Kleve. . 17 Stolpersteine erinnern bald an jüdische Bürger aus Kleve. Initiator ist der Arbeitskreis Geschichte des Vereins Haus Mifgash

„Wir holen Menschen zurück nach Kleve, die hier aus einem ganz normalen bürgerlichen Leben herausgerissen wurden“, bringt es die Historikerin Helga Ulrich Scheyda auf den Punkt. Sie spricht von den „Stolpersteinen“, die in den meisten anderen Städten und Gemeinden im Kleverland bereits an die Geschichte der verfolgten jüdischen Mitbürger erinnern. Und nun auch in Kleve entsprechend verortet werden. Zu verdanken ist dies dem Arbeitskreis (AK) Geschichte des Vereins Haus Mifgash, der die Realisierung dieses Projekts in die Wege geleitet hat.

Scheyda ist Leiterin des AK und hat in endlos vielen Stunden das Leben, die Flucht und auch die Ermordung der Klever Juden recherchiert – und tut es noch. „Denn unser Ziel ist ganz klar die Verlegung eines Steins für jeden Menschen, der im dritten Reich verfolgt, vertrieben oder ermordet wurde“, betont die engagierte Historikerin. Nach Diskussionen über das Für und Wider der Stolpersteinaktion stimmte zuletzt auch der Rat einstimmig dafür (die NRZ berichtete).

Verlegung der Stolpersteine wird auf den Koekoekplatz übertragen

Die AG Geschichte hat lange daran gearbeitet, jetzt folgt am Dienstag, 22. November an vier Orten in der Kavariner- (Nummer 46 und 31) und in der Tiergartenstraße (24 und14) die Verlegung. „Mit dem Urheber der Stolpersteinaktion, Künstler Gunter Demnig aus Köln, werden dann insgesamt 17 (von letztendlich wohl um die 120) Stolpersteine verlegt“, freut sich auch Arbeitskreismitglied Edmund Verbeet. Die Erstverlegung wird um 14.45 Uhr starten und in ein kurzes Programm mit Texten und Musik eingebunden sein. Daran sind auch an zwei Verlegungen die Lehrer Kristine Hegemann (Karl-Kisters-Realschule) mit Zehntklässlern und Nils Looschelders (Freiherr-vom-Stein-Gymnasium) mit Schülern aus der 11 beteiligt.

Die beiden Geschichtslehrer freuen sich, dass sie durch die Mitgestaltung der Verlegung „Geschichte und Erinnerung zum Anfassen vor Ort“ für ihre Schützlinge haben. Die Steine-Verlegung wird mittels Leinwand von allen vier Verlegeplätzen auf den Koekoekplatz übertragen, so dass Interessierten sie verfolgen können. Und die Verlegung findet bei jedem Wetter statt. Gegen 19 Uhr wird der Stolperstein-Initiator und deutschlandweiter Voranbringer des Projekts gegen das Vergessen, Demnig, im Haus Koekkoek zur Idee und zum Inhalt der Aktion einen Vortrag halten. Der Eintritt ist frei.

Stolpersteine sind eine Ergänzung zum Synagogenplatz

Der Vorsitzende des Vereins Haus Mifgash, Ron Manheim, betonte noch einmal, wie wichtig die Stolpersteine für Kleve seien. Schließlich seien die jüdischen Klever nicht nur auf ihr Judentum zu reduzieren, sondern sie seien Bürger wie Du und ich gewesen. „Als Ergänzung zum Synagogenplatz sehen wir das Projekt Stolpersteine“, betonte auch Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing. „Wir verorten hier am 22. November das Gedenken an ermordete und vertriebene Menschen.“ Die Erinnerungskultur sei wichtig, weil sie auch Einfluss darauf habe, wie wir heute mit den Flüchtlingen umgehen. Infos zu den jüdischen Familien aus Kleve auch im Netz unter mifgash.de