Kleve. . Sparkassenchef Rudi van Zoggel ist mit dem bisherigen Prozess der Fusion zufrieden. 174 Stellen wurden neu besetzt

Für die Sparkasse Kleve war 2016 kein einfaches Jahr. Die Fusion mit den Häusern Emmerich-Rees und Straelen hat Energie gekostet. Ein halbes Jahr lang haben die Vorstände der Sparkassen intensiv verhandelt, ehe man am 4.Juli auf der Schwanenburg einen Vertrag unterzeichnen konnte. Sparkassenchef Rudi van Zoggel ist zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Fusion, die für viele Beteiligte im Haus strapaziös gewesen sei: „Im Nachhinein war dies die absolut richtige Entscheidung“, so van Zoggel im Gespräch mit der NRZ. Die Fusion stärke die Häuser und man könne insgesamt bessere Angebote machen, von denen die Kunden profitieren werden.

Digitalisierung nimmt zu

Der Kunde habe von der Fusion nur wenig mitbekommen. „Und das ist für uns ein gutes Zeichen“, so van Zoggel. Für ihn ist das Vertrauen zwischen Kunde und Bankberater nach wie vor vorhanden. Durch die Finanzskandale der vergangenen Jahre habe sicherlich die Skepsis gegenüber dem Bankensektor zugenommen und der Kunde schaue auch genauer hin, aber „die Gespräche mit unseren Kunden laufen nicht kritischer als vorher“, so van Zoggel.

Neue Aufgaben für Mitarbeiter

Nach wie vor sind nicht alle Prozesse zur Fusion der „Sparkasse Rhein-Maas“ vollzogen. Wie so oft steckt der Teufel im Detail. Es geht um Produkte und Preise, die angepasst werden müssen, es geht um neue Kontonummern und Mitarbeiter, die bis Mitte Dezember ihren Arbeitsplatz wechseln mussten. 174 Stellen wurden neu besetzt. Insgesamt hat die Sparkasse 590 Mitarbeiter, davon 234 in Teilzeit: „Die Fusion ist immer noch nicht ganz vollzogen“, so van Zoggel. Denn Mitarbeiter müssen noch weiter qualifiziert werden und auch technisch sind noch nicht alle Arbeiten abgeschlossen: Erst am 21. Oktober wird aus drei Häusern tatsächlich ein Unternehmen. „Es gibt so viele unterschiedliche Abläufe und Prozesse, die abzustimmen sind“, so Sprecher Ludger Braam.

Betriebsbedingte Kündigungen wurden vor der Fusion ausgeschlossen: „Dennoch wollen wir auch Stellen abbauen“, so van Zoggel. Auslaufende Stelle werden nicht mehr nachbesetzt: „Keine Frage, dass dies auch ein Teil des Fusionsnutzens ist“.

In Zukunft wird das Thema Digitalisierung noch wichtiger werden. Überweisungen kann man bereits seit Ende November schon über das Handy vornehmen – in dem man die Rechnung einfach abfotografiert. Die Umwandlung in eine Überweisung erledigt die App quasi von allein. Es sei wichtig, bei diesen Entwicklungen nicht den Anschluss zu verpassen, damit man auch noch attraktiv für jungen Menschen ist.

Organisatorisch hat man bereits vieles umgestellt. So wurden am Standort Emmerich die Organisation und die Verwaltung konzentriert (Rechtswesen, IT-Sicherheit), in Straelen erfolgen Nachbearbeitung, Marktservice und Kontoverwaltung und in Kleve wurden alle anderen Bereiche konzentriert. Die Umstellung habe funktioniert. Alle Mitarbeiter seien zufrieden, so van Zoggel: „Wir haben eine gute Stimmung“. Insgeheim habe er mit mehr Protesten gerechnet.

Das Geschäftsumfeld der Banken hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Durch die anhaltende Niedrigzinsphase und die restriktive Vergabe von Baugrundstücken in der ländlichen Region fällt es den Geldhäusern immer schwerer profitable Geschäftsfelder zu finden. In Kleve gibt es kaum noch freie Grundstücke, in anderen Kommunen des Kreises sei die Lage entspannter, so van Zoggel. Er erwartet in Zukunft ein größeres Wachstum bei den älteren Bestandsimmobilien, die meist kernsaniert werden müssen. Hier haben die Preise in den vergangenen Monaten deutlich angezogen.

Knackpunkt Baufinanzierung

Die Nachfrage sei da, der Knackpunkt sei aber die Finanzierung. Neue Regelungen des Gesetzgebers würden vor allem ältere Menschen benachteiligen, da man einen Kredit noch im Rahmen der Lebenserwartung abbezahlen soll. „Der Wert der Immobilie wird dabei gar nicht berücksichtigt“, bemängelt van Zoggel. Aber es gibt erste Anzeichen, diese Vorgaben wieder zu lockern: „Man hat wohl erkannt, dass man hier übers Ziel hinausgeschossen ist.“

Für das kommende Jahr werde es in Kleve keine Änderungen bei den Kontoführungsgebühren geben, so Rudi van Zoggel. Diese wurden bereits im April 2016 geändert. Man wird allerdings noch die unterschiedlichen Kontoführungsmodelle in Emmerich-Rees und Straelen angleichen müssen. Aus Sicht des Kunden sei ein Pauschalpreis für das Konto die sinnvollste Variante.