Kreis Kleve. . Der kleine Zugvogel kämpft jetzt um sein Revier und schaut dabei manchmal aus dem Schilf heraus.
Ostern liegt nun hinter uns, aber der Frühling scheint jetzt erst richtig auf Touren zu kommen. Neben den Frühblühern in Gärten und Parks gibt es auch in der Tierwelt schon viele Anzeichen dafür. In den stillen Gewässern und Tümpeln habe ich schon die ersten Laichballen der Grasfrösche gesehen, die nun nach und nach an die Oberfläche kommen. Auch in der Vogelwelt sind die Anzeichen nicht mehr zu übersehen.
Der morgendliche Gesang von Amsel und Singdrossel ist überall zu hören, erste Amseln sind schon mit dem Nestbau beschäftigt. In der Feldflur sind die Uferschnepfen und Rotschenkel zurück, während die Brachvögel schon ihre Revier abgrenzen und die ersten Kiebitze sitzen bereits auf dem Gelege und brüten. Ich war noch kurz vor Ostern im Kranenburger Bruch spazieren und habe den noch kalten Vorfrühling genossen. Dabei habe ich zum ersten Mal in diesem Jahr den Zilpzalp mit seinem noch etwas gestottertem „zipzip-zilpzalp“-Gesang gehört. Aus dem Schilf kamen auch die Rufe der Wasserralle, einem verborgen lebenden Vogel, der im Kranenburger Bruch auch noch regelmäßig zu hören ist.
Ich bin dann auch an die Stellen gegangen, von denen ich immer recht gut Blaukehlchen beobachten kann. Ganz angestrengt habe ich gelauscht und war mir einmal sogar fast sicher, dass ich den Gesang kurz gehört hätte. Aber dann fing der Wind wieder an zu rauschen und der Gesang kam nicht wieder. Aber es ist jetzt die Zeit, wo die Blaukehlchen jederzeit wieder aus den Winterquartieren zurück sein müssten. In der vorletzten Woche war ich in Spanien, wo wir hin und wieder durchziehende Blaukehlchen beobachten konnten. Und in der letzten Woche hat ein Kollege von mir ein Blaukehlchen in der Hetter gesehen, das dort an einem Saum in den Wiesen eine Rast machte.
Das Blaukehlchen ist ein überaus schöner Vogel, der mit seiner blau glänzenden Kehle und dem weißen „Stern“ darin irgendwie edel aussieht - wenn man das Glück hat und den Vogel von vorne beobachten kann. Dreht das Blaukehlchen dagegen dem Beobachter den Rücken zu, so wirkt der Vogel sehr eintönig braun und ist in seinem Lebensraum im Schilf kaum zu entdecken. Hinzu kommt, dass der Vogel sich vor allem meistens am Boden oder zumindest bodennah aufhält. Kaum eine Chance für eine Beobachtung im dichten Schilf!
Aber manchmal fliegt der Vogel eben auch auf und dann hat man seine Chance: Der Ansatz der Schwanzfedern ist nämlich charakteristisch rotbraun gefärbt. Mit etwas Übung und einem guten Fernglas kann man allein daran ein Blaukehlchen erkennen.
Ein zweiter guter Ansatz, ein Blaukehlchen im Schilfgebiet zu entdecken, geht über den Gesang. Das Liedchen des Blaukehlchens ist eine zum Teil flötende Melodie, die jedoch oft zuerst sehr zögernd und dann etwas beschleunigt mit so etwas wie „dip dip dip-dip-dip ...“ eingeleitet wird und dann ein Gemisch aus trillernden, schnurrenden, zischenden Lauten enthält. So steht es auch im „Kompendium der Vögel Mitteleuropas“ beschrieben. Zugegeben, das ist nicht besonders gut zu merken. Zu hören ist der Gesang am besten bevor das Vogelkonzert der anderen Schilfbewohner startet, etwa ein bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang. Eine nicht besonders lukrative Zeit für einen entspannten Spaziergang. Zudem imitieren Blaukehlchen noch den Gesang anderer Vögel. Das ist auch nicht sehr hilfreich zum Erkennen dieses schönen und sogar ein bisschen tropisch wirkenden Vogels. Bleibt also nur, auf die Glückskarte zu setzten. Und hierbei ist jetzt in der Tat die beste Zeit, denn die Blaukehlchen kämpfen jetzt um ihre Reviere. Und dabei schaut der eine oder andere Vogel schon mal länger aus dem Schilf heraus und lässt sich dann in der warmen Frühlingssonne schön beobachten.