Kleve. Ein Stalker bedrohte und verfolgte seit Monaten eine 25-Jährige und deren Bekannte in Kleve. Jetzt verletzte er einen 40-Jährigen lebensgefährlich.

Blutüberströmt lag der 40-jährige Mann vor dem Haus an der Nassauer Allee in Kleve. Mit einem gezielten Stich in den Hals wurde er am frühen Samstagmorgen gegen 5.43 Uhr lebensbedrohlich verletzt. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Täter um den 38-jährigen Deutschen Andrej H. handelt, der die 25-jährige Bekannte des Opfers zuvor massiv gestalkt und belästigt haben soll. Der mutmaßliche Täter wurde noch am Samstagmorgen um 8.50 Uhr in seiner Wohnung in Kleve-Materborn festgenommen. Am Sonntag wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Er erließ einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes, heimtückisch, aus niedrigen Beweggründen.

Das 40-jährige Opfer erlitt sehr starke Verletzungen, teilt die Mordkommission in Krefeld mit. Neben den Halsorganen sei durch den Stich auch eine Schilddrüsenarterie verletzt worden, was zu der starken Blutung geführt habe. Der Mann konnte durch eine Notoperation gerettet werden und war am Sonntag wieder bei Bewusstsein und außer Lebensgefahr. Er wurde in einer Spezialklinik für Gefäßchirurgie behandelt.

Mann verfolgte Frau

Was war passiert? Nach Angaben der Mordkommission Krefeld hat der 38-jährige Andrej H. die Frau am Samstag mit einem roten Mercedes A-Klasse verfolgt. Er hatte in der Nacht vor und nach der Tat vielfach versucht, sie und ihre Großmutter anzurufen. Die Autos des 40-jährigen Opfers und der 25-Jährigen wurden auf der Nassauer Allee beschädigt und es wurden Blumentöpfe umhergeworfen. Die 25-Jährige, die sich in der Erdgeschosswohnung aufgehalten hat, ist auf die Geräusche aufmerksam geworden und in die Küche gegangen, welches ein Fenster zur Straßenseite hat.

Hier hat sie den 38-jährigen Ex-Freund vor dem Fenster gesehen, dieser habe sich aber sofort geduckt. Die 25-Jährige hat aufgeregt ihren Bekannten gerufen, der das Fenster öffnete. In diesem Augenblick sei der Beschuldigte hochgesprungen und habe dem 40-Jährigen mit einem messerähnlichen Gegenstand in den Hals gestochen. Obwohl sofort Blut aus dem Hals spritzte, ist es dem 40-Jährigen geglückt das Fenster zuzudrücken.

Die 25-jährige ist danach ins Bad gelaufen, um ein Handtuch zu holen, um die stark blutende Wunde zu stillen. Sie bemerkte, dass der 38-Jährige versuchte, durch ein anderes auf Kipp stehendes Fenster in die Wohnung einzudringen. Es gelang ihr das Fenster zuzudrücken. Danach verschwand der Täter.

Auch Bekannte der Frau bedroht

Die 25-Jährige wurde offenbar bereits seit mehreren Monaten von dem 38-jährigen Mann bedroht und verfolgt. Sie soll ihn Ende 2015 kennengelernt, sich aber kurz darauf getrennt haben. Danach soll er sie massiv gestalkt und bedroht haben. Nach Aussagen der Mordkommission Krefeld hat der 38-Jährige sie regelmäßig verfolgt und sie an ihrer Wohnung und an der Arbeitsstelle bedroht. Auch mit Anrufen. Der Bekanntenkreis der 25-jährigen – Freunde, Mutter und Großmutter – wurde nicht verschont. Der arbeitslose Andrej H. drohte Gewalt an, u.a. Männern, mit denen sie Kontakt hat, den „Hals durchzuschneiden“, so die Mordkommission in einer Presseerklärung.

Im Februar wurde gegen den 38-Jährigen durch das Amtsgericht Emmerich jegliche Annäherung und Kontakt zur 25-Jährigen untersagt. Daran hielt er sich allerdings nicht und es wurde ein Ordnungsgeld verhängt. Auf Ansprache durch die Polizei stritt er Annäherungen und Straftaten ab, gab sich einsichtig und kooperativ. Tatsächlich soll er seine Bedrohungen fortgesetzt haben.

38-Jähriger streitet die Tat ab 

Der 38-jährige Tatverdächtige wurde am Wochenende durch die Mordkommission Krefeld vernommen. Der Beschuldigte bestreitet die Tat. Wo er das Tatwerkzeug beseitigte ist unbekannt. Es konnte weder in seiner Wohnung noch in dem von ihm benutzten Fahrzeug aufgefunden werden.

Es wurde bekannt, dass Andrej H. früher in Leverkusen wohnte und dort schon gegenüber einer Freundin, die sich von ihm getrennt hatte, in gleicher Weise handelte. Hier lag ein Haftbefehl wegen Nötigung und Bedrohung gegen ihn vor, der wegen Teilzahlung der verhängten Strafe außer Vollzug gesetzt wurde.

Polizei schaltete sich ein

Wie Gerd Hoppmann, Leiter der Krefelder Mordkommission mitteilte, wurde die Bedrohungslage durch die Polizei in Kleve sehr ernst genommen und alle möglichen Maßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz eingeleitet. Die Anzeigen wurden aufgenommen, so genannte Gefährderansprachen erfolgten und es erfolgten regelmäßig Gefahrenbewertungen. Die Staatsanwaltschaft wurde durch die Klever Polizei regelmäßig über den Sachstand informiert.

Um das Opfer zu schützen, wurden umfangreiche Schutzmaßnahmen eingeleitet. Die Geschädigte sollte der Polizei regelmäßig mitteilen, wo sie sich aufhält. Dort wurde dann regelmäßig durch uniformierte Polizeibeamte kontrolliert und Kontakt zu ihr aufgenommen. Die Geschädigte arbeitet in einer Spielhalle, wo sie in der Tatnacht bis nach 1 Uhr ihren Dienst versah. Auch hier erfolgten Kontrollen durch die Polizei. Danach teilte sie allerdings nicht mit, dass sie sich nicht an ihrer Wohnanschrift sondern bei einem Bekannten auf der Nassauer Allee aufhielt.

Zeugen, die in der Nacht zu Samstag, 2. April, verdächtige Beobachtungen vor dem Haus Nassauer Allee 186 oder im Zusammenhang mit einem roten Mercedes A-Klasse gemacht haben, werden gebeten, sich bei der Polizei in Krefeld zu melden: 02151/504-0 (263)