Kleve. . Auto mit anderen teilen und immer wieder mal für ein paar Stunden mieten – Ergänzung zu Bus und Bahn

Nicht jeder kann oder will sich ein Auto leisten. Nicht jeder braucht den vierrädrigen Untersatz häufig. Da lohnt es sich, ein Auto zu teilen – mit vielen, vielen anderen Fahrern. „Carsharing“, also Auto-teilen, ist in größeren Städten üblich. Aber im ländlichen Bereich lohne es sich nicht, lehnten große Anbieter bisher ab. Ein Autohaus in Kleve tritt nun den Gegenbeweis an. Mit drei Autos macht Ford Ebber den Anfang. Die Stadt stellt ab sofort dafür drei feste Parkplätze bereit: am Bahnhof, auf dem Minoritenplatz und an der Fahrradladestation vor dem neuen Rathaus.

Wer diese Autos oder auch eines bei Partnern in Hamburg oder ein Elektroauto in Köln oder sonstwo in ganz Deutschland nutzen will, der meldet sich einmalig an und bekommt eine Kundenkarte – momentan als Anstoß-Werbung bis Ende August für 9,90 Euro (sonst 49 Euro). Hält man diese vor ein Lesegerät in der Frontscheibe des Gemeinschaftsautos, öffnet sich die Tür. Der Schlüssel liegt im Handschuhfach – aber auch er funktioniert nur mit Kundenkarte, Diebstahl lohnt sich also nicht – zumal das Fahrzeug mit GPS punktgenau geortet werden kann.

Auch die Tank-Karte, die im Auto liegt, ist nur vom gebuchten Nutzer zu gebrauchen – fürs Tanken und Autowaschen zahlt er nichts extra. Man bucht per Telefon, Internet oder App auf dem Handy. Berechnet wird nach Stunden und gefahrenen Kilometern (19 Cent). Nachts kostet’s pro Stunde 1,50 Euro für einen Ford Ka oder Ford-Fiesta, tagsüber 2,50 pro Stunde. Braucht man das Auto den ganzen Tag, zahlt man zwischen 39 und 50 Euro, für Folge-Tage 29 Euro. Abstellen muss man das Gefährt am Ausgangsort, schließt ab mit der Kundenkarte – Ende der Buchung. Zahlung monatlich per Lastschrift. Wieviel jede einzelne Fahrt wohl kosten mag, kann man vorher auch auf der Internetseite selbst errechnen. „Das ist für junge Leute, die nicht immer Geld in der Tasche haben, schon wichtig,“ weiß Markus Fischer. Der junge Mann aus dem Bocholter Autohaus machte dort seit Mai 2014 gute Erfahrung mit der organisierten gemeinschaftlichen Nutzung von Kfz. Auch in Wesel läuft’s seit vorigen November. Da nutzen oft Bahncard-Kunden diese Ergänzung zum Öffentlichen Personennahverkehr.

Als solche sieht es auch Stephan Kreth von der NIAG in Kleve an: Keine Konkurrenz, ein Plus zu Bus und Bahn. „Deshalb macht die NIAG Werbung außen und in den Bussen fürs Carsharing. Die Fahrer sind geschult darin, darüber Auskunft zu geben“.

„Ich bin überzeugt vom Carsharing, das ist eine tolle Sache. Zumal Kleve eine Klimaschutzkommune sein möchte“, sagte gestern Bürgermeisterin Sonja Northing. Ein Fahrzeug für mehrere sei umweltverträglich und mindere Staus. Gerade auch für Studenten, „die ein Auto als Statussymbol nicht brauchen“, sei das Angebot sinnvoll. Allen, auch Senioren, die Unterhalt, Wartung, Reparatur eines Wagens sparen wollen, empfiehlt sie das Modell. Sie wünsche sich noch einen Standort in der Oberstadt. Bei Bedarf kein Problem, sagte Rolf Laubisch vom Autohaus Ebber. Gezielt bekannt gemacht werden soll Kleves Carsharing bei Hochschule, Hotels und größeren Firmen.