Kleve. . In Kleve wurden jetzt 17 sogenannte „Stolpersteine“ verlegt. Sie erinnern an das Leben und Schicksal verfolgter Klever in der Nazi-Zeit.
Wenn er zur Tat schreitet, dann redet Gunter Demnig nicht viel. Schnell, behände und wortlos greift er zu seinem Werkzeug, lockert die Pflasterung und tauscht sie mit neuen Erinnerungssteinen aus. 17 solcher „Stolpersteine“ hat Demnig am Dienstag in Kleve verlegt und damit den Anfang für eine neuartige Erinnerungskultur geschaffen. Ein kleiner Text, die Nennung der Namen, Wohnorte und Schicksale ehemaliger jüdischer Bewohner von Kleve werden darauf vermerkt. Sie sollen zum Nachdenken anregen und die Erinnerung an die Vernichtung und Demütigung der Juden in Europa wachhalten.
Der Klever Verein Haus Mifgash hat sich maßgeblich für die Errichtung der Stolpersteine eingesetzt. Edmund Verbeet, Ron Manheim und vor allem Helga Ullrich-Scheyda haben die Historie aufgearbeitet, Angehörige eingeladen, die Karl-Kisters-Realschule und das Stein-Gymnasium einbezogen. Entsprechend groß war die Anteilnahme an dieser Auftaktverstaltung. Bürgermeisterin Sonja Northing sagte, dass man einst namenlosen Opfern wieder einen Namen gebe. Die Stolpersteine machen ein Gedenken unausweichlich: „Man stolpert darüber, man kann nicht mehr wegschauen“, so Northing. Sie erinnerte an die 65 Millionen Menschen, die sich zurzeit weltweit auf der Flucht befinden. Auch hier dürfe die moderne Gesellschaft nicht wegschauen.
Erinnerung an mehrere Klever Familien
Am Dienstag wurden die ersten Steien für Hedwig und Wilhelm Müller verlegt. Sie wohnten in dem Haus an der Kavarinerstraße 31. Heute befindet sich hier das Architekturbüro von Barend van Ackeren. Auch damals gehörte das Haus schon der Familie. Heinrich van Ackeren, der Großvater des heutigen Besitzers, hat damals eine Wohnung an die Müllers vermietet. Beide haben den Holocaust überlebt, waren aber für ihr weiteres Leben schwer gekennzeichnet.
Ebenfalls auf der Kavarinerstraße wurden Stolpersteine für Helene, Bernhard, Ernst, Else, Friedrich und Ilse Gonsenheimer verlegt. Etwas weiter auf der Tiergartenstraße wird jetzt auch der Familie Franken gedacht. Demnig verlegt hier Steine für Erna, Aron, Ellen und Horst Franken.
Aus München reisten Zofia und Ron Jakubowicz an. Zofia Jakubowicz ist die Tochter von Max Gonsenheimer, der gemeinsam mit Sophie, Henny, Paul und Jenny an der Tiergartenstraße 24 gewohnt hat. Die Familie Gonsenheimer führte ein Kaufhaus in Kleve. Die Nazis haben das Leben der Familie brutal zerstört. Schon 1933 wurde das Kaufhaus boykottiert und wurde dann verpachtet. Max Gonsenheimer konnte nach Palästina fliehen. Viele seiner Familienmitglieder wurden von den Nationalsozialisten getötet.