Weeze /Kreis Kleve. Zum ausverkauften Parookaville-Festival werden Mitte Juli in Weeze 50.000 EDM-Fans erwartet. Das erwartet die Besucher in der “Stadt auf Zeit“.
„Wir werden die Ecke hier ein bisschen wuschig machen für ein Wochenende“, freut sich Bernd Dicks, einer der drei Gründer von „Parookaville“. Das Wort elektrisiert 50.000 junge Leute.
Vom Anreise-Donnerstag, 14. Juli, bis zum Abreise-Sonntag 17. Juli, bevölkern sie die "Stadt auf Zeit" bei Weeze, feiern ab zu elektronischer Dance-Musik (EDM). „Drei Jungs vom Dorf wollten eine geile Party schmeißen“ beschreibt Bernd Dicks, wie es anfing. Es brachte ihm und seinen Freunden Norbert Bergers und Georg van Wickeren zur Premiere voriges Jahr gleich drei Preise als bestes Festival ein.
30 Sonderzüge zum ausverkauften EDM-Festival unterwegs
Wahrscheinlich deshalb, weil die Macher an so viele Kleinigkeiten denken, die den Erfolg ausmachen, weshalb man gern ein „Bürger von Parookaville“ wird. So rollen diesmal zum ausverkauften Festival 30 Sonderzüge, tagsüber halbstündlich und erstmals im Kreis Kleve auch jede Stunde Freitag- und Samstagnacht, um den Zustrom zu entzerren.
Shuttlebusse verbinden den Bahnhof Weeze mit dem Festivalgelände am Airport. 80 Prozent kommen per Auto. Für sie wird die Ampel an der Problemkreuzung B 9 Aral-Tankstelle ausgesetzt und der Verkehr von der Polizei manuell geregelt. Staus wird’s trotzdem geben. Umleitungen sind vorbereitet, speziell für Flughafen-Kunden.
Campingplatz wurde verdoppelt, keine Sorge vor Starkregen
Der Campingplatz wurde auf 25.000 Zeltplätze verdoppelt (wassergespülte Toiletten). Bernd Dicks aus der Landwirtfamilie hat von den Bauern Felder nördlich der K 37 angepachtet und sogar die Fruchtfolge zur Ernte besprochen – „In der ersten Juliwoche kommt die Gerste runter“. Wiesen an der Baaler Straße und auf der andren Seite von Parookaville pachtete er als Pkw-Parkplätze. Camper starten am Anreise-Donnerstag bereits in der Kiesgrube hinter den Riesen-Buchstaben ihre Pre-Party mit Stuntman-Bahn u.a.
Die Sorge ist gering, dass das Festival ebenso in Fluten versinken könnte wie „Rock am Ring“ oder „Hurricane“. Denn der Campingplatz für 25.000 Zelte ist auf durchlässigem Sandboden gebaut und alle zehn Bühnen und Wege im Festivalgelände stehen auf Beton. Hangar und Bunker im ehemaligen Militärflug-Areal bieten Schutz vor Unwettern.
Freitag und Samstag legen 150 internationale Künstler der EDM-Szene – u.a. Steve Aoki, Felix Jaehn, Martin Solveig, Afrojack – an zehn Bühnen auf. Die Mainstage, wieder von den Bühnenbauern des Tomorrowland-Festivals errichtet, wird drei mal so breit wie voriges Jahr: 80 Meter und 32 m hoch. Vor der Hauptbühne im „Hexenkessel mit geilen Lichteffekten“ haben 25 000 Leute Platz. „Mehr als einmal Gänsehaut“ verspricht Bernd Dicks und beschreibt geheimnisvoll „zwischen Wald rechts und links Futur Retro Industrial Style, als ob Bill Parooka seine Werkstatt geöffnet hätte“.
In der Parookaville-Kirche kann sogar geheiratet werden
Wald, auch der ist dieses Jahr mitten im Gelände frei zugänglich. Hängematten schaukeln darin, Riesen-Teddybären und Mega-Spinne warten in der Chill-Out-Area. Denn auch Festivalbesucher brauchen mal Ruhe. Die bekommen sie ebenso in der „Ess-Meile“, die nicht aus weißen Zelten, besteht sondern sich jetzt in der Kulisse einer Straßenfassade über 120 Meter zieht – mit Früchten vom Bauernmarkt Lindchen, Catering von Kanders und Quartier, Brötchen von Reffeling: Auf regionale Partner legen die Weezer Macher eben Wert. Selbst die Wasserleitung – für Festivalbesucher kostenloses Trinkwasser – wird vom Sanitärbetrieb Mänche organisiert.
Drei Kilometer Lichterkette hängen Sportler vom „Sturmholz Wissen“ auf. Am 700-qm-Pool wacht die DLRG Weeze. Statt Bretterzaun säumen 20 Seecontainer mit originellem Aufbau den „Boulevard“. Dicks: „Meine Mutter züchtet seit Wochen Blumen dafür“.
Es gibt eine Parookaville-Fashion-Line. In der „Kirche“ wird tatsächlich geheiratet – DJ Tujamo ist Trauzeuge. Youtuber treffen sich mit Fans. Man kann das Parookaville-Logo in die Schuhsohle brennen lassen. Oder gleich tätowieren: von Profis, die in den Zellen des „Gefängnisses“ einsitzen. Im Rathaus, unter Tränen der Anstrengung aus einem Bunker geschnitten – „das wird fett aussehen“ – gibt es die Einwohner-Pässe und das Fundbüro.
Für den 450-Euro teuren Zugang zum doppelstöckigen „Platinum-Club“ sind noch ein paar Karten zu haben.