, wissenschaftliches Projekt Geld bereit gestellt. Hier werden professionelle Historiker sich mit Kleve auseinandersetzen und auch Forschungsarbeit leisten. „In gewisser Weise greifen wir mit dieser Serie jetzt diesem Vorhaben vor, in dem man Schlaglichter der Stadtgeschichte erzählt“, so Thissen.

Die NRZ wird das gesamte Jahr 2017 jeden Samstag ein wichtiges Ereignis vorstellen. Wiltrud Schnütgen, Helga Ullrich-Scheyda, Ursula Geisselbrecht-Capecki, Andreas Daams, Ralf Daute, Wilhelm Diedenhofen und Stadtarchivar Bert Thissen werden die 775 Jahre anhand von herausragenden Ereignissen neu erzählen. Den Auftakt macht heute der Stadtarchivar, der sich mit der Zeit vor der Stadtgründung beschäftigt, als es noch keine Burg gab und in den Flussniederungen des Rheins die Menschen in kleinen Siedlungen lebten. „Es ist spannend zu sehen, welche Prozesse im Mittelalter gleichzeitig abgelaufen sind.“ Bert Thissen weiß, dass die Klever sich für ihre Stadtgeschichte interessieren. „Es ist eine kleine Stadt mit großer Vergangenheit. Sie war Regierungssitz und Residenzstadt. Allerdings bildet sich in der Wahrnehmung doch ein gewisser Kanon heraus. Der Fokus liegt oft auf Anna von Kleve, Johanna Sebus und Prinz Moritz. Das sind natürlich wichtige Personen, aber andere Themen wie die Sozialgeschichte kommen meiner Meinung nach zu kurz.“

Neue Ansichten, neue Einsichten

Für die NRZ-Serie tauchen alle Autoren in die Historie ein. „Wir haben geschaut, welche Themen bislang zu kurz gekommen sind und wollen diese anhand von konkreten Ereignissen beschreiben“, erzählt Thissen. Es sei wichtig, dass jede Generation sich neu mit der Vergangenheit beschäftigt. „Denn Ansichten und Einsichten ändern sich. Man beurteilt Vorgänge neu und es ist gut, wenn man bereits bekannte Fakten noch einmal in einem neuen Licht betrachtet. Beim Studium meiner Themen habe ich, auch wenn ich mich gut mit der Materie auskenne, auch neue Einsichten gewonnen. Weil man einfach noch einmal Dinge zusammenfassen muss.“